Andreas Friedmann vom KSD hilft Betroffenen in Singen
Wenn die Räumungsklage droht

KSD Singen | Foto: Andreas Friedmann vom Kommunalen Sozialdienst in Singen.swb-Bild: stm
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Singen. In der heutigenZeit seine Wohnung zu verlieren, bedeutet für viele Menschen, dass man ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht. Aufgrund der Knappheit an bezahlbarem Mietraum und der Vorgeschichte ist häufig hiermit die Existenz des Betroffenen gefährdet.

Die Gründe für eine Räumungsklage sind vielfältig. Doch Andreas Friedmann vom Kommunalen Sozialdienst (KSD) in Singen kennt sie alle – ebensodie Fallstricke der menschlichen Irrwege. Wie er im Gespräch mit dem WOCHNBLATT betont, gibt es die Möglichkeit für einen oftmals langwierigen Rettungsweg nur einmal. Schlüsselhierfür ist das gegenseitige Vertrauen.

Seit 2009 ist der Sozialarbeiter bei der Singener Ortspolizeibehörde, seit 2010 beim KSD. Die Fallzahlen waren damals viel geringer als heute, erinnert er sich. Gab es damals einen äußerst komplexen Fall im Jahr, seien es heute drei oder vier im Monat. Insgesamt bearbeitet Friedmann 100 Räumungsklagen im Jahr plus noch zwei Drittel, die vor der Klageerhebung stehen.Denn nicht nur sein Netzwerk an Vermietern und Anwälten hat sich vergrößert, auch all jene, die sich hilfesuchend an ihn wenden.

Spätestens, wenn die Räumungsklage vom Amtsgericht droht, liegt der Fall auf Friedmanns Schreibtisch in der Schwarzwaldstraße. Wie er, der nicht weiß, wer sich hinter diesem speziellen Fall verbirgt, wissen auch seine potenziellen »Kunden« meistens nichts vom KSD. Deshalb klingelt er bei den Betroffenen und wirft, falls sie ihm nicht die Tür öffnen, eine offene Karte mit einem Hilfsangebot ein. Erfreulich: Die Hälfte der Betroffenen öffnet ihm direkt – von der anderen Hälfte melden sich 80 bis 90 Prozent telefonisch bei ihm.

Als erstes beginnt die Anamnese. Gründe für eine Räumungsklage können etwa Mietschulden, Vermüllung, Randalieren und vieles mehr sein. Seit drei bis vier Jahren habe der Eigenbedarf erheblichzugenommen, sodass auch ganz »normale« Bürger betroffen sein können, weiß Friedmann. Aufgrund der Wohnungsnot gebe es leider kaum noch Schlupflöcher.

»Mir nutzt die Wahheit – Spielchen kosten nur Zeit«, erklärt Friedmann, der betont, dass der Zugang zu Menschen bei seiner vielschichtigen Arbeit wichtig sei. Wenn er einen Strohhalm der Hoffnung sieht, versucht er alles. Dabei gehe es manchmal darum, eine Baustelle nach der nächsten abzuarbeiten. Ein zweiter Anlauf sei jedoch aus vielerlei Gründen nicht möglich. Deshalb schenkt Friedmann sei-nen Kunden reinen Wein ein.

Denn der Wohnungserhalt sei nicht die einzige Möglichkeit. Wenn der Schaden größer wird, dann gelte es auch manchmal besser Tabula Rasa zu machen. Gegebenfalls vertritt Friedmann die Betroffenen auch vor Gericht. Er kümmert sich auch um die Nachsorge, um Menschen stabil zu bekommen. Dank seiner privaten Kontakte und der vertrauensvollen Beziehung zu Vermietern, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, habe er Zugriff auf die ein oder andere Wohnung auch außerhalb von Singen. Doch manchmal sind auch andere Löungen nötig – etwa die Hilfe von einem Verwandten des Betroffenen in Deutschland oder gar dem Ausland.

An Friedmanns Seite beim KSD arbeitet Bruno Frese. Er küm-mert sich um all jene Fälle, »die schon in den Brunnen gefallen seien«, um sie wieder fit zu machen, sodass sie eine Chance haben, wieder eine eigene Wohnung zu finden.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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