Daniel Kessler zu Gast bei der Fachstelle Sucht
Vom Hobby zum Albtraum

Daniel Kessler (rechts) erzählte Lars Kiefer von der Fachstelle Sucht (links) und dem Publikum über seine Vergangenheit als Sportwettensüchtiger. | Foto: Fachstelle Sucht Singen
  • Daniel Kessler (rechts) erzählte Lars Kiefer von der Fachstelle Sucht (links) und dem Publikum über seine Vergangenheit als Sportwettensüchtiger.
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Singen. Daniel Kessler ist ein Sportwettensüchtiger, der seine Erfahrungen mit den Schülerinnen und Schülern der Hohentwiel Gewerbeschule in Singen am Aktionstag gegen Glückspielsucht, teilte. Er war zu Gast bei einer Informationsveranstaltung, die von der Fachstelle Sucht Singen organisiert wurde. Dort arbeitet Lars Kiefer, ein Sozialpädagoge, welcher mit seinem Team Betroffenen und Angehörigen mit Suchtproblemen Unterstützung anbietet.

Es begann in der Jugend mit kleinen Geldeinsätzen im privaten Rahmen auf wenige Bundesligaspiele. Einige Jahre später , im Stadion des VFB Stuttgart war die Aufmerksamkeit mehr auf dem Handy bei den Livewetten als auf dem realen Fußballfeld. Aus dem harmlosen Spaß wurde eine gefährliche Sucht, die ihn viel kostete: vor allem seine Freiheit. Daniel Kessler landete im Gefängnis, weil er über Jahre Betrug getätigt hatte und Schulden nicht bezahlen. Heute ist er 36 Jahre alt und nach knapp 3,5 Jahren Haft seit Juli wieder ein freier Mann.
Kessler erzählte den insgesamt 8 Klassen, wie er mit 16 Jahren angefangen hat, im Internet auf verschiedene Sportarten zu wetten. Er dachte, dass er mit seinem Wissen oder seiner Intuition die Ergebnisse vorhersagen kann. Später war sehr viel Zeit in Recherche für die Tipps eingeflossen. Dann verlor er die Kontrolle über sein Spielverhalten und konnte nicht mehr aufhören. Er vernachlässigte andere Bereiche seines Lebens wie die regelmässigen Proben bei der Feuerwehr und versuchte beim Gassigehen mit dem Hund immer noch schnell heimlich eine Wette zu platzieren.
Erst nach der vierten Verurteilung wegen Betrugs musste er seiner Frau und Familie alles gestehen, da er nun inhaftiert werden sollte. Das war ein harter Schlag für ihn, aber auch eine Chance, sein Leben zu ändern. Im Gefängnis sprach er zum ersten Mal über seine Sucht und suchte sich Hilfe bei der Suchtberatung Ulm.

Die Beratungsstelle bot ihm professionelle Hilfe an, um seine Sucht zu verstehen und zu überwinden. Finanziell hat er eine Privatinsolvenz angemeldet. Für ihn am wichtigsten war, dass seine Frau immer zu ihm gehalten hat und er die Einschulung seiner Tochter erleben durfte. Mit seinem Buch, welches er in Haft geschrieben hat will er anderen auch Hoffnung geben, dass es nie zu spät ist, einen Neuanfang zu machen.
Der Suchtberater Lars Kiefer erklärte den Schülern, dass Sportwetten eine Form des Glücksspiels sind, die süchtig machen kann und vor allem durch die starke Medienpräsenz im Fußballbereich mehr und mehr als schickes Entertainment betrachtet wird. Hier liegt eine riskante Fehleinschätzung vor. Die Schuldenspirale kann sich sehr schnell drehen und allzu oft wird versucht durch höhere Einsätze Verluste wieder wett zu machen. Hilfsangebote für Betroffene oder Angehörige können jederzeit bei der Fachstelle oder auch der wöchentlichen Selbsthilfegruppe für Glückspielprobleme in Radolfzell Montag ab 19.30 Uhr kostenfrei in Anspruch genommen werden. Die Schüler waren sehr aufmerksam und interessiert an dem Vortrag von Daniel und Lars. Sie stellten viele Fragen und zeigten Verständnis und Respekt für ihre Situation. Sie bedankten sich bei ihnen für ihre Offenheit und ihren Mut.

Quelle: Lars Kiefer/Fachstelle Sucht Singen

Autor:

Presseinfo aus Singen

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