"Blauer Oktober" des THW mit Großeinsatz
Ein Erdbebenszenario in vier Kapiteln durchgespielt

Die Rettung von Menschen aus dem Trümmerfeld eines eingestürzten Gebäudes. Die Schutthalde des Röhrenwerks "Röser III" in Steißlingen bot dafür die sehr realitätsnahe Vorlage.
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  • Die Rettung von Menschen aus dem Trümmerfeld eines eingestürzten Gebäudes. Die Schutthalde des Röhrenwerks "Röser III" in Steißlingen bot dafür die sehr realitätsnahe Vorlage.
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Kreis Konstanz/ Steißlingen. Die Serie kleinerer Erdbeben in der Region Singen seit dem Sommer, zwischen Juni und Ende September hate es da über 50 Mal unterirdisch gerumpelt und erst am 5. Oktober hatte sich ein weiterer kleiner Erdstoß im Raum Hilzingen ereignet. Das hat das Technische Hilfswerk im Landkreis auf den Plan gebracht. Im Rahmen der Gesamtübung der THW's, dem "Blauen Oktober", wurde mit rund 160 Einsatzkräften und Darstellern der Fall durchgespielt, dass in der Region ein heftiges Erdbeben der Stärke 6,8 für massive Zerstörungen gesorgt hätte.

Einsatzorte des THW waren dabei das Heizöllager des Hegau-Bodensee-Klinikums, wo Arbeiter im engen Raum geborgen werden mussten, das "Alte Basaltwerk" (heute ZG) bei Mühlhausen, wo Personen aus dem Gebäude über die Fenster gerettet werden musste, weil Teile des Gebäudes eingestürzt waren, beim Schaltwerk der Thüga an der Radolfzeller Straße (B34) mussten sich die Helfer erst mal zum Gebäude durch viele Hindernisse durchkämpfen, um dort verletze aus dem stromlosen Gebäude über den Keller zu bergen, weil insgesamt alles instabil geworden waren.

Der spektakulärste Einsatz wartete erst nach Einbruch der Dunkelheit auf die Hilfsteams in Steißlingen. Dort bot die Abraumhalde des Betonröhrenwerks Röser III im Industriegebiet genau das Szenario, das man aus so vielen TV-Berichten kennt: totale Chaos. Angenommen wurde, dass Kinder das leerstehende Gebäude als Spielplatz nutzten, als alles über ihnen zusammenbrach. Freiwillige Komparsen der DRK-Jugend aus Gottmadingen mimten einen Teil der Verschütteten, für die ganz haarigen Situationen, wo auch Schaufel und Pickel zum Einsatz kamen, wurden auch Dummies unter den Trümmern versteckt. Die Szenerie wurde hier glaubhaft nicht nur mit Theaternebel in der Sicht beschränkt. Durch eine "Pyro-Gruppe" des THW Neuhausen-Fildern stiebten hier auch die Funken zwischen den Trümmern und zwei heftige Detonationen mit gesprengten Gaskartuschen erschütterten die Szenerie, die vor dem Einsatzstart erst noch von den Helfern des Ortsvereins Stockach ausgeleuchtet werden musste, um sich in dem bizarren Trümmerfeld überhaupt bewegen zu können.

Die Helfer, die von verschiedenen Ortsgruppen hier an der Unglücksstelle eintrafen, steckten dabei ihre "Claims" ab, um sich nicht gegenseitig zu behindern. Sie mussten das Gelände Stück für Stück absuchen, um die Verschütteten zu finden und bergen zu können. Wie viele es waren, wurde ihnen vorher genauso wenig gesagt, wie sie zum Alarmierungszeitpunkt auch nicht wussten, wohin sie zu welcher Art Einsatz fahren mussten. Es gab dafür nur Zahlenkoordinaten, und Landkarten. "Wir gehen davon aus, dass in großen Katastrophenfällen Navigationssysteme nicht mehr funktionieren und müssen deshalb auch ohne sie Arbeiten können", wurde von der Einsatzleitung vor Ort gesagt. Die Übung machte deutlich, wie wichtig es ist, solche Szenarien tatsächlich zu üben, um im Ernstfall hier auch auf Erfahrungen zurückzugreifen, die man tatsächlich nur inmitten solcher Trümmerlandschaften machen kann. Denn dann muss jeder Handgriff sitzen, um keine Zeit zu verlieren.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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