»Hells-Storchen« herrschen in Steißlingen
Per Narrenvotum zur Macht

Rathaussturm Storchen | Foto: Der Anführer der „Hells-Storchen“, der mit seiner roten „Harley“ zum Meeting gekommen war, feiert seinen Erfolg. swb-Bild: le
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Steißlingen. Irgendwie war an diesem Schmutzige Dunschtig Morgen im Mittelpunkt des Landkreises alles anders als sonst. Bunt gekleidete kleine und große Gestalten bewegten sich hüpfend und springend durch die langsam erwachenden Straßen Steißlingen und riefen den Menschen, denen sie begegneten ein lautes „horig, horig“ zu, das von den so begrüßten auf gleiche Weise beantwortet wurde. Dazwischen hörte man Motorengeräusch, das den Lauten eines übermäßig gequälten und strapazierten Mopeds in hohem Maße glich. Zum Glück wurde es, je mehr man sich den Kindergärten und der Schule näherte, von den fröhlich schmetternden Blasmusikklängen übertönt. Aber was war denn los, was sollte das eigentlich alles?

Näherte man sich aber der Ortsmitte und dem Rathaus, kam Licht in das Dunkel. Die Steißlinger Störche wollten nicht länger unter der Knute der Herrscherklasse leiden. In Anlehnung an den 1948 gegründeten Motorrad- und Rockerclub „Hells-Angels“, dessen Mitglieder typischerweise am liebsten dunkle Lederbekleidung trugen und schwere Harley-Davidson-Motorräder fuhren, hatten sie sich in „Hells-Storchen-Steißlingen“ umbenannt und forderten von der Herrscherclique nichts weniger als die Macht über das Dorf.

Auf ihrem Weg zur Machtzentrale hatten sie zunächst die Kinder und Jugendlichen aus ihren Aufbewahrungsstätten befreit und danach zahlreiche Erwachsene, die an diesem Vormittag augenscheinlich nichts Besseres zu tun hatten, davon überzeugt, dass es für einen Wechsel an der Zeit sei und dass man doch am besten sofort die Macht im Dorf übernehmen solle. Die Herrschaft hatte daran natürlich überhaupt kein Interesse und ließ sich erst nach langem Bitten dazu herab, mit den „Hells-Störchen“ in eine öffentliche Diskussion darüber einzutreten, wer wohl die bessere Führung für den Ort sei.

Das Thema dazu war mit dem neuen Verkehrskonzept auch schnell gefunden. Die Argumente flogen hin und her. Den einen war Tempo 30 „Etz mol( zu) langsam“, und den anderen war es, besonders in der Lange Straße mit den Entscheidungen, wer denn nun von rechts kommt, doch zu kompliziert. Als dann nach geraumer Zeit beiden Seiten die Argumente ausgingen, einigte man sich darauf, wie das in der großen Politik auch immer öfter gefordert wird, die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zu befragen. Und die kamen sofort zu einer einstimmigen Entscheidung: „Pro Hells-Storchen“.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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