Stadtmusik Stockach präsentiert ihr amerikanisches Repertoire am 22. Oktober
Am Anfang steht die Fanfare
Stockach. Einmal mehr zeigt die Stadtmusik Stockach am 22. Oktober in der Jahnhalle die Vielfalt des amerikanischen Musikrepertoires für Sinfonisches Blasorchester. Im Zentrum des Konzertabends steht das »Concerto for Alto Saxophone and Wind Ensemble« des jüngst verstorbenen Komponisten David Maslanka. Der zuletzt in Montana lebende Maslanka komponierte im Laufe seines Lebens fast 130 Werke. Sein Konzert für Altsaxophon ist inspiriert von spirituellen Themen wie der Schönheit der Schöpfung und mündet im letzten Satz des Werks in die musikalische Illustration der Zukunftsvision des in babylonischer Gefangenschaft lebenden Propheten Hesekiel, der den Tempel in Jerusalem und eine Zukunft in einem fruchtbaren Land imaginiert. Den Solopart bei diesem Werk spielt der junge, im Jahr 1993 geborene, Musiker Fabio da Silva. Der aus Portugal stammende Saxophonist lebt in der Schweiz, wo er auch seine musikalische Ausbildung absolvierte. Als Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und als Gastsolist hat er sich bereits einen guten Namen gemacht.
Der Konzertabend beginnt jedoch zuvor mit einem musikalischen Ausrufezeichen, einer Fanfare von Leonard Bernstein. Der Titel »Fanfare for the Inauguration of John F. Kennedy« beschreibt exakt den Anlass der Komposition. Das kurze Stück dirigierte Bernstein am Tag der Amtseinführung von John F. Kennedy im Jahr 1961 höchstpersönlich in Washington. Weit weniger populär, als der von einer Welle der Sympathie ins Amt getragene Kennedy, ist der amtierende Präsident der USA. Und so ist das Werk »Vox Populi« von Brett Abigana als musikalischer Kommentar zum polarisierenden Auftreten von Donald Trump zu verstehen. Mit der Aufführung von »Vox populi« können nun auch die Stockacher Musikfreunde das Werk kennenlernen, welches die Stadtmusik im Rahmen des New Yorker Festival »Sounds of Summer« als Welturaufführung vortragen konnte.
Bei dem Stück »American Salute« des 1996 verstorbenen Komponisten Morton Gould handelt es sich um ein klassisches Arrangement des im Amerikanischen Bürgerkrieg entstandenen und noch heute populären Liedes »When Johnny comes marching home«. Das Lebenswerk von Gould umfasst unter anderem Kompositionen für Orchester, Broadway Musicals und Filmmusiken – beispielsweise auch die Musik zur Fernsehserie »Holocaust«.
Das zweite Teil des Konzerts wird mit dem Werk »House plants in terracotta pots« eröffnet. Atmosphärisch dicht und harmonisch klingt das im Jahr 2015 erstmals aufgeführte kleine Stück, bei dem auch menschliche Laute zum Einsatz kommen. Das Werk stammt von dem jungen Komponist Roy D. Magnuson, der an der Illinois State University lehrt. Spielerisch kommen schließlich die »Variations on America«, des klassischen amerikanischen Komponisten Charles Yves, daher. Er komponierte das Werk bereits im Alter von 17 Jahren für Orgel und bearbeitete dafür die Melodie der englischen Nationalhymne, die zu seiner Zeit unter dem Titel »My Country«. »Tis of Thee« auch als de facto Nationalhymne der USA fungierte. Wem beim Zuhören die Worte »Heil Dir im Siegerkranz« in den Sinn kommen, liegt auch nicht so falsch, da die Melodie zeitweilig als deutsche Kaiserhymne Verwendung fand. Yves variierte die Hymne ohne übertriebene Ehrfurcht in verschiedenen Stilen von Walzer bis Flamenco.
Die Besucher des Konzerts erwartet also ein facettenreiches Konzert mit dramatischen, poetischen und humorvollen Elementen – wie immer auf hohem musikalischen Niveau.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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