Musikverein Steißlingen entführte an die Wolga
Der Musik und der Ehre willen
Steißlingen. Windig, nass und kalt war es am vergangenen Samstag zum Glück nur draußen vor der Steißlinger Seeblickhalle. Doch auch das erscheint erträglich, wenn man es mit den Schneeschauern vergleicht, die zeitgleich in Moskau durch die Halle herumwirbelten.
Auch wenn weniger Besucher als sonst den Weg zum Herbstkonzert des Musikverein Steißlingen gefunden hatten, betonte Vorstand Roland Zimmermann in seiner Begrüßung, wie sehr sich der Verein über jeden Einzelnen freue und dass die Durchführung des Konzerts trotz aller widriger Umstände möglich wurde.
Begrüßt wurden die Gäste auch von Maren Haltmeyer, die als erstes das anspruchsvolle Wettbewerbsstück „Slavia“ des Komponisten Jan van der Roost ankündigte. Anschließend folgte der Kosakentanz „Trepak“ aus dem Ballett „Der Nussknacker“. Das Besondere an diesem bekannten, aber rasanten Stück: je nachdem, wie schnell es gespielt wird, dauert es nur ein bis zwei Minuten. Dass die traditionelle slawische Musik generell mit eher kürzeren aber dennoch einprägsamen Melodien aufwartet zeigte auch der melancholische Konzertmarsch „Abschied der Slawin“.
In „Three Russian Folk Songs“, einem Stück in drei Sätzen, demonstrierte das Orchester mit seinem Dirigenten Michael Forster, welche zahlreichen Facetten das Konzertmotto „Wo die Wolga fließt“ beinhaltet. Aufmerksame Zuhörer konnten im ersten Satz die bekannten Klänge von „Kalinka“ heraushören und sich über solistische Einlagen aus dem Orchester freuen. Fast genauso bekannt aus der Filmmusik, aber deutlich schneller ist der „Säbeltanz“, aus dem Ballettstück Gayaneh. Das Thema Filmmusik setzte sich weiter fort mit „Hymn to red October“, das auf die Oktoberrevolution in Russland anspielt und sich stilistisch an die Nationalhymne der Sowjetunion anlehnt. Eine moderne Interpretation bekannter russischer Klassiker, gab der Musikverein mit „Glasnost“ zum Besten. Die Komposition von Dizzy Stratford symbolisiert das Entstehen des „neuen Russlands“ unter Michail Gorbatschow. Unter anderem ist darin der Tanz der Zuckerfee aus „Der Nussknacker“ zu hören. Den runden Abschluss des offiziellen Konzertteils bildete der bekannte Klassiker „Those were the days“ - wie immer wunderbar gesungen von Carina Maier.
Mit den Zugaben „Rasputin“ und „The Second Waltz“ bedankte sich der Musikverein für den anhaltenden Applaus, denn auch für die Musiker war es ein Labsaal, endlich wieder vor Publikum im Konzert aufspielen zu können.
Traditionell werden die Ehrungen langjähriger Mitglieder im Rahmen eines Konzerts vorgenommen. Da im Jahr 2020 leider keine Konzerte und somit auch keine Ehrungen stattfinden konnten, wurden diese ebenfalls am vergangenen Samstag nachgeholt.
Für jeweils 30 Jahre Mitgliedschaft im Blasmusikverband Hegau-Bodensee wurden Michael Goy, Carmen Hirt und Daniel Schirmer von Robert Delhey (Vorsitzender des Bezirks Nellenburg) ausgezeichnet. Bertram Schlosser erhielt für seine 40-jährige Mitgliedschaft die goldene Ehrennadel und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Für bereits 50 Jahren wurde Ewald Braun als Mitglied des Blasmusikverbands Hegau-Bodensee mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Allen wurde außerdem durch Vorstand Roland Zimmermann die entsprechende vereinsinterne Ehrennadel des Musikverein Steißlingen überreicht. Der durfte außerdem Oswin Schmal für seine 30-jährige aktive Mitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel auszeichnen.
Ein ganz besonderer Konzertabend war es auch für Michael Forster. Seit 1990 ist er als Dirigent für den Musikverein Steißlingen tätig, arrangiert selbst Musikstücke, lässt kaum eine Probe ausfallen und führt das Orchester musikalisch durch das Vereinsjahr. In seiner Ansprache betonte Bürgermeister Benjamin Mors, mit wie viel Engagement und Kreativität Michael Forster seit nun 31 Jahren die Vorbereitung und Durchführung der Konzerte angeht und das Orchester immer wieder zu neuen Höchstleistungen anspornt. Für diese besonderen Verdienste überreichten ihm Bürgermeister Mors und der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz stellvertretend die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg.
Auch wenn dieses Mal die Bewirtung und der gemütliche Ausklang nach dem Konzert leider ausfallen musste, kann der Musikverein Steißlingen doch auf ein gelungenes Herbstkonzert zurückblicken.
- presseinfo
Autor:Redaktion aus Singen |
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