Politischer Aschermittwoch des WOCHENBLATT
Versicherungen sind immer nur Teilkasko-Absicherungen

Foto: Claudia Brackmeyer (Geschäftsführende Gesellschafterin des BeKra Pflegedienst und im Landesvorstand der VDAK), die Schaffhauser Regierungsrätin Ursula Hafner- Wipf, Dr. Bernhard Biermaier (Leitender Arzt für Gefäßchirurgie im Gesundheitsverbund Kreis Kons
  • Foto: Claudia Brackmeyer (Geschäftsführende Gesellschafterin des BeKra Pflegedienst und im Landesvorstand der VDAK), die Schaffhauser Regierungsrätin Ursula Hafner- Wipf, Dr. Bernhard Biermaier (Leitender Arzt für Gefäßchirurgie im Gesundheitsverbund Kreis Kons
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Singen (of). Wieviel Gesundheit können sich die Menschen, wie viel Gesundheit und Pflege kann der Staat sich leisten, und das auch nachhaltig für kommende Generationen? Das war die große Frage die beim diesjährigen 4. Politischen Aschermittwoch des WOCHENBLATT auf dem Podium und bei den Publikumsfragen ganz im Mittelpunkt stand.

Moderator Hans-Paul Lichtwald, stellte gleich zu Anfang klar, dass es um das Sachthema gehen sollte, deshalb waren keine Politiker auf der Bühne. „Der Aschermittwoch ist ja schon von der Politik nach dem Motto okkupiert „wenn die Narren erst weg sind, dann machen wir weiter so wie vorher.. „

Und dann ging‘s gleich ins Thema hinein. Die Vertreter auf dem Podium, Claudia Brackmeyer (Geschäftsführende Gesellschafterin des BeKra Pflegedienst und im Landesvorstand der VDAK), die Schaffhauser Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf, Dr. Bernhard Biermaier (Leitender Arzt für Gefäßchirurgie im Gesundheitsverbund Kreis Konstanz, Krankenhaus Radolfzell), Uwe Daltoe (stellvertretender Geschäftsführer der AOK Hochrhein-Bodensee), Claus Moldenhauer (Mitglied des Vorstand der DAK Gesundheit Hamburg) und Klaus Schramm (Leiter der Arbeitsagentur Singen) diskutierten vor rund 250 Gästen in der Singener Scheffelhalle über eine Reihe von aktuellen Themen. Unter den Gästen dieser Veranstaltung waren neben Singens OB Bernd Häusler und der Radolfzeller Bürgermeisterin Monika Laule, auch viele Bürgermeister aus dem ganzen Hegau sowie Landtagsabgeordneter Wolfgang Reuther (CDU), Caritas Geschäftsführer Wolfgang Heintschel und viele weitere leitende Mitarbeiter von Gesundheits- und Wohlfahrtsunternehmen.

Wird an den sozialen Schrauben gedreht, wenn Krankenkassen ihre Kostensteigerungen wieder über Zusatzbeiträge hereinholen müssen? Uwe Daltoe sieht hier den Bürger am Ende einer Kette, bei der die Mehrkosten letztlich voll bei den Kunden hängen bleiben. Claus Moldenhauer sieht einen Paradigmenwechsel hin zu Grundbeiträgen und prozentualen Zusatzbeiträgen. Daran werde im aktuellen System auch kein Weg vorbeiführen, der den Kassen aber mehr Gestaltungsmöglichkeiten gewähre. Der demographische Wandel ist auch für die Schweizer die Herausforderung: dort gehen die Jahrgänge des Babybooms auf die Rente zu, so dass der Umwandlungsatz (die Höhe der Rente) sinken werde. Das werde nur über mehr private Vorsorge auszugleichen sein.

Gibt es eine Zweiklassen-Medizin? Hans Paul Lichtwald zitierte die Auskunft des Krankenhaus Donaueschingen, wo gleich nach Zusatz- oder Privatversicherung gefragt werde. Ist die Krankenhaus-Landschaft noch bezahlbar? Das ist eines der großen Thema zu beiden Seiten der Grenze. Im Kanton Schaffhausen müssen in den nächsten Jahren 200 Millionen Franken investiert werden. Uwe Daltoe sieht auf jeden Fall die Klinikfusion im Kreis für den richtigen Schritt. Bei Stockach müsse man erst abwarten, wie die dortigen Spezialisierungen ankämen.

Was ist mit dem Empfängern von „Hartz4“, wieviel deckt die private Pflegeversicherung ab? Wie groß ist die Gefahr der Altersarmut? „Immer weniger werden in die Sozialsicherungssysteme einzahlen, immer mehr werden aber Leistungen daraus beziehen müssen“, sagte Klaus Schramm. „Die Politik hat in den nächsten Jahren viel dazu zu tun, Sozialsicherungssysteme auf immer mehr Altersarmut einzustellen.“ Ursula Hafner-Wipf sieht hier die Schweiz als Vorbild, denn dort bietet der Staat Ergänzungsleistungen aus Steuermitteln vor, wenn die eigenen Versicherungen nicht ausreichen. Claudia Brackmeyer machte klar, dass die Pflegeversicherung immer nur „Teilkasko“ sei. Es gebe zwar Sozialhilfe, aber die Hemmschwelle sei bei Betroffenen doch sehr hoch.

Die Diskussion zeigte, dass es noch ganz viele Baustellen gibt. Zum Beispiel das immer noch schlechte Image der Pflegeberufe. In den nächsten Jahren werden 100.000 Stellen zusätzlich benötigt. Das geht nur noch über Zuwanderung von Arbeitskräften. Auch in der Schweiz, wie Ursula Hafner-Wipf klar stellte.

Die Gäste in der Scheffelhalle wurden von den Mitarbeitern des WOCHENBLATT bewirtet. An dieser Stelle auch für dieses Engagement ein herzlicher Dank - auch den Spendern für den Verein »Menschen Helfen«, dem der Erlös dieses Politischen Aschermittwoch zugute kommt.

Mehr zum Politischen Aschermittwoch des Wochenblatt in unserer Print-Ausgabe am 12. März.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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