Standortbestimmung zum Klemenzenfest
»Wir müssen jetzt mehr zusammenhalten«
Steißlingen. Zwei ganz gegensätzliche Aspekte hatte der Bürgerempfang zum diesjährigen Klemenzenfest schon durch die neuen Umstände dieses Herbstes. Nachdem im letzten Jahr der höchste Steißlinger Feiertag noch mit vielen Beschränkungen und ohne den »Bürgerwein« gefeiert wurde, waren es dieses Jahr die doch dramatischen Entwicklungen rund um den Krieg in der Ukraine, die in der Festansprache von Bürgermeister Benjamin Mors den Ton angaben.
Dabei wurde in den letzten beiden »Corona-Jahren« eigentlich viel erreicht, so bemerkte Mors nicht ohne Stolz. Mit dem Tag der offenen Türe im Gewerbegebiet durch den Gewerbeverein, dem Tag der offenen Türe im April in der Gemeinde, bei der die vielen Investitionen in den das neue Gesundheitshaus, in den katholischen Kindergarten, in die Kläranlage, in den sozialen Wohnungsbau in der Derststraße, mit dem Breitbandausbau zur Tilgung der letzten "weißen Flecken« in Wiechs und den Maiershöfen, mit der Ertüchtigung des Stromnetzes für einen veränderten Bedarf für die E-Mobilität und mehr Solarstrom habe man viel geschafft, und auch noch das Zeltlager der Kreisjugendfeuerwehr ausgerichtet, so die Erfolgsbilanz.
Durch die Preissteigerungen im Energiebereich und drohende Engpässe in der Versorgung freilich gelte es nun mehr zusammen zurücken und man müsse Kauf nehmen, dass es nun Einschränkungen geben werde, so Mors. Es sei wohl auch so, das Aufgrund des Drucks durch die Flüchtlingsströme die Gemeinde auch eine der beiden Hallen dem Landkreis für eine noch nicht klar bestimmte Zeit als Notunterkunft überlassen müsse, sagte Mors. Eigentlich gelte es jetzt Kräfte zu bündeln, mehr Effizienz in der Umsetzung von Maßnahmen zu gewinnen und stärker zu handeln, stimmte Benjamin Mors auf doch anspruchsvolle Zeiten ein. Auf der anderen Seite werde man aber mit immer mehr Bürokratie konfrontiert, müsse zum Beispiel ein elfseitiges Formular ausfüllen um zu klären, ob man für den Kuchen auf dem Schulfest Mehrwertsteuer bezahlen müsse, meinte der Bürgermeister. Noch nicht abgeschlossen sei leidlicherweise die Diskussion mit der Straßenverkehrsbehörde, ob nun der Kreisverkehr vor dem Gesundheitshaus wegen der Tiefgaragenausfahrt dort bleiben könne. Auf der anderen Seite wiederum habe man mit dem vor einem Jahr gestarteten Carsharing auch ein gutes Zeichen setzten können: 230 Mal sei es ausgeliehen worden, 14.000 Kilometer sei der E-Golf unterwegs gewesen, mit Ökostrom betankt.
Bürgerteller für Dietmar Nägele
Der Weg in den festlichen Teil war dann gut gelungen. Der diesjährige Bürgerteller wurde an Dietmar Nägele vom Motorsportclub Steißlingen überreicht als besondere Würdigung des Ehrenamts. Nägele war früh in den MSC gekommen, denn die Motoren spielten auch in seinem beruflichen Leben eine intensive Rolle. Erst als KFZ-Meister, dann als Unfallgutachter für ein Versicherungsunternehmen. 1996 wurde er Kassier beim MSC und bliebt dies bis zum April diesen Jahres, zudem unterstützte er den Verein in vielen Arbeitseinsätzen und bei den Rennläufen, und war stets am »Dinnele-Stand« bei den Festen für den MSC mit dabei. Ein Schaffer und Macher war er, so Mors, der auch stets den Focus auf die Jugendarbeit in seinem Verein gelegt hatte. Zudem war Nägele bei den Wiechser Schlosshexen aktiv gewesen, mit dem Höhepunkt des Narrentreffens von 2009, und eigentlich auch noch 20 Jahre Ortsvorsteher und 30 Jahre im Ortschaftsrat vertreten, aber dann auch ein Befürworter in der Abschaffung der unechten Teilortswahl. Dietmar Nägele bedankte sich für die hohe Ehrung, die hier zum »Goldenen Lenkrad« des MSC hinzukam. Er sei mit Spaß im Einsatz gewesen und die Gemeinde habe eigentlich alle Wünsche der Wiechser erfüllt trotz zuweilen nicht allzu üppiger Finanzen.
Die Festrede dieses Empfangs kam vom ADAC-Vorsitzenden für Südbaden, Clemens Bieninger. Zu Steißlingen habe man nicht nur wegen des MSC eine besondere Beziehung, sondern auch wegen dem Fahrsicherheitszentrums mit Jugendverkehrsschule, die der Automobilclub in 2021 in Pacht übernommen habe. Diese sei auch ein Teil der Zukunftsstrategie des Clubs, in der es um die Mobilität insgesamt gehe, für die auch im Club neue Wege gegangen werden. Denn die Nutzung des Automobils werde sich stark verändern, aber auch nur, wenn es die anderen Angebote auch gebe. Im ländlichen Raum werde das Auto auch länger das Hauptverkehrsmittel bleiben, sagte der Automobillobbyist.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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