Tragödien und Glücksfälle: Gedenken an Korbinian Brodmann
Berühmt wie Einstein

Florian Zindeler  | Foto: Einer der engagierten Väter des Korbinian-Brodmann-Museums: Hermann Strohmaier mit Bürgermeister Florian Zindeler.swb-Bilder: Grunewald
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Hohenfels/Liggersdorf. Ein kleiner Ort erinnert an seinen größten Sohn! In Hohenfels-Liggersdorf wurde der Gehirnforscher Korbinian Brodmann vor 150 Jahren geboren, vor 100 Jahren ist er in Berlin gestorben – darum ist 2018 ein doppeltes Gedenkjahr. Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Gedenkveranstaltung in der Schule, die seit 1986 den Namen des Wissenschaftlers trägt. Diese Namensgebung, so erinnerte Bürgermeister Florian Zindeler beim Festakt, geschah auf Initiative von Hermann Strohmaier. Der ehemalige Schulleiter hatte zudem ab 1980 mit Unterstützung zunächst von Bürgermeister Franz Moser und Brodmanns Tochter Ilse, anschließend mit Hilfe von Bürgermeister Hans Veit mit dem Aufbau einer Erinnerungsstätte »für unseren Korbinian«, so Strohmaier, begonnen. Die Ausstellungsstücke wurden zunächst im alten Schulhaus, ab 2009 in einem Museum im Rathaus von Liggersdorf gezeigt. »Ein Lebenswerk«, befand Zindeler, der Strohmaier ebenso dankte wie Jochen Goldt vom Bürgerverein »Hohenfels hat Zukunft«.

Die Bemühungen um Korbinian Brodmann haben ihre Berechtigung. Denn ihm gelangen bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Erforschung der Großhirnrinde, die Generationen von Hirnforschern bis heute prägen, so Professor Karl Zilles aus Jülich in seiner Festansprache: Mit etwa 170.000 Zitaten aus seinen Werken im weltweiten Web könne sich Brodmann zudem in eine Reihe mit Prominenten wie Albert Einstein stellen. Sein Werk sei gerade mit der Entwicklung völlig neuer Bildgebungsverfahren unseres Gehirns »höchst lebendig« geblieben, so Zilles, da die Brodmann‘schen Hirnkarten ob ihrer Präzision schon seit 1909 Grundlage für chirurgische Eingriffe boten. Die Wanderausstellung »Vom Hütebub zum Professor«, konzipiert von Professor Thomas Müller und Dr. Uta Kanis-Seyfried von der Universität Ulm, legt mittlerweile ebenfalls Zeugnis vom nachhaltigen Wirken des gebürtigen Liggersdorfers ab.

Zilles, der alle versammelten Fachleute »auf den Schultern von Brodmann« stehen sieht, umriss in seinem lebendigem Vortrag dessen Leben, das »voller Tragödien, anhaltender Probleme, aber auch von Glücksfällen« gezeichnet war. Auf dem Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere, als er gerade geheiratet hatte, erstmals Vater sowie Abteilungsleiter in der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München, dem späteren Max-Planck-Institut für Psychiatrie, geworden war, starb er mit knapp 50 Jahren. Eingerahmt von schwungvollen Liedern des Schulchores, hervorragend organisiert von Schulteam, Schul-Förderverein sowie Bauhof, fand die Gedenkveranstaltung mit »Verdi Prati« von G. F. Händel, vorgetragen von Tatjana Griesner und begleitet von Manfred Kehlert, ihren Abschluss. Bernhard Grunewald

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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