Steißlingen
Ehrenfriedhof in neuem Glanz

Bürgermeister Benjamin Mors, Thomas Maier, Willi Streit, Stefan Köstlin mit „Flocki“, Karl Biedermann, Günter Tröndle und Hauptamtsleiter Roland Schmeh auf dem Ehrenfriedhof in Steißlingen.
Foto: Gemeinde Steißlingen | Foto: Gemeinde Steißlingen
  • Bürgermeister Benjamin Mors, Thomas Maier, Willi Streit, Stefan Köstlin mit „Flocki“, Karl Biedermann, Günter Tröndle und Hauptamtsleiter Roland Schmeh auf dem Ehrenfriedhof in Steißlingen.
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Steißlingen. Der Ehrenfriedhof der Gemeinde Steißlingen für die Kriegsopfer der beiden Weltkriege erstrahlt im Jahr seines 100-jährigen Bestehens in neuem Glanz. Der Sprecher der Altpfadfinder Steißlingen, Willi Streit, hat Mitte Juli, zusammen mit einer Delegation seiner Mitstreiter,  Bürgermeister Mors und der Gemeinde den Abschluss der Reinigungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Ehrenfriedhof mitgeteilt. Bürgermeister Mors bedankte sich, bei den am Projekt beteiligten elf Gründungsmitgliedern der Steißlinger Pfadfinderschaft für deren außergewöhnliches, ehrenamtliches Engagement. Ein Dankeschön sprach er auch den Mitgliedern des Pfadichors aus, die ebenfalls mit elf Personen in der zweiten Projektphase, zusammen mit zwei Altpfadfindern, maßgeblich das Aus- und Nachbessern der Schriftzüge auf den Betonkreuzen übernommen haben.

„Am Anfang jeder Tat steht eine Idee.“ Ganz im Sinne des chinesischen Philosophen Konfuzius ist auch das Ehrenfriedhofsprojekt entstanden: „100 Jahre nach seiner Errichtung und Einweihung sollte der Ehrenfriedhof zum Volkstrauertag des Jahres 2022 dem Anlass entsprechend hergerichtet werden“ war die Meinung des Ideengebers, Willi Streit. Zu Beginn des Jahres hatte er, selbst Gründungsmitglied der Steißlinger Pfadfinderschaft, vier weitere Gefährten für seine Absicht gewinnen können. In einer ersten Zusammenkunft, in noch kleinem Kreis, erörterte die Gruppe die Machbarkeit, einschließlich der Gewinnung der Gemeinde für ihre Idee. Ende Januar und Anfang Februar haben sie dann erste Abstimmungsgespräche mit der Gemeindeverwaltung geführt. Weitere Gründungsmitglieder aus den frühen 70er Jahren, alle inzwischen zur Ü60 Generation zählend, wurden angefragt.

Mitte Februar war klar: Die Gemeindeverwaltung begrüßt und unterstützt die Initiative sehr und die dafür notwendige „Manpower“ auf Seiten der Altpfadfinder kann organisiert werden. Bereits am 17. Februar fanden sich in einer Projektsitzung in den Räumen der Firma Thomas Maier IT-Systeme zwölf Gründungsmitglieder der Steißlinger Pfadfinderschaft zusammen und vereinbarten eine verbindliche Selbstverpflichtung zur ehrenamtlichen Sanierung des Ehrenfriedhofs. Bei einer Vor-Ort-Besichtigung des Kulturausschusses des Gemeinderats Steißlingen, zusammen mit Bürgermeister Mors, Hauptamtsleiter Schmeh, Bauhofleiter Schärli und einer Delegation der Altpfadfinder, Mitte März, hat die Gemeinde Steißlingen die ehrenamtliche und durch den Bauhof mit Arbeitsmaterial und sachkundigen Rat unterstützte Sanierung und Ehrenfriedhofsreinigung offiziell an die Altpfadfinder übergeben.

