In den Annalen geblättert: das Schulwesen in Orsingen
378 Jahren Pauken und Lernen

altes Schulhaus O  | Foto: 377 Jahre Schulwesen in Orsingen endeten 2018 mit dem Abbruch des Schulgebäudes.swb-Bild: sw
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Orsingen. Die großen Daten der Weltgeschichte sind bekannt. Doch Geschichte spielt sich auch im Kleinen, vor Ort, direkt vor der Haustür ab - und sie ist genauso spannend. Alois Stemmer aus Orsingen hat in den Annalen geblättert und dabei festgestellt, dass das Schulwesen in seinem Heimatort 378 Jahre Bestand gehabt hatte. Eine Zahl, die es wert ist, genauer beleuchtet zu werden.

Es war 1641, so teilt Alois Stemmer mit, als die erste Schule in Orsingen in Betrieb genommen wurde. Sie wurde bis ins Jahr 1667 betrieben und war somit 26 Jahre im Pfarrhaus untergebracht. Mit der Schließung lag die Bildung in dem Ort aber nicht brach, denn 1667/‘68 wurde links neben der Kirche, der heutigen Peter und Paul-Kirche, ein Schulhaus mit einer Lehrerwohnung erstellt, das bis 1821 genutzt wurde. Mehr als 150 Jahre lang mussten Schülerinnen und Schüler hier also schwitzen, pauken, auswendig lernen: »Bis zu dieser Zeit wurde der Lehrer von einer Stiftung der Herrschaft von Reichenau zu Langenstein bezahlt, welche auch den Schuldienst in Orsingen gründete«.

Doch Tradition muss nicht Tradition bleiben. Napoleon Bonaparte, korsischer Emporkömmling, Militärgenie, Eroberer und selbst gekrönter Kaiser von Frankreich, wirbelte nicht nur die Landkarte Europas, sondern auch das geistige Leben durcheinander. Die von ihm angestoßene Säkularisierung, also die Verweltlichung kirchlichen Eigentums, hatte auch Folgen für Orsingen. Dort wurde das an der Durchgangsstraße stehende Kaplaneihaus in Kirchenbesitz 1821 zum Schul- und Lehrhaus umgebaut. Aber: »1910/‘11 erbaute die Gemeinde neben dem Kaplaneihaus eine neue Schule mit zwei Schulräumen«. Diese Schule wurde 1967/‘68 großzügig erweitert, und am 29. Oktober 1968 wurde der Erweiterungsbau unter Bürgermeister Ferdinand Stemmer seiner Bestimmung übergeben. Ein Foto von der Einweihung hat sich Alois Stemmer aufbewahrt: Es zeigt Orsinger Bürger in Festtagsstimmung vor dem erweiterten Schulhaus.

Aber auch was auf Stein gebaut ist, hat nicht ewig Bestand. »Im Zuge der Schulreform als Ganztagesschule wurden die Schulklassen nach Nenzingen verlegt und die Schule nach genau 50 Jahren für den Ausbau des Kindergartens abgebrochen«, so Alois Stemmer. So endete das Orsinger Schulwesen nach 378 Jahren.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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