In Beuren entsteht ein neuer Solarpark in Form eines Bürgerprojekts
Wenn aus Bürgern Stromversorger werden
Singen-Beuren. Die Sonne strahlt und das Thermometer zeigt fast 34 Grad an im Singener Ortsteil Beuren. Es ist einer der bisher wenigen wirklich heißen Tage im Sommer 2021, als Walter Veser und Stephan Einsiedler im Gespräch mit dem Wochenblatt die Pläne für den Solarpark des Bürgervereins vorstellen. Das Wetter passt an diesem Tag also schon mal zum Thema, denn ab Januar 22 soll der Beurener Solarpark die Stadtverwaltung Singen durch die Kraft der Sonne mit Strom versorgen. Das Besondere daran: Der Solarpark entsteht als Bürgerprojekt von und für die Beurener Bevölkerung.
Rund 700.000 Euro werden als Investitionssumme für das »Leuchtturmprojekt«, wie es Stephan Einsiedler nennt, fällig. 200.000 davon sollen im Rahmen des Bürgerprojekts von der Beurener Bevölkerung finanziert werden. Jeder volljährige Beurener kann maximal einen Beitrag von 1.000 Euro anlegen. Dieser wird von der Sparkasse, die als Projektpartner für den Bürgerverein fungiert, dann mit 2,75 Prozent verzinst, erklären Einsiedler und Veser. Dieses Angebot richtet sich zunächst allerdings wirklich nur an Einwohnerinnen und Einwohner von Beuren.
Strom für die Stadtverwaltung
»Wir wollten möglichst allen Beurenerinnen und Beurenern die Möglichkeit geben, sich zu beteiligen. Deshalb sind die Anteile auf 1.000 Euro pro Person begrenzt«, so Einsiedler. Es müssten sich also mindestens 200 der insgesamt rund 1.250 erwachsenen Einwohner von Beuren beteiligen. Momentan sieht es aber recht gut aus. Anfang Juli gab es im Curana eine Infoveranstaltung, an der rund 120 Interessierte teilgenommen haben und die Hälfte der Anteile ist inzwischen bereits verkauft. »Wir biegen also schon auf die Zielgerade ein«, freut sich Einsiedler.
Der Strom, der hier in Zukunft regional erzeugt wird, soll auch regional verbraucht werden. Dazu hat der Bürgerverein einen Vertrag mit der Stadtverwaltung Singen geschlossen. Sie kauft den kompletten Strom auf und kann mit dem rund 1 Gigawatt Jahresleistung etwa 20 Prozent ihres jährlichen Energiebedarfs decken. So ist natürlich auch die Einnahmenseite gesichert. »Wir mussten trotz allem mit spitzem Bleistift rechnen«, erklärt Walter Veser. Entstanden ist die Idee hinter dem Projekt bereits 2017. »Wir haben damals im Ortschaftsrat über die Errichtung eines Solarparks diskutiert und kamen schnell zu dem Schluss, dass es schön wäre, das als Bürgerprojekt zu verwirklichen«, erklärt Stephan Einsiedler, der inzwischen Ortsvorsteher von Beuren und als solcher kraft Amtes auch zweiter Vorsitzender des neu gegründeten Bürgervereins ist. Doch bis es soweit kommen konnte, dass das Projekt 2021 nun endlich in Angriff genommen werden kann, war noch viel Vorarbeit nötig. Eine Gruppe um Walter Veser, der inzwischen erster Vorsitzender des Bürgervereins ist, machte sich zunächst Gedanken über verschiedene Gesellschaftsformen für das Projekt. Mehr oder weniger zufällig entstand die Idee, das Ganze als Verein umzusetzen. Dieser neue Bürgerverein wurde im Mai 2021 aus der Taufe gehoben.
Kulturträger und Treffpunkt
Natürlich geht es beim Bürgerverein aber um viel mehr als um Solarstrom. Denn ein Verein braucht immer einen gemeinnützigen Zweck. Der Verein soll in Zukunft Aktivitäten und Angebote rund um Beuren anbieten und das kulturelle Leben im Dorf koordinieren, um so die Dorfgemeinschaft zusammenzubringen. Als nächstes Projekt nach der Umsetzung des Solarparks steht die Renovierung des ehemaligen Feuerwehrdepots auf dem Plan. Dieses soll unter Federführung des Bürgervereins zu einem Bürgertreff umfunktioniert werden.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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