Abseits von Vorgartenspießigkeit: »Berta Epple«
Breitseiten von Berta

Foto: Kontrastreich: »Berta Epple« – rotzfrech, selbstbewusst, gekonnt. swb-Bild: sw
  • Foto: Kontrastreich: »Berta Epple« – rotzfrech, selbstbewusst, gekonnt. swb-Bild: sw
  • hochgeladen von Redaktion

Stockach (sw). Berta Epple. Klingt nach Kittelschürze, Kehrwoche und Kleinkariertheit. Behäbig, bieder, besonnen. Fade, fahl, farblos. Das täuscht. »Wir sind die super-duper schnelle Kapelle«, verkündet der riesengroße Bobbi Fischer mit riesengroßer Langsamkeit. »Berta Epple« setzen auf Kontraste. Im Namen. Im Auftritt. Im Musik-Mix. Und auch sonst. In rotzfrecher Selbstverständlichkeit werfen sie urschwäbische Vokabeln ins voll besetzte Bürgerhaus »Adler Post« in Stockach und können damit urbadische Sympathien gewinnen. Ihr Können, ihre Aufrichtigkeit, ihr Humor überzeugen über Sprachgrenzen hinweg. Selbst Gemachtes und Gecovertes. Jazzig-wehmütiger Weltschmerz und beschwingt-swingende Lebenslust. Nachdenkliches mit Botschaft und Klamauk mit Nonsens: »Ein Fahrrad ist auch eine Art Cabriolet.«

Ein starkes Terzett, das auch durch eine männlich-zusammenschweißende Kumpelhaftigkeit besticht. »Berta Epple« beenden mit ihrem Auftritt die laufende Saison der Stockacher Kleinkunstreihe, wie Kulturamtsleiter Stefan Keil ausführte. Und sie unterstützen gute Zwecke, wie »Lions«-Präsident Stefan Gräsle in seinem Statement betonte: Das Benefiz-Konzert, eine erstmalige Kooperation von Kulturamt und »Lions-Club«, kommt dem Krankenhaus Stockach und der Schulsozialarbeit des »Nellenburg-Gymnasiums« mit der Aufführung von Theaterstücken gegen Cyer-Mobbing zu Gute. Stefan Gräsle kennt Bobbi Fischer, Gregor und Veit Hübner vom gemeinsamen Studium in Stuttgart, hat sie verpflichtet, als sich seine »Lions«-Präsidentschaft abzeichnete, und hat während des Konzerts jede Menge Spaß.

Bei den anderen muss das Eis gebrochen und mit heißen Rhythmen zum Schmelzen gebracht werden. Das erste Stück ist sehr jazzig. Eher für den Liebhaber als den gelegentlichen Besucher geeignet. Doch dann gewinnen die Männer aus Ebersbach an der Fils bei Göppingen, aus dem Korntal und der Nähe von Ravensburg. Sie gewinnen mit dieser burschikosen Coolness von Gregor Hübner, der jungenhaften Bassisten-Ruhe von Veit Hübner mit dem kecken Käppi und der langen Freundlichkeit von Bobbi Fischer mit der feschen Fliege und den grünen Socken zu gelben Schuhen und roter Hose.

Früher haben die Drei bei »Tango Five« gespielt, nun gehen sie getrennt gemeinsame Wege. Sehr eigene Wege. Es gibt Schöneres als einen Daimler, singen sie. Nicht-Materielles etwa. Aber am Ende meinen sie doch: »Ein Daimler wäre schon nicht schlecht.« Und »Alles ist Bio«. Auch Tinnitus und Hexenschuss. Und zum Wiederholen eines unwiederholbaren Zungenbrechers holen sie auch Stefan Gräsle und Hubert Wehinger, Ehemann der »Grünen«-Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger, auf die Bühne. Die eine kesse Sohle auf's Parkett legen.

Macht Spaß mit ihnen. Aber nicht nur. Gänsehaut können sie auch produzieren. Mit Teufelsgeigen, pochender Perkussion, Virtuosität an vielen Instrumenten. Sogar die unvermeidlichen Hinweise auf CD-Käufe sind leicht-locker. Weit entfernt von Kittelschürze, Kehrwoche und Kleinkariertheit.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.