Störche übernehmen die Macht im Dorf

Einmal im Geld schwimmen

Steißlingen (le). Ein kleiner Blick in die Zukunft: Es ist Aschermittwoch, seit 0 Uhr läuft auch in Steißlingen alles wieder in geregelten Bahnen. Die Störche haben ihre Macht, die ihr Oberstorch am „Schmotzige Dunnschtig“ dem Rathauschef in des Wortes wahrster Bedeutung abgerungen hatte, zurückgegeben. Dafür steht auf dem Einsatzplan der Störche für den Aschermittwoch 08.30 Uhr: Aufräumen und Putzen der Seeblickhalle. Das hatten sich die Störche, als sie noch an der Macht waren, allerdings eher im Sinne des Gedichts von August Kopisch: wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem…vorgestellt.

Doch dazu muss man zuerst noch einmal ein paar Schritte zurückmachen, bis zu besagtem „Schmotzige Dunnschtig.“ Da brodelte es schon seit den frühen Morgenstunden im Dorf. Laute, Musikfetzen schwangen durch die Luft und überall herrschte eine ungewohnte erwartungsvolle Stimmung. Gerüchte von Aufständen in den Kindergärten und Befreiung von Schulkindern aus der Knechtschaft der Lehrer machten mit ständig wechselnden Inhalten die Runde. Das machte die Steißlinger Bürgerinnen und Bürger neugierig und brachte sie auf die Beine.

In bunten Gewändern versammelte man sich auf dem Saint Palais Platz vor dem Rathaus, wo inzwischen mehrere Marketenderwagen aufgefahren waren, und tauschte die neuesten Informationen über die große Unruhe im Dorf aus. Dabei hatten sich auf dem Podium vor dem Rathaus fast unbemerkt zwei Gruppen gebildet, die sich gegenseitig lautstark beharkten. Auf der einen Seite die Vertreter der geknechteten Bürgerschaft, die sich von den Rathauszwergen ausgenommen fühlte und dafür endlich einen finanziellen Ausgleich forderte und auf der anderen Seite das Rathausteam der Zwerge, das seine Stellung und sein Tun im Interesse der Allgemeinheit zu rechtfertigen suchte.

Wahre Elogen der Anerkennung über die Schönheit und die Annehmlichkeiten des Ortes mussten sich die aufmüpfigen Störche da anhören. Es sei doch unbeschreiblich schön, im Sommer im Steißlinger See baden zu können. An dieser Stelle muss der Oberstorch aber etwas missverstanden haben. Er schüttelte sich und erklärte, wer bei diesem Wetter baden gehe, der hole sich doch nur die übelsten Erkältungen. Er möchte da viel lieber im Geld schwimmen und das wolle er nun endlich von den Zwergen haben. Auf diesen deal ließ sich der Oberstorch natürlich nicht ein. Es kam zum Handgemenge und in einem unachtsamen Augenblick gelang es dem Storch, den Schlüssel zur Schatzkammer des Dorfes an sich zu reißen. Triumphieren hielt er ihn danach als Trophäe in die Höhe und lud alle ein, zum Siegesmahl mit in die Torkel zu kommen.