WOCHENBLATT-Interview mit Bürgermeister Florian Zindeler aus Hohenfels
Angekommen und angenommen

Florian Zindeler Bürgermeister von Hohenfels | Foto: Florian Zindeler, der Bürgermeister von Hohenfels, stand dem WOCHENBLATT Rede und Antwort.swb-Bild: sw
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Hohenfels. Ein T-Shirt mit der Original-Unterschrift von Ex-Fußball-Star Thomas »Icke« Häßler hängt an der Wand seines Amtszimmers. Sportlich das große Idol von Florian Zindeler. Als Fan des Karlsruher SC musste er mit seiner Mannschaft beim Abstieg in die dritte Liga leiden, doch beruflich fühlt sich der Bürgermeister von Hohenfels angekommen und angenommen. Das WOCHENBLATT sprach mit ihm über wichtige Vorhaben in »seiner« Gemeinde.

WOCHENBLATT: Sie haben noch immer »TUT« für den Landkreis Tuttlingen auf Ihrem Autokennzeichen stehen?

Florian Zindeler: Ja, seit vorletztem Jahr muss man das Kennzeichen nicht mehr zwingend ändern, wenn man in einen anderen Landkreis umzieht. Aber ich habe mir vorgenommen, dass ich bei Gelegenheit ein »KN«-Kennzeichen annehmen werde, um ein klares Bekenntnis zu dieser Region abzulegen. Bisher hatte ich leider noch keine Zeit dafür. Hin und wieder werde ich darauf angesprochen, doch die Menschen haben sich daran gewöhnt und es ist fast schon ein Erkennungszeichen. Trotz »TUT«-Kennzeichen fühle ich mich als Schwabe in Baden pudelwohl, wobei das entspannte hohenzollerisch-badische Naturell der Hohenfelser seinen Teil dazu beiträgt.

WOCHENBLATT: Sie wurden ja ohne konkrete Verwaltungsausbildung zum Bürgermeister gewählt. Hat sich das im Nachhinein als Nachteil erwiesen?

Florian Zindeler: So würde ich es nicht direkt beschreiben. Ich habe ein abgeschlossenes Studium in Politik- und Verwaltungswissenschaften und vielseitige Erfahrungen gesammelt, sei es durch die Gemeinderatstätigkeit, diverse Vereinsaktivitäten und die Projektkompetenz aus der freien Wirtschaft. Die praktische Arbeit im öffentlichen Dienst fehlte noch, zugegeben, aber der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben. Ich kann vor Ort zudem auf ein tolles Team zurückgreifen, und in der kurzen Amtszeit haben wir doch schon einige Erfolge, bei den umfassenden Aufgaben einer kleinen Kommune vorzuweisen.

WOCHENBLATT: Zu diesen Aufgaben gehören ja auch Baumaßnahmen. Und da gibt es einige in Hohenfels?

Florian Zindeler: Ja, allerdings. Derzeit vornehmlich im Tiefbau. Ende August beginnen wir zum Beispiel mit dem Breitbandausbau in Liggersdorf. Weiterhin steht in allen Teilorten die Mischwasserbehandlung an, und in Deutwang wird die komplette Infrastruktur mit Gas, Wasser, Breitband und Teilen des Kanals neu aufgebaut oder saniert. Den Breitbandausbau hoffen wir, ungefähr bei 40 Prozent der Haushalte der Gesamtgemeinde bis August 2018 abgeschlossen zu haben. Die Mitbürgerinnen und Mitbürger werden wohl Anfang des nächsten Jahres Anträge für einen Glasfaser-Anschluss in Ihren Häusern stellen können. Daneben begleiten wir noch mehrere andere Projekte dieser Art.

WOCHENBLATT: Wie sieht es im Hochbau – etwa mit dem Bau einer neuen Halle – aus?

Florian Zindeler: Wir werden zunächst im Gemeinderat Ideen sammeln und verschiedenste Lösungsmöglichkeiten andiskutieren, bei denen Halle und Feuerwehrgerätehaus gründlich betrachtet werden. Auf dieser Basis wollen wir die Richtung festlegen und betrachten, welche Fördermöglichkeiten uns diesen Weg ebnen könnten. Einen genauen Zeitplan hierfür haben wir noch nicht, da im Moment vor allem die Tiefbaumaßnahmen begleitet werden müssen.

WOCHENBLATT: Sie sagen »wir«. Gibt es denn ein »Wir«, nachdem der Hohenfelser Gemeinderat als sehr kritisch bekannt ist?

Florian Zindeler: Kritisch ist er, ja. Und das ist im Grunde ganz in Ordnung. Unterschiedliche Meinungen befruchten die Meinungsbildung und können die Gemeinde, sofern es auf der sachlichen Ebene bleibt, voranbringen. Manche Themen, wie zum Beispiel die Erhöhung der Kindergartengebühren sind emotionaler behaftet und führen prinzipiell zu längeren Diskussionen – doch wir haben noch immer eine tragfähige Mehrheit gefunden. Schließlich wollen wir nur Positives für unsere Gemeinde.

WOCHENBLATT: Geht es denn auch mit Blick auf die Wohnbebauung vorwärts?

