Viel Lob für die Premiere von "Die Reis" in der Scheffelhalle
"Wir sind in der Freiheit gefangen"

Reis | Foto: Andreas Klumpf, Sophia Foltin, Georg Melich, Gerd Zahner, Klaus Fischer und Rudolf Hartmann beim Schlussapplaus nach der Premiere von "Die Reis'" in der Scheffelhalle. swb-Bild: of
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Singen. Ein Moment herrschte erst Stille, dann erhob sich das Publikum von den Sitzen, um den Schauspielern Klaus Fischer (Jakob Senior), Georg Melich (Jakob Junior), Andreas Klumpf (Wegbegleiter), Spohia Foltin (Tänzerin), Rudolf Hartmann (Musik), Regisseur Mark Zurmühle und seinen Assistenten, und natürlich Autor Gerd Zahner ihren Respekt für diese Reis'" zu zollen, in die es hier mitgenommen werden durfte. Das Stück, dass den "Jenischen" in Singen mit ihrer längst nicht aufgearbeiteten Geschichte gewidmet ist, mag ein Anstoß sein, sich doch genauer mit dem Volk zu beschäftigen, das immer an den Rand gedrängt wurde und aus vielen anderen Städten gar herausgeworfen wurde, das sich selbst oft noch als "Abschaum" fühlt, wie im Abspann auf der Leinwand zu hören ist, und dessen massenhafter Vernichtung, unter anderem durch den "Rassehygienikger" Dr. Ritter in der Zeit der Nazi-Diktatur auch nocht würdig gedacht wird.

Die Story ist am Anfang ein Klassiker: der Sohn Jakob Junior kommt aus Frankfurt nach Hause in den Hegau weil er Abschied nehmen muss von seinem Vater. Den hat er freilich seit seiner Kindeheit nicht mehr gesehen, weil seine Mutter mit ihn getürmt ist um nach einer gescheiterten Beziehung ihr Glück anderswo zu suchen. Jakob Junior, der Jura studiert hatte und dem das "Jenische" seines Vaters Jakob Senior am Anfang spürbar fremd ist, wird emotional hier hin und her gerissen. Er spürt, dass es nur ein paar Stunden sind, die noch bleiben, und der Vater will immerfort noch auf die "Reis'", für ihn der Ausdruck seiner Kultur. So bleibt nur noch eine letzte Nacht im Wald, begleitet von Tänzen, von einigen Liedern am dem "Handörgeli", eine sehr dramatische Situation. Jakob Junior spürt immer mehr, dass mit seinem Vater auch ein Stück Kultur stirbt, denn das "Jenische" bedeutete immer ein anders Sein, eines für das dieses Volk auch immer wieder ausgestoßen wurde. "Wir sind in der Freiheit gefangen", ist einer der Schlüsselsätze in in dieser Annäherung die von den Schauspielern auch sehr nahe gebracht wird. Viele der Premieren-Zuschauer bekannten, dass sie eigentlich viel zu wenig wüssten über die Jenischen, die Singen freilich mitgeprägt hatten.

Die Koproduktion des Theater Konstanz - auch dessen Intendand Prof Christoph Nix wohnte der Premiere bei - und dem Kulturzentrum Gems, die hier mit Mitteln des Bundes, des Landes und der Stadt Singen unterstützt wurde, wird noch bis zum 17. Oktober in der Scheffelhalle gespielt. Der Vorverkauf läuft über die Theaterkasse Konstanz, +49 7531 / 900150

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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