Boxclub Singen
Für hundert Jahre fliegen wieder die Fäuste
Singen. Er kann auf eine schlagkräftige, erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken, der Boxclub Singen 1922, der in diesem Jahr sein 100. Vereinsjubiläum feiert. Aus diesem Anlass fliegen am Samstag, 8. Oktober, bei einem Länderkampf gegen Belgien in der Münchriedhalle nach Singen wieder einmal die Fäuste.
Ab 20 Uhr wird nach einigen Vorkämpfen ein Boxteam aus Belgien (Wallonie) antreten und gegen die beiden Singener Mario Loguercio (Halbmittel 71 Kg) und dem amtierenden BW-Meister Ruslan Kober (Cruiser 86 Kg) antreten.
Der BC Singen hat sich für diesen Wettkampf mit weiteren Boxern verstärkt, unter anderem aus Karlsruhe, Ulm und Winterthur/Schweiz. Zudem ist auch ein Frauen-Kampf unter Mannschaftswertung zwischen der Baslerin Sarah Joy Rae (44 Kämpfe) und Mayssen Lambot (24 Kämpfe) aus Belgien angesagt.
Mit reichlich Melancholie denken viele Boxfans an die heißen Boxnächte in der Scheffelhalle zurück, in denen bis nach Mitternacht gekämpft, gejubelt und gefachsimpelt wurde.
Es waren Nächte, in denen Box-Größen wie René Weller sich mit Prominenz aus lokaler Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein Stelldichein gaben, attraktive Nummerngirls, die die nächste Runde einläuteten und mancher Cut seine blutige Spur im Ring hinterließ.
Große Namen wie Karl Maier und Karl Lerner prägten die Anfangszeiten des BC Singen. Mittelgewichtler Maier machte Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre 220 Amateur- und 68 Profikämpfe und feierte Triumphe als Deutscher Meister und Vize-Europameister (1927). Karl Lerner stieg von 1964 bis 87 bei 400 Amateurkämpfen in den Ring, war mehrfacher Süddeutscher Meister und holte sich Bronze bei der DM. Sein größter Triumph war der K.O.-Sieg über Militärweltmeister Dunn.
Dann kam die große Zeit von Antonio Ruberto, dem heutigen Vorsitzenden des BCS, und dem „Löwen“ Luan Krasniqi aus Rottweil, der bei der WM 1995 in Berlin den späteren Olympiasieger Wladimir Klitschko schlug und als Profi 2002 Europameister im Schwergewicht war.
Toni Ruberto absolvierte im Weltergewicht von 1980 bis 2001 186 Amateurkämpfe, war zudem mehrfacher Badischer Meister, italienischer Vizemeister und 2000 belgischer Meister und kletterte in der 2. Bundesliga und in der Oberliga für den BC Singen sowie für Esslingen sowie Eichstätt in der 1. Liga in den Ring. Mit packenden Kämpfen begeisterten später auch Dimitri Abramovic, die Brüder Ömer und Özer Yagcioglu, Benedikt Probst und Simon Stromeier in den Singener Farben im Ring.
Doch mittlerweile sind Liga- oder Länderkämpfe eine Seltenheit in Singen geworden. Diese Entwicklung bedauert auch Giovanni Sestito, der seit 1969 im Verein ist - zuerst als aktiver Kämpfer und seit 1986 als Trainer. Unter Sestitos Fittichen wurden unzählige junge Sportler aus allen Herren Länder gefördert und gefordert, gleichzeitig zeigte er ihnen mit unerschöpflicher Geduld und viel Fachwissen, was im und außerhalb des Boxringes zählt.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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