Nun galt es, den guten Worten auch Taten folgen zu lassen. Schließlich waren 206 (!)zum Teil stark verwitterte, von Flechten und Moos befallene Betonkreuze und vier Eckstelen (Helmsäulen) zu reinigen sowie die Plattenwege zu säubern und bei Bedarf neu einzukiesen. Die verblassten und durch die Reinigung in Mitleidenschaft gezogenen Kreuzinschriften eines jeden Kreuzes mussten originalgetreu aus- und nachgebessert werden. Das ließ sich mit einer Drahtbürste und gutem Willen allein nicht bewältigen. Es brauchte eine zielstrebige und fachlich fundierte Planung, die aus der Gruppe der Altpfadfinder Stefan Köstlin übernahm. Er war der Kopf der Arbeitsmaßnahmen und der Capo auf der Baustelle. Mit Charme und Nachdruck hat er immer wieder die notwendigen Arbeitskräfte zusammengetrommelt. Sein Arbeitsplan sah die folgenden Reinigungsschritte vor: Die Kreuze und Eckstelen wurden zuerst mit Stahlbürsten vorbehandelt. Bei ganz hartnäckigem Schmutz kam der Hochdruckreiniger zum Einsatz. Anschließend erfolgte eine Reinigung mit ungiftigem Waschsoda, welches nach einer Trocknungsdauer von mehreren Stunden händisch wieder abgewaschen wurde. Um zu gewährleisten, dass die Kreuze und Eckstelen über etliche Jahre algen-, flechten-und moosfrei bleiben, erfolgte als letzter Schritt eine Behandlung mit einem Langzeitmittel zur Versiegelung. In sechs Projektsitzungen, zum Teil mit Videozuschaltung der auswärtigen oder Corona-erkrankten Altpfadfinder, informierte der Sprecher der Gruppe seine Kollegen über den Fortgang des Projekts und die jeweils zu klärenden Fragen. Alle Sitzungen wurden von ihm protokolliert und er hielt auch die Verbindung mit der Gemeinde. Bereits in der Projektsitzung Mitte Februar kam in der Gruppe die weitere Idee auf, den Jubiläumstermin und den kurz darauffolgenden Volkstrauertag via Internet medial zu begleiten.

Anfang April stellte eine aus der Gruppe der elf Altpfadfinder gegründete fünfköpfige Arbeitsgruppe ihr Konzept der Gemeindeverwaltung vor. Dies war so überzeugend, dass die Verwaltung die Altpfadfinder unmittelbar gebeten hat, eine solche Präsentation zu den genannten Anlässen zu erarbeiten. Unter der Federführung von Markus Günther und nach drei Arbeitsgruppensitzungen ist die Präsentation „100 Jahre Ehrenfriedhof (1922 –2022)“ entstanden, welche die Gemeinde voraussichtlich ab Oktober auf ihre Website stellen wird. Die Präsentation enthält Daten, Fakten und einige sog. O-Töne zur Geschichte des Ehrenfriedhofs sowie Zeitzeugnisse zur Kriegsbeteiligung bzw. zu Kriegsgeschehnissen aus Steißlinger und regionaler Perspektive.

Ganz im Sinne des Volkstrauertags soll sie die Betrachter durch emotional berührende Bilder, Aussagen und Quellen mehr denn je an die aktive Wahrung des Friedens erinnern und zu einem würdevollen und toleranten gesellschaftlichen Miteinander aufrufen. Alles in allem haben sich an den Reinigungs- und Sanierungsmaßnahmen sowie an der Internetpräsentation elf Altpfadfinder beteiligt und weitere elf Frauen des Pfadichores, die in einer zweiten Projektphase bei den Arbeiten auf dem Ehrenfriedhof unterstützend dazu gestoßen sind.

Insgesamt sind rund 470 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet worden. Die Gemeinde Steißlingen entschädigt diese ehrenamtliche Arbeit im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben mit einer sog. Aufwandsentschädigung. Sowohl die Altpfadfinder, wie auch die beteiligten Frauen des Pfadichores, haben einstimmig beschlossen, den erzielten Gesamtbetrag in Höhe von rund 4.500 EUR vollständig gemeinnützigen, mildtätigen Einrichtungen oder unmittelbar Bedürftigen zu spenden.

Autor:

Presseinfo aus Singen

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