Florian Zindeler: Die Grundstücke im Neubaugebiet »Röschberg II« sind fast alle verkauft, und daher stellen wir unsere gesamte Gemarkung auf den Prüfstand. Auch die Verwaltungsgemeinschaft Stockach beschäftigt sich mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes. Beides passt zeitlich ganz gut zusammen. Verwaltung und Gemeinderat gehen mit wachen Augen durch die Gemeinde und schauen sich genau an, wo Platz für Weiterentwicklungen im Bereich Wohnen und Gewerbe vorhanden und umsetzbar ist.

WOCHENBLATT: Viele kleinere Schulen stehen mit Blick auf die Lehrerversorgung und Schülerzahlen auf dem Prüfstand. Wie steht die Korbinian-Brodmann-Schule da?

Florian Zindeler: Im Grunde können wir sehr zufrieden sein. Die bisherige Schulleiterin Hildegard Zimmer wurde zwar gerade in den Ruhestand verabschiedet, doch zum neuen Schuljahr wird eine neue Lehrkraft kommen, und wir hoffen, dass über ein Verfahren zur Neubesetzung der Schulleiterposition die Nachfolge zeitnah geregelt werden kann. Die Schülerzahlen sind stabil, und wir, Gemeinde, Elternbeirat und Förderverein, sind stets bemüht, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. So haben wir die Außenanlagen am neuen Schulgebäude bespielbar gemacht und werden im neuen Schuljahr sogar Schwimmunterricht für die eine oder andere Klasse anbieten können.

WOCHENBLATT: Aber der Schulbetrieb in Schloss Hohenfels ist ausgelaufen. Gibt es hier neue Entwicklungen?

Florian Zindeler: Für den Kauf des Schlosses gibt es wohl mehrere Interessenten, und so können wir bis dato nichts weiter tun als abwarten, bis eine richtungsweisende Entscheidung seitens der Schule getroffen wurde. Wir hatten den Gesamtleiter, Bernd Westermeyer, im letzten Jahr zu uns in den Gemeinderat eingeladen, um die Sichtweise der Schulleitung und die Wünsche und Vorstellungen der Gemeinde auszutauschen. Schließlich wäre es schön, wenn die Gemeinde im Schloss, das ja für sie namensgebend war, weiterhin kulturelle Veranstaltungen anbieten und durchführen könnte. Wir kamen überein, dass die Gemeinde rechtzeitig über neue Entwicklungen informiert werden müsse und sind selbst gespannt, was passieren wird. Letztlich begreife ich diese Entwicklung, so schwer sie zu verstehen ist, auch als Chance. Durch die Präsenz der sehr jungen Schülerinnen und Schüler auf Schloss Hohenfels war das Gelände nicht für jedermann frei zugänglich. Nun haben wir vielleicht die Möglichkeit, je nachdem welche Nutzung tatsächlich kommt, einen stärkeren Bezug der Bevölkerung zum Schloss herzustellen.

WOCHENBLATT: Anders als Schloss Hohenfels steht das Gebäude, in dem früher die Korbinian-Brodmann-Schule untergebracht war, ja leer. Was passiert damit?

Florian Zindeler: Es gibt immer wieder Nachfragen für die unterschiedlichsten Nutzungen und wir haben im Gemeinderat einen Notfallplan für den Fall entwickelt, dass der Kindergarten mit seinen insgesamt 92 Plätzen an die Kapazitätsgrenzen stößt. Dann könnten wir in dem Gebäude innerhalb von knapp vier Monaten eine neue Gruppe einrichten. Aber auch so wird das Gebäude ausreichend genutzt – von einer Krabbelgruppe, den Sprachkursen für Geflohene bis hin zum Kinderferienprogramm.

WOCHENBLATT: Sie sprechen selbst die Sprachkurse für Flüchtlinge an. Wie läuft ihre Unterbringung in Hohenfels?

Florian Zindeler: Der Helferkreis leistet hier eine hervorragende und wichtige Arbeit, so dass es meines Wissens zu keinen nennenswerten Problemen kommt. Momentan leben in der Gemeinschaftsunterkunft und in Wohnungen der Anschlussunterbringung etwa 40 Flüchtlinge in der Gemeinde. Die Anschlussunterbringung regeln wir bedarfsorientiert.

WOCHENBLATT: Immer wieder wird eine Zusammenarbeit auf der Verwaltungsebene innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Stockach andiskutiert. Wäre das eine Option für Hohenfels?

Florian Zindeler: Wir arbeiten innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft gut zusammen und pflegen einen kontinuierlichen Austausch. So übernimmt die Stadt Stockach zum Beispiel im Feuerwehrwesen verschiedene Prüf- und Wartungsaufgaben oder auch bei der IT-Betreuung. Im Bereich der Verwaltung ist nichts Konkretes geplant. Wir sind eine Flächengemeinde mit knapp 30,5 Quadratkilometern, und mit Blick auf die demografische Entwicklung bliebe es für unsere Senioren von Vorteil, wenn sie die meisten ihrer Angelegenheiten auch tatsächlich vor Ort erledigen können.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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