Wertschätzung gegenüber der eigenen Familie
Verwurzelt in Dankbarkeit

Hand in Hand - so meistern meine Schwester und ich bis heute auch die schwierigsten Situationen. (Philipp Findling) | Foto: Susanne Findling
  • Hand in Hand - so meistern meine Schwester und ich bis heute auch die schwierigsten Situationen. (Philipp Findling)
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Singen/Engen. Manchmal liegt die Dankbarkeit sehr nahe, manchmal ist sie meilenweit entfernt. Ein wichtiger Anker für den eigenen Erfolg und die seelische Verfassung des Einzelnen stellt immer noch die Familie dar. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob man direkt bei ihnen ist oder hunderte Kilometer auseinander – Familie ist irgendwie immer irgendwo dabei! In diesem Beitrag werde/möchte ich Einblicke in die Bedeutung der Dankbarkeit und der Wertschätzung gegenüber der Familie in meinem persönlichen Leben geben.

Gerade in Zeiten, in denen es nicht immer gut lief und sie für zwei Wochen mit insgesamt 20 Euro haushalten musste, gelang es meiner Mutter immer wieder, solche Situationen zu meistern, immer mit dem Besten im Sinn für meine Schwester und mich. Auch wenn es öfters Streit gab und der ein oder andere Ton etwas harscher ausfiel, so kam man am Ende immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Freud und Leid waren hier eng miteinander verknüpft. Vielleicht war es auch gut, dass wir häufiger unterschiedlicher Meinung waren. Gerade dies ließ uns noch enger zusammenrücken und verbindet uns auch noch heute. Versprechen wurden immer eingehalten, selbst beim kleinsten Anliegen, was für uns in solchen Angelegenheiten von ganz großer Bedeutung war wie beispielsweise "Sendung mit der Maus" anzuschauen. Ich kann gar nicht genug Worte finden, um einem Familienmitglied wie ihr dankbar zu sein.
Ein weiterer, wichtiger Anker in meinem Leben sind meine Großeltern. Ging es meiner Mutter nicht gut oder war sie mal nicht da, so halfen sie uns in jeder Lebenssituation weiter und lehrten meiner Schwester und mir Dinge, für die wir beide noch heute den größten Dank verspüren. Fehlende Hausaufgaben, mangelnder Humor oder triste Mittagsstunden gab es bei ihnen nicht – dafür hielten wir sie zu sehr auf Trapp. Wenn ich mal nicht einschlafen konnte, so glaubte ich den Worten meiner Großmutter, dass der Adler auf dem Poster über meinem Bett der Heilige Geist sei, der einen immer begleitet und behütet oder lachte zu erfundenen Märchengeschichten. Auch den Glauben an mich selbst habe ich ihnen durch ständige und lange Gespräche zu verdanken. „Kann ich nicht, gibt es nicht! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ sagte mein Großvater immer – Sätze, die mich nachhaltig geprägt und zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin. Auch wenn ich wenig Zeit hatte, so habe ich ihnen immer zugehört.
Für meine Schwester hingegen ist das Wort Dankbarkeit eigentlich nicht im Ansatz ausreichend. Egal ob im Streit um Banalitäten, bei den kleinsten Nöten, die uns gerade plagten oder nach hitzigen Diskussionen – am Ende waren und sind wir immer füreinander da. Wir verstehen nach wie vor, wie wichtig es ist, immer zusammenzustehen und Hand in Hand jede Situation GEMEINSAM zu meistern – vom Kindergarten über die Grundschule bis zu unserem heutigen Arbeitsalltag. Insgesamt kann ich sagen, dass wenn es um Dinge wie Hobbys und berufliche Vorlieben ging, meine Familie immer hinter mir stand und mich in meinen Entscheidungen bestärkte. (pf)

Dabei kann Familie einiges sein. Viele zählen hierzu auch den engsten Freundeskreis oder ehemalige Vereinskameraden, zu denen man schon seit langem den Kontakt hält. Denn nicht selten ist das Verhältnis zur Blutsverwandtschaft schwierig, egal ob von Streit, negativen Erinnerungen und Emotionen geprägt oder ob Funkstille herrscht. Da tut es gut, wenn man jemanden hat, der für das steht, was sonst die Familie (aus)macht. Wärme, Nähe und Liebe gehören zu den menschlichen Grundbedürfnissen, entsprechend wichtig ist es, sich diese bewusst zu machen, zu erfüllen und dankbar zu sein, wenn dies gelingt. Aber kann man auch den Familienmitgliedern dankbar sein, mit denen es weniger harmonisch zugeht?

Meiner Auffassung nach ja. Die Menschen, die wir um uns haben, insbesondere in unserer Kindheit, prägen maßgeblich unseren Charakter, unsere Werte und Weltanschauungen. Im jungen Alter sind wir da erstmal »Opfer äußerer Umstände« und haben wenig Handlungsspielraum. Später jedoch können wir selbst bestimmen, was wir aus unseren Lebenserfahrungen machen – ob wir Opfer bleiben, Abstand nehmen und das Geschehene hinter uns lassen, auf Spurensuche gehen, versuchen, Harmonie herzustellen oder einen anderen der unzähligen Wege wählen. Das ist eine unfassbar individuelle Angelegenheit, allerdings auch eine umso wichtigere. Die Beschäftigung mit der Familie ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person und umgekehrt. So kann aus Dankbarkeit zu Willen der genetischen Verpflichtung eine echte und tief empfundene Wertschätzung werden: Für das, was war, was ist und was kommen wird. (ak)

von Philipp Findling und Anja Kurz

Autor:

Redaktion aus Singen

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