Online-Vortrag der Stadt Stockach in Kooperation mit der vhs
„Demokratie – eine deutsche Affäre“
Stockach. Dass alle Menschen - wirklich alle! - gleich sein sollen, galt die längste Zeit als absurd. Dieses Grundprinzip der Demokratie und seine Geschichte in Deutschland sind Thema des Online-Vortrags von Prof. Dr. Hedwig Richtern am kommenden Montag 22. März um 19:30 Uhr. Auf Einladung der Volkshochschule des Landkreis Konstanz und des Stadtmuseums Stockach spricht Richter über ihr neues Buch „Demokratie – eine deutsche Affäre“. Richter erklärt wie die revolutionäre Idee der Demokratie aufkam, allmählich Wurzeln schlug, auch in Deutschland, und gerade hier so radikal verworfen und so selbstverständlich wieder zur Norm wurde wie nirgends sonst.
Politikverdrossenheit und geringe Wahlbeteiligungen lassen die Alarmglocken schrillen: Demokratie in der Krise! Wer heute Angst vor dem Untergang der Demokratie hat, dem entgegnet Richter, dass Demokratie auch von der Krise lebt. Von Anfang an bedurfte es besonderer Anstrengungen – von Alkohol über Geld bis zum staatlichen Zwang –, um Menschen zur Wahl zu bewegen. Ein besserer Gradmesser für die Demokratisierung ist daher der Umgang mit dem menschlichen Körper: die Abschaffung von Leibeigenschaft und Prügelstrafen, der steigende Wohlstand, die Humanisierung der Arbeit, die gleiche Behandlung der Geschlechter. Hedwig Richter erzählt die Geschichte der Demokratie als eine Chronologie von Fehlern, Zufällen und Lernprozessen, in deren Zentrum der Zivilisationsbruch des Holocaust steckt. Ihr anschauliches, erfrischend thesenstarkes Buch konzentriert sich auf Deutschland, weil gerade an der deutschen Affäre mit der Demokratie deutlich wird, wie international verflochten die Wege zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind.
Der Vortrag ist kostenlos und findet über Zoom statt. Anmeldung über www.vhs-landkreis-konstanz.de
Hedwig Richter ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie- und Diktaturforschung und die Geschichte Europas und der USA im 19. und 20. Jahrhundert. Ihre Forschung wurde 2020 mit dem Anna Krüger Preis für „ein hervorragendes Werk in einer guten und verständlichen Wissenschaftssprache“ vom Wissenschaftskolleg zu Berlin ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie für ihre Demokratie-Forschung den Offermann-Hergarten-Preis der Universität zu Köln (2010) und den Stiftungspreis der Demokratie-Stiftung (2018).
Hedwig Richter schreibt regelmäßig für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung, die ZEIT und die taz.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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