Gegen das Vergessen
Zehn weitere Stolpersteine erinnern bald an die Opfer der Nazis

Organisatoren, Lehrkräfte und Schüler der Robert-Gerwig-Schule und der Zeppelin-Realschule wirken bei der Verlegung der nächsten zehn Stolpersteine in Singen mit. | Foto: Tobias Lange
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Singen. Geschichte muss in Erinnerung bleiben. Das gilt für die Höhen wie auch die Tiefen. Und so werden auch im Jahr, in dem Singen 125 Jahre Stadtrecht feiert, wieder zehn Stolpersteine verlegt, die an Menschen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihres Glaubens, ihrer politischen Ansichten oder Lebensweisen verfolgt, vertrieben, deportiert und ermordet worden sind.

Es wird eine besondere Verlegung werden, kündigte Hans-Peter Storz von der Initiative Stolpersteine an. Zum einen, weil sich Schülerinnen und Schüler der Zeppelin-Realschule und der Robert-Gerwig-Schule beteiligt haben. Sie haben zu den Menschen geforscht und ihre Schicksale nachverfolgt. Oberbürgermeister Bernd Häusler, der die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen hat, fasste seine Eindrücke zusammen: "Es ist beschämend, was damals mit den Menschen passiert ist."

Zehn Menschenleben

Etwa Fridolin Maurer, der wegen Mitgliedschaft in der KPD verhaftet wurde. Er überlebte und erhielt mehr als 30 Jahre später eine "Entschädigung" von 266 D-Mark - heute in etwa 600 Euro. Oder die Familie Breger mit Josef, Adele und Sohn Berthold. Nach einem nächtlichen Überfall auf den Familienvater flohen sie über Rumänien nach Palästina.

Die Familie Guggenheim - Wilhelm, Jette und Sohn Hans-Hartwig - versuchte ebenfalls, der Verfolgung durch Flucht zu entgehen. Wilhelm und Jette wurden 1942 in Frankreich inhaftiert und deportiert. Sie starben im selben Jahr im KZ Auschwitz. Hans-Hartwig Guggenheim gelang 1943 die Flucht in die Schweiz. Max Neustädter unterrichtete in Singen an der Oberrealschule - dem heutigen Hegau-Gymnasium. 1934 floh er nach Frankreich, wo er sich während der deutschen Besatzung versteckt halten musste.

Hans-Peter Storz (rechts) übergibt symbolisch die zehn neuen Stolpersteine an Oberbürgermeister Bernd Häusler. | Foto: Tobias Lange
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Zum anderen ist diese Verlegung besonders, weil erstmals auch Steine für zwei Personen aus der Gruppe der Jenische in den Boden eingelassen werden: Die Brüder Kaspar und Alois Jakob Hartmann wurden 1941 beziehungsweise 1942 unter anderem wegen Umherziehens ohne Erlaubnis verhaftet und jeweils ein Jahr später ermordet - Kaspar KZ Mauthausen und Alois Jakob im KZ Majdanek. Eine Entschädigung für die Hinterbliebenen gab es nicht, mit der Begründung, dass sie nicht aus "rassischen Gründen" verhaftet worden seien.

Die Verlegung der Stolpersteine für die Brüder Hartmann werde im Rahmen eines kleinen Begleitprogramms erfolgen, erklärte Hans-Peter Storz. Es wird ein jenischer Musiker zu Gast sein, der die Verlegung begleitet. Die Patenschaft für die Steine haben Gemeinderätin Regina Henke und die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger übernommen.

Straffer Zeitplan

Die Verlegung der zehn Stolpersteine wird am Donnerstag, 13. Juni, erfolgen. Los geht es laut Plan um 16 Uhr in der Ekkehardstraße 98 mit dem Stein für Fridolin Maurer. Die Biografie hat Stephan Beurer von der Stolperstein-Initiative zusammengestellt. Um 16.30 Uhr werden die Steine für Familie Breger in der Hadwigstraße 28 verlegt, mit Biografien erarbeitet von den Schülerinnen Jasmina und Sanja Philipp von der Robert-Gerwig-Schule.

Die Steine für die Familie Guggenheim werden um 17 Uhr in der Bahnhofstraße 17 eingelassen. Hier haben Viktoria Sommer und Kristina Mustjac - beide ebenfalls Schülerinnen an der Robert-Gerwig-Schule - recherchiert. Um 17.30 Uhr folgt der Stein für Max Neustädter in der Burgstraße 3. Mit seinem Leben haben sich die Schüler der Robert-Gerwig-Schule Finn Henes, Tarik Hizar und Eron Dervishaj beschäftigt.

Den Abschluss bildet dann die Steineverlegung für die Brüder Hartmann in der Scheffelstraße 23 um 18 Uhr. Die beiden hatten zwar keinen festen Wohnsitz. Doch der Ort wurde gewählt, weil dort Schwestern der beiden zeitweise gewohnt haben. Zur Biografie haben die SchülerInnen Clara Geiser, Noah Fiess, Florian Gonsor, Filip Lenart, Felix Grosch sowie Collin Lembke von der Zeppelin-Realschule recherchiert.

Betreut wurden die SchülerInnen von Romana Kipper von der Robert-Gerwig-Schule und Dennis Beck von der Zeppelin-Realschule.

Spenden und Paten

Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Zur Deckung der Kosten sind Paten und Spender willkommen.

Kontakt:

Hans-Peter Storz, Ekkehardstraße 12, 78224 Singen, Telefon: 07731/319 33 33

Spendenkonto:

IBAN: DE76 6925 0035 1055 4513 87
Sparkasse Hegau-Bodensee
Stichwort: "Stolpersteine"

Organisatoren, Lehrkräfte und Schüler der Robert-Gerwig-Schule und der Zeppelin-Realschule wirken bei der Verlegung der nächsten zehn Stolpersteine in Singen mit. | Foto: Tobias Lange
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Autor:

Tobias Lange aus Singen

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