Das Wochenblatt
Kompetenter und kritischer Begleiter eines Lebensraums
Singen. Als die Stadt Singen gerade 68 Jahre alt geworden war, war es an der Zeit für ein neues Medium in der Stadt. Damals, im Juli 1971, erschien erstmals der „Hegauer Anzeiger“, aus dem schob bald das Singener WOCHENBLATT werden sollte.
Es war ein regelrechter Paukenschlag: ein Anzeigenblatt für alle, mit den Informationen des Handels, der eine Plattform gesucht hatte, um eben die Neuigkeiten zu transportieren, die ihm die Kunden in die Läden bringen würde. Aber auch, um sich als wirtschaftliche Mache zu positionieren. Das war die Idee des jungen Verlegers Hans-Joachim Frese, der diese Idee aus dem Stuttgarter Raum mitgebracht hatte, wo diese neue Entwicklung gerade Fuß zu fassen begann.
Doch Hans-Joachim Frese wollte von Anfang an schon mehr: Denn das Singener WOCHENBLATT sollte auch ein Träger politischer wie gesellschaftlicher Information sein, eben für alle, jede Woche kostenlos in die Briefkästen zugestellt.
Das Jahr 1967 war ein Jahr des Aufbruchs insgesamt, wie es zum 25. Geburtstag des WOCHENBLATTS der damals frisch als Chefredakteur gestartete Hans-Paul Lichtwald in seinem Rückblick auf die ersten 25 Jahre festhielt. Junge Menschen hinterfragten damals deutlich Regeln und Gebräuche, wollten ein anderes Land über 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und ging dafür auf die Straße. In die Kritik kam damals auch die Presselandschaft.
Da setzte das Singener WOCHENBLATT ein deutliches Zeichen, das hier wichtige Informationen für alle bieten wollte und der Diskussion einen Raum gab – heute würden man sagen barrierefrei zugänglich gemacht. Das WOCHENBLATT, das sich bald über große Teile des Landkreises ausdehnte, konnte schnell zu einem wichtigen Part der Presselandschaft in der Region heranwachsen, eine Rolle die das WOCHENBLATT bis heute hochhält im Raum zwischen Stockach und Tengen, zwischen Radolfzell und Gailingen.
Damit wurde das WOCHENBLATT auch bald schon ein Partner der Stadtentwicklung. Als sich bald nach der Gründung der Zeitung in Singen der „City Ring“ zunächst als Werbegemeinschaft bildete, der später auch zu einer politischen Plattform für den Handel in der Hegaumetropole entwickeln sollte, war Hans-Joachim Frese einer der Mitbegründer.
„Der Handel wollte diese Zeitung haben, hatte zuvor schon andere Versuche mit Zeitungen unternommen, die nichts brachten“, blickte Paul Lutz, der selbst damals vom einstigen Kaufhaus Eska in die Anzeigenleitung des WOCHENBLATTs wechselte und die Entwicklung bis in die 1990er Jahre begleitete, zum 50. Geburtstag zurück.
Und die Zeitung war gut für Singen und die Region, die Angebote und auch die Meinung des WOCHENBLATT waren gefragt als „Kompetenter und kritischer Begleiter eines Lebensraums“, wie seinerzeit Hans-Paul Lichtwald seinen ersten Jubiläums-Kommentar überschrieb.
Gerade die kritische Berichterstattung, die einiges hier in der politischen Landschaft hinterfragt, die – wie zuletzt auch in den Zeiten der Corona-Krise - die Gesellschaft an den Rand der Spaltung brachte, wurde auch in der Abbildung ganz verschiedener Standunkte des Pro und Kontra der damit verbundenen Einschränkungen als Orientierung ermöglicht. Dies wurde auch von Carmen Frese , die seit Mitte der 1990er Jahre als Verlegerin in der Nachfolge ihres Vaters tätig wurde, auch als klarer Kurs zusammen mit Anatol Hennig als Verlagsleiter umgesetzt.
Das WOCHENBLATT hatte dabei auch immer die Rolle eines Motors übernommen, für die Wirtschaftsregion im Landkreis Konstanz. Zusammen, mit dem Standortmarketing „Singen aktiv“, das 2002 gegründet wurde, um die Energien der damals neu gründeten IG Süd, wie des Handwerks zu bündeln, wurden viele große Aktionen gestartet, um die Stadt auch aus Lebensraum attraktiv zu machen, als Erlebniszone zu platzieren. Denn schon damals kristallisierte sich heraus, dass Innenstädte nie nur zum Einkaufen da sein sollten, sondern auch Treffpunkt werden mussten.
Auch diese Rolle wird das WOCHENBLATT nicht nur in der weiteren Stadtgeschichte Singens, sondern auch für die ganze Region spielen wollen, ganz im Sinne ihres Begründers als „Zeichen für eine neue Zeit“, die sich freilich inzwischen auch immer schneller ändert. Genau da braucht es das WOCHENBLATT eben, als „Kompetenter und kritischer Begleiter eines Lebensraums“.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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