Obada Aliadeh und Ibrahim Alawi machen sich fit für Ausbildung bei 3A Composites
»Wir schaffen das« – zum Beispiel Perspektiven
Singen. Zusehen bei der Flüchtlingskrise und erst mal auf die anderen zeigen, die das anstatt »Wir« schaffen sollen? Kein Fall für das Unternehmen »3A Composites«. »Wir haben als Unternehmen beschlossen, dass wir uns bei der Integration von Flüchtlingen engagieren wollen«, unterstreicht Viola Peredo, Assistentin der Geschäftsleitung am Singener Firmensitz des Unternehmens, das mit Aludibond® und Alucobond® zu den global Playern gehört. Und das schafft erstmal für die zwei Flüchtlinge Obada Aliadeh (21) und Ibrahim Alawi (21) aus Syrien, die nicht nur aus derselben Stadt Al-Muhasan im Osten des Landes kommen, sondern auch noch entfernt miteinander verwandt sind. Beide absolvieren derzeit eine Vorqualifikation für die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer, die dann im kommenden Herbst beginnen würde und nach zwei Jahren auch die Weiterqualifikation zum Industrie- oder Verfahrensmechaniker ermöglicht als nächsten Schritt. »Wir brauchen das Berufsbild im Betrieb« unterstreicht Ausbildungsleiter Karsten Wolf ganz pragmatisch, denn die Alterspyramide im den Unternehmen fordert zum Handel auf, wenn erst die Geburtenstarken Jahrgänge zu Rente anstehen, was nicht mehr so lange geht. Deshalb wird die Ausbildung als Einstiegsqualifikation unabhängig von der Flüchtlingsfrage neu angeboten.
Wie kommt nun ein Unternehmen zu Flüchtlingen für eine etwaige Ausbildung? Wir konnten dabei auf Jan Vollmer setzen, der bei der IHK einer der »Kümmerer« für die Integration von Flüchtlingen ist, sagt Viola Peredo. So landete eine ganze VAB-Klasse, die gerade am Hauptschulabschluss war im Unternehmen, um Informationen über die Arbeitswelt, das Unternehmen und natürlich über Aluminiumindustrien zu bekommen. Und die beiden jungen Männer hatten gleich angebissen. Nach einem Praktikum im Juni war schnell klar, dass hier für beide Seiten eine Perspektive bestand. »Wir sind Jan Vollmer sehr dankbar, dass er alle bürokratischen Hürden schnell beseitigt hat, und die beidem mit den anderen Auszubildenden zum 1. September beginnen konnten«, zeigt sich Viola Peredo zufrieden. Als weiterer Kümmerer war für die SES (Senior Expert Service) Joachim Twardon im Hintergrund aktiv, um den Weg in die Ausbildung zu ebnen.
Für die beiden ist es längst »ihre« Firma geworden, das merkt man beim Rundgang zwischen den Maschinen – das neue Umfeld hat ihren Deutschkenntnissen einen spürbaren Sprung ausgelöst. »Singen ist unsere zweite Heimat geworden«, erklären sie. »Und wenn ich die Sprache gut kann, habe ich kein Problem mehr«, sagt Obada Aliadeh entschlossen.
Beide hatten sich unabhängig voneinander und ohne Familien vor drei Jahren, im dritten Jahr des syrischen Bürgerkriegs, auf den Weg gemacht. »80 Prozent der Strecke habe ich in einer wechselnden Gruppe zu Fuß unterwegs, für drei Monate und einer Pause von einem halben Jahr in Istanbul, bis es in Richtung Europa weiter ging«, berichtet Obadah Aliadeh. Nach der Ankunft in Karlsruhe ging es erstmal für 11 Monate in den Main-Tauber-Kreis und dann nach Singen. Denn hier lebt seine Schwester schon seit 17 Jahren. Ibrahim Alawi hat das Datum seiner Ankunft noch genau in Erinnerung: es war der 17. Dezember 2013. Erst mal landete er aber in München, bis er hier den Weg zu einem Onkel fand. Nun ist er allerdings auf Wohnungssuche in Singen, was gar nicht so einfach ist. »Vielleicht können mir die Leser des WOCHENBLATT ja weiter helfen«, meint er.
Oliver Fiedler
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Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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