Mehr Wertschätzung und Gehalt sowie bessere Arbeitsbedingungen für ErzieherInnen gefordert
»Wir sind unverzichtbar«

Streik ver.di Erzieherinnen | Foto: Eine kleine Gruppe versammelte sich am Dienstag Nachmittag vor dem Singener Rathaus um energisch auf die Missstände und Belastungen der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst aufmerksam zu machen. 
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  • Streik ver.di Erzieherinnen
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Singen. Es war zwar eine kleine Gruppe, die sich am Dienstag Nachmittag vor dem Singener Rathaus traf, um am Internationalen Frauentag auf die Missstände in den Arbeitsbereichen der kommunalen ErzieherInnen, SozialarbeiterInnen und SchulbetreuerInnen aufmerksam zu machen, doch umso leidenschaftlicher vertraten Betroffenen ihr Anliegen.

Aufgerufen hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Baden-Württemberg zu Streiks, Aktionen und Solidaritätskundgebungen, nachdem die Arbeitgeber keinerlei Entgegenkommen hinsichtlich der Forderungen gezeigt haben, erklärte die stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin Hanna Binder. Sie bekundete ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und zeigte angesichts der ersten Flüchtlinge auf, wie wichtig die Aufgaben von ErzieherInnen auch für das Gelingen von Integration ist. »Kinder zu bilden, zu erziehen und ihnen Solidarität zu vermitteln ist so wichtig und hat riesige Auswirkungen auf die Gesellschaft«, erklärte Hanna Binder. Sie bemängelte die geringe Wertschätzung des Berufs und forderte bessere Bezahlung, anständige Arbeitsbedingungen, mehr Personal sowie bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Sollten die Arbeitgeber in den nächsten Verhandlungsrunden weiterhin auf ihren Positionen beharren, sehen sie Streiks als unabdingbar an um den berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen. »Wenn Argumente nicht reichen, dann muss es wohl weh tun«, fasste die Gewerkschaftsvertreterin zusammen.

Klare Worte fand auch Manuela Hettich, Erzieherin und Personalratsvorsitzende der Stadt Radolfzell. Der Personalnotstand in den Kitas, Einrichtungen und Schulen werde auf dem Rücken der Mitarbeitenden ausgetragen. Die Belastungen für ErzieherInnen - besonders in den zwei Jahren der Pandemie - seien enorm gewesen, da reiche eine kleine Prämie nicht aus. Denn, machte Hettich deutlich: »Wir sind unverzichtbar«.
Sie kritisierte die fehlenden Zeit für Vor- und Nachbereitungen in der pädagogischen Arbeit, die hohe Belastung in Leitungspositionen sowie die unbezahlte Ausbildung von Nachwuchskräften. Dies alles laufe selbstverständlich neben den eigentlichen Aufgaben. Mitverantwortlich für die Nöte im Arbeitsalltag der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst sei auch der Kommunale Verband für Jugend und Soziales (KVJS), ihm gelte es die Missstände unmissverständlich aufzuzeigen, forderte sie ihre KollegInnen auf.

Ursula Hanser vom Personalrat der Stadtverwaltung Singen erinnerte an den Ursprung des Internationalen Frauentags vor über hundert Jahren, als die Gleichbehandlung von Mann und Frau in allen Lebensbereichen gefordert wurde. »Das ist heute noch nicht gegeben«, stellte sie fest und sieht einen Grund für die geringe Wertschätzung der sozialen Berufe darin, dass sie »weiblich sind«.

Auch Heike Gotzmann, Referentin für Arbeitnehmerseelsorge aus Singen, sieht die Bedeutung dieser Berufsgruppe, die eine gesellschaftlich wichtige Arbeit leiste. »Sie erziehen und fördern unsere Kinder, unterstützen Jugendliche, schützen bedrohte Kinder oder begleiten und unterstützen Familien: Ohne sie könnten viele Eltern nicht arbeiten, ohne sie würde die Wirtschaft nicht funktionieren, ohne sie wären die Folgen der sozialen Spaltung noch gravierender. Kurz gesagt: Die Sozial- und Erziehungsberufe sind das Rückgrat unserer Gesellschaft«, fasste Heike Gotzmann gegenüber dem Wochenblatt zusammen. Als Arbeitnehmerseelsorgerin frage sie sich, wieso dieser Dienst am Menschen und für die Menschen unter dem Niveau anderer Berufe liege. Unter dem Niveau nicht bei der Qualifikation der Mitarbeitenden aber bei den Betreuungsschlüsseln, bei der Personaldecke und auch bei der Bezahlung. Und die Seelsorgerin befürchtet, dass es auch daran liegen könne, dass in diesen Berufen rund 80 Prozent Frauen und 20 Prozent Männer arbeiten....

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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