Sparkasse Hegau-Bodensee hat Unterstüzungportal gestartet

Ungewöhnliche Wege in ungewöhnlichen Zeiten

Singen. Ungewöhnliche Wege in ungewöhnlichen Zeiten, angesichts der wirtschaftlich hohen See aufgrund der Corona-Krise ist die Sparkasse Singen-Hegau mit einem Unterstützungsportal eingestiegen. Wie es funktioniert, erklärt Vorstandsvorsitzender Dr. Alexander Endlich.
WOCHENBLATT: Sehr geehrter Herr Dr. Endlich, wie geht es den Einzelhändlern und Gastronomiebetrieben der Region in diesen Zeiten?
Dr. Alexander Endlich: Die von der Bundesregierung und dem Land Baden-Württemberg erlassenen Kontaktsperren trafen die meisten Einzelhändler und Gastronomiebetriebe mit voller Wucht. Viele mussten quasi über Nacht ihre Geschäfte schließen, die täglichen Einnahmen brachen vollständig weg. Schock und Verzweiflung waren die ersten Reaktionen und die bange Frage, wie es weitergehen soll – mit der eigenen geschäftlichen Existenz oder die Sorge um die Weiterbeschäftigung der oft langjährigen und treuen Mitarbeiter – beherrschten die Stimmungslage.
Aus den zahlreichen Kundengesprächen in den letzten Tagen können wir als Sparkasse jedoch einen zarten Silberstreifen am noch dunkelverhangenen Corona-Himmel erkennen. Die Schockstarre der ersten Tage weicht allmählich – es wird wieder gehandelt und neue Verkaufswege gesucht wie z. B. Lieferservice und Online-Verkauf. Die Liquiditäts- und Kredithilfen der Förderbanken, die Sofortzuschüsse des Landes Baden-Württembergs sowie die Unterstützungsmaßnahmen unserer Sparkasse, wie Tilgungsstundungen und Erhöhung der Kreditlinien, zeigen erste Wirkung. Ich will mal so sagen, wir sehen noch nicht das Ende des Tunnels, aber ein Licht!
WOCHENBLATT: Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Woher kam der Anstoß und wie funktioniert dieses Portal?
Dr. Endlich: Den Anstoß gab der Hackathon #wirvsvirus der Bundesregierung. Der Sparkassen Innovation Hub, ein Ideenlabor, insbesondere für digitale Weiterentwicklung in der Finanzbranche, nahm diese Anregung auf und stellte das Gutschein-Portal „gemeinsamdadurch“ bundesweit für alle Sparkassen zur Verfügung. Dieses Unterstützungsportal, so die Mission, soll den vielen, von der Corona-Krise betroffenen, lokalen Unternehmen helfen, kurzfristig Einnahmen zu generieren. Dazu meldet sich das Unternehmen über die Plattform an und erstellt sein Unternehmensprofil. Jedes Unternehmen kann Gutscheine im Wert von 10, 25, 50 oder 100 Euro zum Verkauf anbieten. Die „Helfer“ kaufen (und verschenken gegebenenfalls) die Gutscheine und leisten somit einen Beitrag zum Schutz der lokalen Unternehmen. Details zu diesem Gutschein-Portal finden Sie auf der Internetseite helfen.gemeinsamdadurch.de
WOCHENBLATT: Weshalb engagiert sich die Sparkasse Hegau-Bodensee für „#gemeinsamdadurch“?
Dr. Endlich: Der Titel „Gemeinsam da durch!“ gibt darauf die Antwort. In ganz besonderer Weise wird damit verdeutlicht, auf was es jetzt dringend ankommt: Gemeinschaft und Solidarität. Unsere Aufgabe als Sparkasse, als regionales, heimisches Kreditinstitut ist, gemeinsam mit unseren Kunden und Mitarbeitern durch diese herausfordernde Zeit zu gehen. Wir wollen und werden helfen. Ein Part dazu ist dieses Gutschein-Portal.
WOCHENBLATT: Gibt es schon ein Echo von den Unternehmen aus der Region dazu?
Dr. Endlich: Wie so vieles in dieser schnelllebigen Corona-Zeit wurde alles mit heißer Nadel gestrickt. Wir haben über 700 Kunden in der vergangenen Woche über dieses neue Portal informiert. Die Resonanz war durchweg positiv. In den ersten zwei Tagen nutzten bereits 17 Unternehmen in unserem Geschäftsgebiet dieses neue Hilfeportal. Die Dynamik wird auch hier einsetzen – wir nehmen an, dass wir bald über 100 angemeldete Unternehmen haben.
WOCHENBLATT: Was ist der Vorteil für die Unternehmen, wenn Sie hier dabei sind und was für die Käufer der Gutscheine?
Dr. Endlich: #gemeinsamdadurch ist eine Non-Profit-Plattform, die von der Corona-Krise betroffenen Unternehmen – insbesondere im Handel und Gastrobereich – eine kleine Hilfestellung zur Existenzsicherung bieten möchte. Für die Unternehmen ist die Anmeldung zum Portal und der Gutscheinverkauf kostenlos. Die von den „Helfern“ gekauften Gutscheine werden ohne Abzüge in einem Sammelbetrag monatlich gutgeschrieben. Aufgrund der aktuellen Situation wird jedoch versucht, eine wöchentliche Überweisung zu ermöglichen.
Nach dem Motto „jetzt kaufen, jetzt retten, später einlösen“ leistet der Gutscheinkäufer einen wichtigen Solidaritätsbeitrag für den örtlichen Handel und die Gastronomie. Neben der finanziellen Hilfe unterstützen die Gutscheinerwerber auch moralisch die betroffenen Unternehmen und bekennen sich damit zu einer lebendigen Innenstadt, die wir vor Corona so gerne noch besuchten.
WOCHENBLATT: Und kommt wirklich alles in Form der hier verwandten Gutscheine bei den
Unternehmen an?
Dr. Endlich: Ja, der Gutscheinnennbetrag kommt eins zu eins beim Unternehmen an.
WOCHENBLATT: Es kann ja gut sein, dass es ein Unternehmen trotz dieser Aktion nicht schafft und aufgeben muss. Gibt es eine Regelung, wie dann mit Gutscheinen verfahren wird, die schon gekauft wurden?
Dr. Endlich: Angesichts der aktuellen Umstände kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Gutschein-Anbieter in finanzielle Not geraten und Gutscheine deshalb nicht eingereicht oder erstattet werden können. Ja, diesbezüglich geht der Gutscheinkäufer ein gewisses Risiko ein. Auf der anderen Seite leistet er einen wichtigen Beitrag, sein »Lieblingsunternehmen« in diesen schweren Zeiten zu unterstützen. Ich finde, das Risiko ist überschaubar.