Schüler der Waldorfschule Wahlwies löchern Kandidaten mit Fragen
16-jährige Erstwähler prüften Politiker

Podiumsdiskusion Waldorfschule Wahlwies | Foto: Inga Feger begrüßt das Podium in der Turnhalle der Waldorfschule mit Moderatoren Charlotte Felbinger und Adrian Hamm sowie Wolfgang Reuther (CDU), Thomas Warndorf (SPD), Udo Pelkner (FWV), Konrad Maneth (FDP), Karl-Hermann Rist (Grünen) (v.li.). swb-Bild:
  • Podiumsdiskusion Waldorfschule Wahlwies
  • Foto: Inga Feger begrüßt das Podium in der Turnhalle der Waldorfschule mit Moderatoren Charlotte Felbinger und Adrian Hamm sowie Wolfgang Reuther (CDU), Thomas Warndorf (SPD), Udo Pelkner (FWV), Konrad Maneth (FDP), Karl-Hermann Rist (Grünen) (v.li.). swb-Bild:
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Stockach-Wahlwies. Erstmals anlässlich der Kommunalwahl in Stockach konnten wahlberechtigte sowie interessierte SchülerInnen der Freien Waldorfschule Wahlwies in deren Turnhalle direkt mit Lokalpolitikern diskutieren. Diese waren einer Einladung der Waldorf-Politikwerkstattleiterin Inga Feger gefolgt.

Moderiert von Charlotte Felbinger und Adrian Hamm von der Landeszentrale für Politische Bildung entwickelte sich eine gut 90-minütige Debatte der weit über 100 potenziellen NeuwählerInnen (ab 16) mit den langjährig politikerfahrenen Wolfgang Reuther (CDU), Udo Pelkner (Freie Wählervereinigung), Thomas Warndorf (SPD), Karl-Hermann Rist (Die Grünen) sowie dem erstmals kandidierenden Konrad Maneth (FDP).

An der Waldorfschule hat sich in Folge der »Fridays For Future«-Aktivitäten bereits ein 45-köpfiger Interessentenkreis für den Klimarat gefunden. Die junge Generation will nicht nur protestieren, »sie will möglichst schnell positive Veränderungen in der Schule selbst, zum Besipiel Müllvermeidung, aber der Blick geht auch nach Außen«, so Peter Steidle, Schulelternbeiratsvorsitzender. »Protest ist nicht nur Erwachsenen vorbehalten«, so Feger, die sich für einen offenen Dialog mit der Jugend einsetzt.

Zum Thema Verkehr und Infrastruktur wollen alle Politiker auf Anfrage von Jonathan, 13. Klasse, für eine nochmalige Verbesserung des Radwegenetzes über Land und der innerstädtischen Radwege eintreten – letzteres »eine kleine Katastrophe«, wie Rist befand, der Radfahrer priorisieren will.

Wichtig aus Sicht von Wahlwies‘ Ortsvorsteher Pelkner ist »ein sicherer Radweg Richtung Stahringen«. »Radolfzell und Stockach müssen sich hier einigen«, forderte Maneth, der auch mehr Fahrrad-Parkplätze will. Warndorf, eher an konkreten Projekten als an Visionen interessiert, will innerstädtisch Tempo 30, was die Sicherheit aller erhöhe: »Autofrei geht nicht – ich glaube an ein Miteinander.« Reuther wies auf erreichte Verbesserungen, eine aktuelle Studie zum Verkehrsfluss in Stockach sowie Pläne des Landkreises hin, die mit zwei Maßnahmen auch in den Bundes-Radwegeplan eingeflossen sind.

Jonathan sprach auch die Elektrifizierung des Seehäsles an, die laut Maneth Landesmittel erfordere: »Stockach kann nicht allein entscheiden«. Reuther bedauert die Nicht-Aufnahme der Bodensee-Gürtelbahn in den Bundesverkehrswegeplan: »Unsere Antwort ist die kommunale Interessengemeinschaft zum Ausbau der Strecke Radolfzell-Friedrichshafen mit Kreis- und Landesmitteln« sowie der weitere Ausbau der Hegau-Alblachtalbahn.

Unzufrieden sind Podium und Saal mit der Taktung des Seehäsles gerade Abends und am Wochenende, zudem wird bei Zugausfällen nicht informiert und Schüler ab 15 müssen Erwachsenenpreise bezahlen – alles soll Richtung Verkehrsvertrag 2023 verhandelt werden, denn die Attraktivität des ÖPNV müsse dringend verbessert werden, um Verkehr einzudämmen. Einen von Julis, 11.Klasse, geforderten kostenlosen ÖPNV lehnt die Mehrheit der Politiker zwar ab, alle bieten aber persönliche Unterstützung für Anliegen der Schüler und Zusammenarbeit mit dem Klimarat für konkrete Projekt an.

Immerhin habe Stockach bis 2014 bereits 33 Prozent CO2–Ersparnis erzielt, so Reuther. Alle Lokalpolitiker zeigte sich einig, dem Klimaschutz hohe Priorität einzuräumen. Interessenkonflikte bleiben dabei nicht aus, so der Flächenfraß durch den geplanten Kiesabbau, »ein großer Nachteil für die Landwirtschaft«, so Rist. »Kein Haus in Wahlwies wird weichen müssen« versprach Reuther und Pelkner sieht Chancen durch künftige Renaturierung, zudem durch gezielte Schulungen im Wasser- und Bodenschutz, um die ökologische Qualität zu erhalten. Auch bei notwendigem Wohnungsbau und Gewerbeansiedlungen gelte es, behutsam mit Flächen umzugehen, so Warndorf.

Allen im Podium liegt zudem die Erhaltung des Schulstandorts, des Wohnens und Arbeitens, aber auch der kulturellen Vielfalt am Herzen – wozu auch eine interessierte Jugend gehöre.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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