Ganz schön besonderer Auftrag für Edelstahl-Bacher in Stockach
500 Stunden Arbeit für Projekt "#907"
Stockach. Manches Bremsmanöver von vorbeifahrenden Autos gab es schon in den letzten Wochen vor dem Unternehmen "Edelstahl Bacher", schmunzelt Mario Bacher. Denn dort ist seit Anfang August eine ganz besonderes Projekt entstanden. "Skulptur #907" hat der in Mühlheim an der Donau lebende Künstler Jörg Bach sein jüngstes Werk getauft, weil er seine Arbeiten fortlaufend nummeriert. Die hochglänzende verwunde Schlange, die dem Betrachter zahlreiche Spiegelbilder des eigenen Ich präsentiert, misst immerhin rund 6,6 mal 2,4 mal 2 Meter und wurde aus über 25 teilen in sehr aufwändiger Produktion unter der Leitung von Daniel Futterknecht und unter Mithilfe des Künstlers zusammengefügt und auf Hochglanz gebracht. Auf rund 500 Stunden wird der Arbeitseinsatz geschätzt, alleine 250 Stunden waren nötig, um den riesigen Stahlkörper, der auf wundersame weise trotz des Gewichts von über 1,5 Tonnen zu schweben scheint, erklärt Mario Bacher beim Medientermin.
Jörg Bach war auf das Unternehmen aus Edelstahl-Spezialist aufmerksam geworden und schnell wurde ein Konsens gefunden auf dem Weg zum neuen Kunstwerk, erzählte der Künstler, der dieses Kunstwerk ganz ohne Auftrag erst mal für sich selbst fertigen ließ, sozusagen für den eigenen Garten. Ermöglicht habe ihm dies der Verkauf einer größeren Arbeit an ein Museum in Donaueschingen, was die Finanzierung seines bisher größten Einzelprojekts ermöglichte. Die Herausforderung für die Edelstahlbauer war da freilich, dass hier ganz andere Wege als bei der üblichen Fertigung gegangen werden mussten. "Der Großteil unserer Aufträge geht inzwischen an die Pharma- und Lebensmittelindustrie im weiteren Umkreis, wo durch die glatten Flächen höchste Ansprüche an Hygienestandarts erfüllt werden müssen", sagt Mario Bacher. Und da geht es natürlich um plane Flächen, geometrische Formen und saubere Kanten. Nun sollte auf einmal ein riesigen Gebilde gefertigt werden, bei dem es keine einzige gerade Fläche gibt, und auch nur "organische" Formen, in die die vielen Einzelteile nur von Hand und mit vereinten Kräften gebracht werden mussten. Der Künstler, der bislang ein Ein-Mann-Team in einer Werktstatt tätig war, kam öfter Vorbei, als es die drei Millimeter starken Platten zu bändigen galt, die zunächst per Punktschweißung zusammengefügt wurden. Und nun kann sich im hochpolierten Stahl der Besucher spiegeln, natürlich in Zerrbildern. Beim Polieren gab es da durch die Bündelung des Lichts doch manche besondere Überraschung. "An einigen Stellen wirkt die gebogene Oberfläche wie eine Art Brennglas, was unter anderem ein Reisen an einem Gabelstapler zu spüren bekam, der dann gelöscht werden musste. Das sind natürlich Punkte, denen bei der Aufstellung des Kunstwerks Rechnung getragen muss, für das dann auch der Lauf der Sonnen eine besondere Rolle spielt.
Deutlich wurde bei Medientermin, dass es sicher kein einmaliges Projekt ist, sondern der Beginn einer Zusammenarbeit werden kann für Kunstwerke dieser Größenordnung. Das nächste Papp-Modell für eine riesige Plastik mit vier Metern höhe hatte Jörg Bach da schon mitgebracht. Es soll in Offenburg aufgestellt werden im nächsten Jahr. "Da werden wir wohl im Februar hier anfangen", verriet Mario Bach.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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