Das erste Jahr von Fondium in Singen war eine Herausforderung
»Unsere Zukunft steht auf mehreren Säulen«

Fondium Schneider | Foto: Fondium Schneider
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Singen. Es war der Nikolaustag 2018 als in Singen eine Bombe platzte: Der Georg-Fischer-Konzern, beendete die Ära der Eisengiessereien und ein Akt davon war, sich von den inzwischen auf Automobilguss spezialisierten Standorten Singen und Mettmann zu trennen. Rückwirkend zum 1. Dezember letzten Jahres wurde der Management Buy-Out an die Führungskräfte Achim Schneider, Arnd Potthof und Matthias Blumenrath verkündet und das war wohl vorbereitet, denn am Nikolaustag stand die Corporate-Identity des Nachfolgeunternehmens »Fondium« bereits.
Bewegt hat sich eine ganze Menge in diesem Jahr, sagt Achim Schneider, der den Standort in Singen leitet und der seine neue Rolle mit spürbarer Leidenschaft lebt. Bewegt wurde das alles mit den Mitarbeitern.
Die eine Seite: »Wir haben viel geschafft. Die Führung wurde erneuert wie auch die Strukturen, um für kürzere Entscheidungswege und damit mehr Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu sorgen«, fasst Schneider im Gespräch mit dem WOCHENBLATT zusammen. »Wir haben im Rahmen eines Kulturforum und Workshops gemeinsam unsere vier zentralen Werte definiert: Pioniergeist, Wertschätzung, Vertrauen und Verantwortung«.
»Die Moral der Mannschaft ist gut, wenn wir auch einige Aufträge verloren haben«, deutet Schneider die andere Seite von 2019 an. Und wer die aktuellen Nachrichten verfolgt, gerade was wie Planlosigkeit der Automobilindustrie angeht, den verwundert das kaum. Zusätzlich zur Baisse bei den Autobauern, die das Werk in Mettmann stark treffen, seien drei Jahre Sonderkonjunktur im Nutzfahrzeugebereich vor dem Ende, die durch die Digitalisierung der Fahrtenschreiber ausgelöst wurde. »Und wenn die Logistikunternehmen keine Fahrer finden, wird auch nicht in neue Fahrzeuge investiert«, so Schneider.
»Wir müssen auch realistisch annehmen, dass die aktuelle Konjunkturlage so noch einige Jahre so bestehen bleibt«, deutet Schneider an, dass die größeren Herausforderungen noch bevorstehen und die ganze Leidenschaft für eine Branche fordern, von der Schneider nach wie vor überzeugt ist.
Aus seiner Sicht kann er da auch auf den Betriebsrat setzen, denn der wisse dass es jetzt darum gehe, Sicherheit für die nächsten Jahre zu bekommen; was Kostensenkung bedeutet und weitere Verschlankungen der Produktionsprozesse.
»Die Sanierung der beiden Firmen wäre in der Konzernstruktur so nicht gelungen«, sagt er ganz klar und verweist auf die neuen kurzen Wege, die aus seiner Sicht wirklich schon viel bewegt haben. »Ein Gutes ist für uns, dass wir uns beim Eisenguss schon länger aus der Zulieferung für Antriebstechnik verabschiedet haben, sonst hätten wir jetzt noch größeres Probleme.«
Und: Weil wir unsere Zukunft in diesem Bereich in die Hand nehmen, haben wir nun auch den Bereich Entwicklung vom Georg Fischer Konzern übernommen, um an neuen Lösungen zu feilen, sprich sogenannte »bionische« Gussteile, die Gewicht sparen und mit ihrem »Klimafußabdruck« eigentlich den Alubauteilen hoch überlegen sind.«
Für eine Effizienzsteigerung des Kupolofens zur Eisenschmelze wisse man den Kunden »Volvo« im Boot, der hier Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes unterstützen wolle, verweist Schneider auf Erfolgsmomente auf dem neuen Kurs, die ihn optimistisch machen.
»Mein Wunsch an die ganzen Autobauer wäre, endlich konsequent in CO2 zu denken, denn dann würden sie den »Teile-Tourismus« zwischen Asien und Europa schnell sein lassen«, sagt Schneider im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. »Ein weiterer Wunsch wäre, dass überall die gleichen Standards gelten, zum Beispiel in Sachen Umweltschutz für man hier zweistellige Millionenbeträge investiere, was Mitbewerber bereits in Ost- und Südeuropa schon mal nicht tun und deshalb die billigeren sind«.
Die für die Zukunft wichtigste Bewegung ist freilich, dass man als Unternehmen mehrere Standbeine braucht, denn derzeit ist man voll abhängig von der Automobil- und Nutzfahrzeug-Industrie. Ein »Fondium Grill« ganz aus Eisen und »Made in Singen« im kommenden Frühjahr den Anfang machen - ein einstieg in Küchenartikel sei denkbar auch wenn damit natürlich anfangs nur Bruchteile des Umsatzes generiert werden könnten. Aber es sei eben ein Aufbruch. »Eisenguss neu denken« - das steht eben seit einem Jahr unter dem »Fondium«-Schriftzug. Für Achim Schneider und seine Mitgesellschafter steckt darin weiter viel Optimismus.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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