Die Geschichte Singens
Der lange Weg vom Dorf zur Stadt

Foto: St. Gallen, Stiftsarchiv, I95 (Privaturkunde)
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Singen. Die Stadt Singen feiert: Vor 125 Jahren erhielt die damalige Gemeinde das Stadtrecht. Dies ist aber nur ein Stopp in der langen Geschichte Singens: Auch davor und danach gab es zahlreiche Ereignisse, die prägend waren für die Entwicklung der Stadt unter dem Hohentwiel. Stadtarchivarin Britta Panzer und Archivmitarbeiter Simon Götz, der das Stadtjubiläum begleitet, haben sich mit dem WOCHENBLATT zusammengesetzt, um einige der bedeutendsten Ereignisse der Singener Geschichte zusammenzutragen:

787: In einer Urkunde des Klosters St. Gallen wird der Ort erstmals als „Sisinga“ erwähnt. Die archäologischen Funde belegen aber eine viel ältere Siedlungsgeschichte. Im 8. Jahrhundert gab es bereits eine christliche Kirche mit Friedhof an der Stelle, wo heute die Kirche St. Peter und Paul steht. Das ärmliche Bauerndorf im Schatten der mächtigen Burg Hohentwiel blieb im Mittelalter und der Frühen Neuzeit jedoch weitgehend bedeutungslos.

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Ab 1863: Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gab es Versuche, in Singen Industrie anzusiedeln. Mit dem Bau der Eisenbahnlinien Waldshut – Konstanz (1863) sowie nach Offenburg (ab 1866) und Etzwilen (1875) wurde Singen zu einem bedeutenden Bahnknotenpunkt zwischen Baden und der Schweiz. Singen wurde für Industrielle, Hoteliers und Handwerker zu einem interessanten Standort und entwickelte sich in Folge rasch vom Dorf zur Stadt.

Foto: Stadtarchiv Singen

1887: Der Schweizer Lebensmittelfabrikant Julius Maggi gründet in der Restauration Amann (heute „Gütterli-Hüsli“) eine Abfüllstation für seine neue Flüssigwürze. Dies ist der Beginn der Großindustrie in Singen und des rasanten Wachstums der Stadt: 1897 errichtet Maggi eine eigene Fabrikation, in der mehrere hundert, bald tausende Menschen - vor allem Frauen - Arbeit finden.

Foto: Stadtarchiv Singen

1895: Die Schaffhauser Eisengießerei Georg Fischer errichtet in Singen eine Zweigniederlassung. Auch die „Fitting“, die ihren Spitznamen von den hier produzierten Rohrverbindern erhält, wird zum zweiten Großbetrieb in der aufstrebenden Gemeinde.

Foto: Stadtarchiv Singen

1899: Der Großherzog verleiht der Gemeinde Singen Anfang September die Stadtrechte. Das Bezirksamt Konstanz hatte im Juli den Antrag gestellt, weil Singen eine ungeahnte Entwicklung vom Dorf zum Industriestandort erlebte. Inzwischen lebten über 3.500 Menschen hier, Anfang der 1920er Jahre waren es bereits über 10.000.

Foto: Stadtarchiv Singen

1912: Die Schweizer Aluminiumfabrik Dr. Lauber, Neher und Co. GmbH gründet eine Niederlassung in Singen und bestätigt damit endgültig die Anziehungskraft der jungen Stadt als Wirtschaftsstandort. Die Fabrik produziert unter anderem Alufolie zur Verpackung der Maggi-Produkte. Aus der Fabrik geht die Alu Singen hervor, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer regelrechten Fabrikstadt im Osten des Ortes anwächst.

Foto: Stadtarchiv Singen

1928: Das 1894 errichtete Spital (heute Amtsgericht) ist für die stark wachsende Stadt zu klein geworden. Nach Plänen des bekannten Architekten Hermann Billing entsteht ein moderner Neubau am Fuß des Hohentwiel. Der Neubau greift in seiner Gestaltung Elemente der Festungsruine (Rondell Augusta) auf.

Foto: Stadtarchiv Singen

1947: In einem ehemaligen Zwangsarbeiterlager neben der GF sind während der französischen Besatzungszeit deutsche Kriegsgefangene untergebracht. Sie errichten mit Unterstützung des Lagerkommandanten Capitain de Ligny die Theresienkapelle. Die Kapelle mit der angrenzenden Bunkeranlage ist heute Gedenkstätte für Zwangsarbeit, Nationalsozialismus und Umgang mit Diktaturerfahrung.

Foto: Stadtarchiv Singen

1960: Die Stadt wächst in den Wirtschaftswunderjahren nochmals stark an. Das Alte Dorf wird in weiten Teilen abgerissen und Straßen vergrößert, um die großstädtischen Visionen der Stadtplaner realisieren zu können. Nach Plänen des Stadtbaumeisters Hannes Ott wird 1960 ein neues Rathaus errichtet.

Foto: Stadtarchiv Singen

2000: Singen ist Gastgeber der Landesgartenschau unter dem Motto „Aus der Stadt. Über den Fluss. Auf den Berg“. Sie bildet den Höhepunkt eines langjährigen Sanierungsprozesses im Bereich Altes Dorf mit Renaturierung der Aach. Während weite Teile des Areals als Naherholungsgebiet erhalten bleiben, wird der Eingangsbereich überbaut: 2007 wird hier die Stadthalle eröffnet.

Foto: Stadtarchiv Singen
Autor:

Redaktion aus Singen

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