SchülerInnen aus Lviv im Nellenburg-Gymnasium
Auf den Spuren von Lebenswegen unterwegs
Stockach. Derzeit sind die Begegnungen zwischen dem Nellenburg-Gymnasium in der Schule Nr. 28 Lviv (Lemberg) leider einseitig durch den noch immer andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine. Aber zum zweiten Mal ist es immerhin gelungen, dass eine Klasse mit Schulleiter Ivan Lozenko und den Lehrerinnen Olena Deineko und Nadia Holubovych für zehn Tage hier in den Hegau reisen konnten. Wie gefährlich und unruhig das Leben auch für die SchülerInnen ist, die an ihrer Schule sehr intensiv Deutsch bis zu "C1"-Niveau lernen, was sie für das Studium in Deutschland befähigt, machten eine Woche zuvor die Raketenangriffe auf die Stadt im Westen der Ukraine deutlich, die mehrere Menschenleben kosteten. Das Leben mit den Warnmeldungen, die über die Smartphones ständig ausgegeben wurden, gehört für die Menschen dort zum neuen Alltag - und deshalb genossen sie diese "warnfreien" zehn Tage hier im Hegau ganz besonders.
Lebenswege
"Wege beschreiten", also Lebenswege und Schicksalswege, waren das Thema für die SchülerInnen aus der Ukraine und dem Hegau, das sie sich mit einem sehr intensiven Programm erarbeiteten und am letzten Tag vor der Abreise präsentierten. Claudia Weber-Bastong, die seitens des Nellenburg-Gymnasiums das Projekt betreut, berichtete, dass die SchülerInnen unter anderem Exkursionen nach Ravensburg, Ulm und auf die Höri unternommen hatten. Dort gingen sie der Geschichte der sogenannten "Schwabenkinder", der Donauschwaben oder auch dem Leben Hermann Hesses auf die Spur.
Da hatten sich die SchülerInnen über ihre Exkursionen spürbar in die Thematik hinein gekniet, wie das ist, wenn man wegmuss aus der Heimat - weg in eine Fremde.
Als Kind zum Schuften bei den Bauern in Oberschwaben, damit sich daheim die Familie über Wasser halten kann. Die Donau runter aus Schiffen, die nur eine Fahrtrichtung konnten, eben stromabwärts, in der Hoffnung auf eine "bessere Welt" im Banat und anderen Gegenden entlang der Donau.
Oder wie Hesse aus sich selbst getrieben auf der Suche nach der Heimat in der eigenen Veränderung, bei der er auch eine Station auf der Höri hatte. Das hatte sogar Schulleiter Ivan Lozenko zu einer Hesse-Rezitation bei der Präsentation angeregt.
Das hatte auch Werner Gaiser tief bewegt, mit welcher Ernsthaftigkeit hier das Thema "Wege beschreiten" aufgenommen wurde. Vor allem, weil sich viele neue Schicksale gerade in Lviv entwickeln, durch Binnenflüchtlinge, die diesen Weg beschritten, um ihr Leben zu sichern. Gaiser wurde als Gast mit einem "Selenski-Shirt" beschenkt, was er als besondere Ehre empfand.
Die Schüler des Nellenburg-Gymnasiums, die hier auch mit ihren Familien Gastfreundschaft praktizierten, würden gerne wieder nach Lviv reisen, um in die dortige Lebensart atmen zu können. Claudia Weber-Bastong zeigte sich froh, dass es für den Besuch doch eine Förderung durch das Kultusministerium gegeben hatte, die wenigstens die Buskosten abdeckt. Sie dankte auch dem Lions Club Stockach, vertreten durch Jörg Nissen, für die Unterstützung, die diesen Besuch möglich gemacht hatte. Dieser war schon der zweite seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
Dabei war nicht alles nur ernst. Der Ausflug in den Europapark wurde intensivst genossen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare