Eröffnung der Kunstausstellung aus der Sammlung Heinrich Wagner für geladene Gäste
Am Anfang war Chagall
Stockach. Sergei Rachmaninow und Heinrich Wagner. Da gibt es Ähnlichkeiten, meinte Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz. Denn mit dem »Prelude in G-moll op 23 Nr. 5« des Komponisten war die Vernissage zu der Ausstellung »Von Joan Miro bis Otto Dix« aus der Sammlung von Heinrich Wagner eröffnet worden. Und das Musikstück, so Rainer Stolz, habe Tempo und Takt – so wie das Leben Heinrich Wagners. Denn das sei zu 85 Prozent Vollgas gewesen und habe nur sehr wenige ruhige Momente aufgewiesen. Vollgas gab Heinrich Wagner auch beim Sammeln von Kunstwerken, mit dem er in den 60er Jahren begonnen hatte. Dieses Oeuvre aus 328 Bildern von 70 Künstler stellte er seiner Heimatstadt als Dauerleihgabe zur Verfügung. Sie nutzt es auch, um eine erste Ausstellung damit zu bestücken, die ab Freitag, 23. Juni, im Stadtmuseum im »Alten Forstamt« in der Salmannsweilerstraße zu sehen ist. Zur Vernissage hörten die geladenen Gäste auch den Abschiedsvortrag von Dr. Yvonne Istas, der scheidenden Museumsleiterin, die an das Museum Rosenegg im schweizerischen Kreuzlingen wechselt.
In ihrem Abschiedsvortrag zeigte sich die Kunsthistorikerin auf gewohnte Weise – charmant, voller Wissen, immer wieder dieses Wissen umkurvend, ihr Metier vermittelnd. Als sie zum ersten Mal mit der Sammlung Heinrich Wagners konfrontiert wurde, gestand Yvonne Istas, war sie ob der großen Vielfalt verwirrt gewesen. Den Löwenanteil an den Werken nimmt Marc Chagall mit 44 Bildern ein – ja, er war auch der Anstoß für die Sammelleidenschaft von Heinrich Wagner gewesen. Weitere stark vertretene Künstler sind Salvador Dali mit 34, Joan Miro mit 21 und Otto Dix mit 18 Werken. Yvonne Istas bemühte sich, das breite Repertoire der Sammlung Wagner in Kategorien zu bündeln, wobei sie auf darstellerische Kategorien wie »Poetisch-surreal« und »Geometrisch-abstarakt« oder lokale Kriterien wie »Dresden-Berlin-Höri« zurückgriff.
Rainer Stolz wies in seinen Einführungsworten darauf hin, dass die Organisation der Ausstellung ein Kraftakt gewesen war. 2016 hatte Heinrich Wagner seine Sammlung der Stadt als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, zum »Schweizer Feiertag« 2017 sollte die Premierenausstellung gezeigt werden. Ein ehrgeiziges Ziel, das verwirklicht werden konnte. Gut ein Viertel der Werke ist bei dieser Premiere zu sehen. Und: »Weitere Ausstellungen werden folgen.« Wann? Das stehe noch nicht fest, so Rainer Stolz. Aber die Sammlung ist ein Pfund, mit dem Stockach wuchern möchte. Ein wichtiges Pfund im Kulturleben aber verliert die Stadt: Nach 16 Jahren Zusammenarbeit verabschiedete sich Rainer Stolz mit sehr persönlichen Worten von Yvonne Ist's, die sie treffend charakterisierten.
Die Ausstellung »Von Joan Miro bis Otto Dix« ist ab Freitag, 23. Juni, zu sehen, und während des »Schweizer Feiertags« von Freitag, 23., bis Montag, 26. Juni, gelten veränderte Öffnungszeiten täglich von 10 bis 18 Uhr. Danach können die Werke in beiden Stockwerken des Stadtmuseums im Kulturzentrum »Altes Forstamt« in der Salmannsweilerstraße 1 in der Oberstadt zu den üblichen Öffnungszeiten bis Samstag, 30. September, betrachtet werden. Jeden Donnerstag steht ab 18 Uhr eine Führung nach Voranmeldung an. Infos unter 07771/80 23 00, stadtmuseum@stockach.de und www.stockach.de/stadtmuseum an. Die normalen Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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