NGG kritisiert selbst gemachten Fachkräftemangel
Überstunden-Berg von 2,4 Millionen in 2022 aufgetürmt

Mal eben eine Stunde dranhängen –oder auch zwei oder drei ...: Der Überstunden-Berg ist enorm. „Gerade auch Gastro-Beschäftigte leisten ein strammes Pensum an Plus-Stunden in der Küche und im Service, aber auch rund um Theke, Rezeption und Hotelbar“, so die Gastro-Gewerkschaft NGG. | Foto: NGG | Nils Hillebrand
  • Mal eben eine Stunde dranhängen –oder auch zwei oder drei ...: Der Überstunden-Berg ist enorm. „Gerade auch Gastro-Beschäftigte leisten ein strammes Pensum an Plus-Stunden in der Küche und im Service, aber auch rund um Theke, Rezeption und Hotelbar“, so die Gastro-Gewerkschaft NGG.
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Kreis Konstanz. Es ist der „Fleiß-Pegel“ vom Kreis Konstanz: Rund 2,4 Millionen Überstunden haben die Menschen im Landkreis Konstanz im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 1,44 Millionen Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ vom Pestel-Institut hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht.

Ein pikantes Ergebnis aus dem „Überstunden-Monitor“: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen im Landkreis Konstanz durch unbezahlte Mehrarbeit rund 20,78 Millionen Euro quasi ‚geschenkt‘. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Burkhard Siebert von der NGG Baden-Württemberg-Süd. Außerdem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“.

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr im Landkreis Konstanz rund 63.000 Überstunden. 26.000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur vom Kreis Konstanz.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Baden-Württemberg-Süd in ihrer Medienmitteilung: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3.000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, so Burkhard Siebert. Dieses „Lohn-Ziel“ müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet der Geschäftsführer der NGG Baden-Württemberg-Süd. Mittlerweile seien 50 Prozent der Gastro-Beschäftigten im Kreis Konstanz Mini-Jobber.

Der Fachkräfte-Mangel und eine faire Bezahlung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch ein Schwerpunktthema auf dem Gewerkschaftstag der NGG Mitte November in Bremen sein, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird, wurde mit dem Bericht angekündigt.

Quelle: NGG Region Baden-Württemberg-Süd, Singen, Burkhard Siebert

Autor:

Presseinfo aus Singen

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