Narrengericht mit positivem Fazit
Adieu, Fasnet 2016
Stockach (sw). Ob es für einen Oscar reicht? Schwerlich. Dennoch war das schauspielerische Talent enorm: Beim Fasnetvergraben umrundeten Stockacher Narren unter Heulen und Zähneklappern drei Mal das Narrenbaumloch vor dem Bürgerhaus, um dann die Narretei 2016 in ein kühles Grab zu legen. Kurz war der Sarg. Wie die Fasnet. Das war aber auch ihr einziger Nachteil, meinte Kläger Thomas Warndorf bei der anschließenden Sitzung des Vereins Hans Kuony. Seine Mitgerichtsnarren fügten noch hinzu, dass die Fasnet auch vom Wetter her zu nass gewesen sein.
Diese Eigenschaft führte zu einer Neuheit: Erstmals wurde der Kinder-Narrenbaum am Fasnetsdienstag wegen mieser Witterung nicht auf dem Gustav-Hammer-Platz, sondern im Bürgerhaus »Adler Post« provisorisch gestellt. Der »erwachsene Gegenpart« aber, der große Stockacher Narrenbaum vor dem Bürgerhaus, wurde von der Zimmerergilde am »Schmotzigen Dunschdig« trotz starken Winds professionell aufgerichtet, was den Mannen denn auch ein Lob von Narrenrichter Frank Bosch einbrachte.
Der oberste Chef des Narrengerichts zog überhaupt ein sehr positives Fazit der abgelaufenen Saison. Der Beklagte, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), habe durch sein pünktliches Erscheinen am Verhandlungstag für Entspannung gesorgt, die närrischen Veranstaltungen seien sehr gelungenen gewesen, ebenso die Besuche in Stetten und Lindau. Das wurde sogar mit dem Schiff angesteuert, auf dem die zuverlässigen Zimmerer wiederum einen Narrenbaum gestellt hatten. Den »Uffwirmkaffee« am Rosenmontag erwähnte der Narrenrichter extra: Er habe sich durch »über- und unterirdische Beiträge« ausgezeichnet, meinte er in Anspielung auf das streitbare Niveau mancher Darbietungen. Doch das Narrengericht habe keinen Einfluss auf die Beiträge, die im Verantwortungsbereich der Aufführenden liegen würden.
Im Verantwortungsbereich des Narrengerichts liegt dagegen teilweise auch der »Schweizer Feiertag«. Das Stockacher Stadt- und Heimatfest war im vergangenen Jahr erstmals mit einem neuen Konzept und ohne ein vom Narrengericht organisiertes Festprogramm im Zelt auf dem Dillplatz über die Bühne gegangen. Dieser Neuerung sprach Frank Bosch ebenfalls seine Anerkennung aus: Auch weil das Wetter mitgespielt habe, sei es eine gelungene Veranstaltung gewesen.
In diesem Jahr werde lediglich der Personaleinsatz der Gliederungen in der Jahnhalle am Festsamstag anders koordiniert. Schließlich fand er anerkennende Worte für die Nachwuchsarbeit des »Arbeitskreises Narresome« und die Besuche der Narren in Kindergärten, Schulen und Asylbewerberunterkünften. Dort habe lediglich die Vermittlung des Brauchtums auf Englisch für Anstrengung gesorgt: »Walking Fools« für »Laufnarren« sei nicht so ganz verstanden worden.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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