Baugenossenschaft HEGAU setzt auf Nachhaltigkeit und siedelt zwei Bienenvölker ins Wohngebiet »Im Bildstock« um
10.000 neue Bewohner in Stockach

Umsiedlung der Bienen in Stockach | Foto: Ralf Ritter, Abteilungsleiter Bestandsmanagement eigener Bestand, Baugenossenschaft HEGAU eG, Paulina Czepulonis, Baugenossenschaft HEGAU eG, Axel Nieburg, geschäftsführender Vorstand Baugenossenschaft HEGAU eG und Michael Mader, Imker (v.l.). swb-Bild: p
  • Umsiedlung der Bienen in Stockach
  • Foto: Ralf Ritter, Abteilungsleiter Bestandsmanagement eigener Bestand, Baugenossenschaft HEGAU eG, Paulina Czepulonis, Baugenossenschaft HEGAU eG, Axel Nieburg, geschäftsführender Vorstand Baugenossenschaft HEGAU eG und Michael Mader, Imker (v.l.). swb-Bild: p
  • hochgeladen von Redaktion

Stockach. Zwei Bienenvölker mit jeweils etwa 5.000 emsigen Tieren werden das Wohngebiet Im Bildstock im Frühling mit ihrem Summen erfüllen. Zwischen Wohngebäuden auf einer großen Wiese hat die Baugenossenschaft HEGAU die Insekten angesiedelt. Aus den Blüten alter, regionaler Obstbaumsorten sammeln sie dort Nektar und Pollen. Aufgeregt haben die Bienen am vergangenen Mittwoch zum ersten Mal ihr neues Revier erkundet. Bienenexperte Michael T. Mader kümmert sich um die Völker. Im Sommer will er den ersten Honig ernten.

»Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.« Das Zitat ist von Physiknobelpreisträger Albert Einstein überliefert. Der geborene Schwabe hat bereits im Jahr 1930 die Zukunftsproblematik der Biene – und der Menschheit – erkannt. Dass Studien mittlerweile zwölf statt vier Jahren rechnen, ändert an der Brisanz des Themas wenig. Innerhalb der vergangenen 65 Jahre hat das Bienensterben in Deutschland zu einem Rückgang von 2,5 Millionen auf heute 700.000 Bienenvölker geführt.

Als Ursachen gelten intensive Landwirtschaft, Krankheiten und der Klimawandel. Ohne die Biene fehlt es nicht nur an Honig, auch Obst und Gemüse wären absolute Luxusgüter. Der daraus resultierende Mangel an Vitaminen hatte für den Menschen fatale Folgen. Denn die Biene ist nach Schwein und Rind das drittwichtigste Nutztier, denn sie bestäubt einen Großteil unserer Nutz- und Wildpflanzen und sorgt mit ihrem sprichwörtlichen Fleiß für eine Wertschöpfung von etwa 200 Milliarden Euro pro Jahr, rechnen Experten.

Als Genossenschaft fühlt sich die HEGAU der Nachhaltigkeit verpflichtet. »Wir bauen neu im Passivhausstandard, das heißt, dass die Gebäude einen äußerst geringen Heizwärmebedarf haben, wir heizen mit heimischem Brennstoff Holz als Pellets oder Hackschnitzel, wir verringern den Energiebedarf bei der Modernisierung unserer Mehrfamilienhäuser deutlich und wir erzeugen Strom mit Fotovoltaikanlagen«, so HEGAU-Geschäftsführer Axel Nieburg.

Dem gefürchteten Bienensterben setzt die HEGAU mit der Ansiedlung zweier Völker im Bildstock-Gebiet etwas entgegen. Michael T. Mader, Diplom-Biologe, Bienensachverständiger und Imker, versorgt die anfangs jeweils etwa 5.000 Bildstockbienen, die jetzt zwischen den Häusern Kolpingstraße 11 und 15 auf einer großen Wiese leben. »Bienen und Blüten sind aufeinander angewiesen. Gesunde und vitale Bienenvölker sind mir als Imker ein Herzenswunsch. Dazu sind wir auf Projekte wie dieses angewiesen«, erklärt er. Gemeinsam mit HEGAU-Mitarbeiterin Paulina Czepulonis hat er den Standort so ausgewählt, dass sich Honigproduzentinnen, Fußgänger und spielende Kinder nicht in die Quere kommen.

Bis zum Sommer können die Völker auf das Zehnfache anwachsen. Dann möchte Mader zum ersten Mal Honig ernten. Die Erwartungen sind hoch, bietet das Bildstock-Gebiet den Bienen doch einen ganz besonderen Speiseplan.

»Für die HEGAU ist die Ansiedlung der Bienen folgerichtig. Bei der Modernisierung der rund 200 HEGAU-Wohnungen im Bildstock im Jahr 2010 entschieden wir uns bewusst dazu, in der 26.000 Quadratmeter großen Gartenanlage den für die Hegau-Bodenseeregion typischen Streuobstwiesencharakter aufzunehmen. Deshalb pflanzten wir anstelle von Zierbäumen heimische hochstämmige Obstbäume und zwar nicht irgendwelche, sondern alte Sorten, die aus Gründen der Wirtschaftlichkeit von den Obstbauern nicht mehr angebaut werden, mit so klangvollen Namen wie Nägelesbirne, Sipplinger Klosterbirne, Wilde Eierbirne und Sommerfeigenbirne sowie Boskoop, Goldparmäne und Glockenapfel, diverse Süßkirschen, Pflaumen und Zwetschgen. Hinzu kommen Böschungen, auf denen Blumen statt Rasen wachsen und die zahlreichen Bewohnergärten«, so Nieburg. »Der Tisch ist also bestens gedeckt, denn nur mit Blütenvielfalt gibt es auch leckeren Honig«, weiß Mader.

»Wir freuen uns, damit einen kleinen Beitrag zum Artenschutz leisten zu können und es passt natürlich in unser Engagement in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Von Natur- und Artenschutz profitieren wir und die kommenden Generationen«, ist HEGAU-Vorstand Nieburg überzeugt.

Für die HEGAU-Bewohner im Bildstockgebiet gilt das besonders. Die Baugenossenschaft plant für sie ein sommerliches Bienenfest nach der Honigernte. Vielleicht sind zu der Zeit auch die Äpfel und Birnen reif, die die Kinder in den HEGAU-Gebäuden so lieben. Gemeinsam mit Sonne und Regen werden die Bildstockbienen dafür sorgen.

Die beiden Bienenstöcke im Bildstock sollen Kindergartengruppen und Schulklassen ermuntern, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mader sieht regelmäßig nach den Völkern. Bei der Gelegenheit könnten Jungen und Mädchen die Verwandtschaft der Biene Maja aus nächster Nähe beobachten. Mehr Infos unter: www.imkerei-mader.de

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.