Dorfentwicklungskonzept im Bürgerhaus vorgestellt
Überlinger BürgerInnen geben Maßstab für 2040 vor

Frank Leichsenring vom Büro „Komm..zept“ aus Lörrach sieht Überlingen am Ried durch die rege Beteiligung der BürgerInnen mit dem neuen Dorfentwicklungskonzept gut gerüstet für 2040. | Foto: Philipp Findling
  • Frank Leichsenring vom Büro „Komm..zept“ aus Lörrach sieht Überlingen am Ried durch die rege Beteiligung der BürgerInnen mit dem neuen Dorfentwicklungskonzept gut gerüstet für 2040.
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Überlingen am Ried. Vergangenen Dienstag wurde im Bürgerhaus in Überlingen am Ried das Dorfentwicklungskonzept 2040 vorgestellt. Hierbei gab es neben den erarbeiteten Schlüsselkonzepten auch nicht wenige Bedenken seitens der BürgerInnen.

„Die Lage im Ort“, stellte Politik- und Kommunalberater Frank Leichsenring vom Büro „Komm…zept“ aus Lörrach zu Beginn klar, „weist einige Stärken, aber auch nicht wenige Schwächen auf.“ Der Ist-Situation zufolge, welche dem Analyseteil zur Dorfentwicklung 2040 zu Grunde lag, konnte sich der Ort bezüglich der baulichen Entwicklung von 1870 bis heute zwar vom Straßendorf zur Einfamiliensiedlung entwickeln, der Flächenverbrauch sei seit 2008 jedoch zurückgegangen. Zudem gebe der Flächennutzungsplan von 2020 keine Erweiterungsflächen für Wohnen mehr her, so sei in diesem Zusammenhang die potenzielle Entwicklungsfläche „Tiefenweg“ vom Dorfentwicklungskonzept 2007 aus Artenschutzgründen nicht möglich. Was die Einwohnerzahlen betrifft, erfolgte seit 1970 ein Zuwachs von 93,8 Prozent im Vergleich zur gesamten Stadt Singen, die im selben Zeitraum auf lediglich 3,8 Prozent mehr Einwohner kommt.

Jugendtreff dringend notwendig

Nicht nur aus diesen Gründen arbeitet man deshalb in Überlingen am Ried seit gut einem Jahr gemeinsam mit der Stadt Singen an einem Dorfentwicklungskonzept für 2040. So fand bereits im April 2022 mit dem Fachbereich Bauen eine Dorfbegehung statt, ehe es von Juni bis Juli 2022 eine Online-Umfrage für die Überlinger Bürgerschaft gab, bei der diese Fragen zu Themen wie Lebensqualität, Grundversorgung, Zusammenleben und verkehrliche Anbindung beantworten durften. Dabei ergab sich mit nur 2,4 Prozent ein für Leichsenring „überraschend geringer Teilnahmeanteil“ von jungen EinwohnerInnen. Dem möchte man laut der Umfrage und dem Bürgerdialog vom September letzten Jahres mit der Einrichtung eines Jugendtreffs als einem der wichtigsten Punkte der Dorfentwicklung 2040 entgegenwirken. „Aufgrund der starken Überalterung sowie einem deutlichen Rückgang von jungen Menschen im Ort seit 1977 ist dieser Vorschlag nicht nur sinnvoll, sondern dringend notwendig, um diese Leute auch in Zukunft in Überlingen am Ried halten zu können“, appelliert er. Hier sei bei einer Konzepterarbeitung die Hinzuziehung des Ortschaftsrats, der Stadtjugendpflege, der Vereine und sogar der Bürgerstiftung von enormer Bedeutung.

Entwicklung von sechs Schlüsselkonzepten

Allgemein wurden im Bürgerdialog neben diesem Vorhaben mit der Tourismusförderung, der Stärkung des öffentlichen Busverkehrs, Betreutem Wohnen/Seniorenheim, der Erhaltung der „Dorfläden“ mit Edeka Münchow und dem Mühle-Lädele sowie der Erhaltung der örtlichen Gastronomie sechs Schlüsselprojekte für die Dorfentwicklung 2040 definiert und im Einzelnen nochmals vorgestellt. Der Bau einer Seniorenwohnanlage sei wie der Jugendtreff gerade aufgrund der demografischen Entwicklung ebenfalls von dringendem Bedarf. Weitere Punkte, die den BürgerInnen zufolge zur Sicherung der Grundversorgung als Entwicklungsziel dringend angegangen werden müssten, sind die Einrichtung einer Arztpraxis, einer Bankfiliale sowie eine Erweiterung der Kindertagesstätte. Darüber hinaus soll die bauliche Entwicklung vor allem im Innenbereich stattfinden, um dabei die Dorftypologie zu erhalten. Bezüglich der Seniorentreffs sowie der Gastronomie merkte ein Bürger das Nachfolgeproblem an: „Bis jetzt läuft es bei uns ja gut mit diesen Dingen, aber es fehlt ganz einfach auch jemand, der es weitermacht!“

Redebedarf bei der Verkehrslage

Auch zur Verkehrslage gab es nach der Vorstellung der Ergebnisse seitens einiger BürgerInnen reichlich Redebedarf, so gebe es immer noch Verkehrsteilnehmer, welche die gängige Straßenverkehrsordnung missachten. „Es kann nicht sein, dass LKWs trotz Fahrverbot oder andere Fahrzeuge durch den Ort fahren und durch den mangelhaften Standort der Ampel Menschen bei der Überquerung der Straße stark gefährdet werden“, erläuterte ein erzürnter Bürger. Zudem bemängle er das Fehlen regelmäßiger Verkehrskontrollen in Überlingen am Ried. Dass dies nicht erst seit dem Dorfentwicklungskonzept 2040 ein Problem sei, betonte Ortsvorsteher Bernhard Schütz in seiner Antwort: „Wir fühlen uns in dieser Hinsicht von der Stadt ein wenig im Stich gelassen.“ Jedoch werde dies durch das Entwicklungskonzept nicht gelöst und den Ort daher noch darüber hinaus beschäftigen. Insgesamt sei man mit dem Konzept, welchem an diesem Abend durch den anwesenden Ortschaftsrat zugestimmt und somit dem Planungsausschuss Stadtplanung, Bauen und Umwelt zum Beschluss am 26. April mitgegeben wurde, sehr zufrieden und freue sich laut Ortschafts- und Gemeinderat Jürgen Schröder auf das weitere Vorgehen: „Die BürgerInnen haben geliefert, nun ist der Ortschaftsrat gefordert. Dieses Projekt muss von allen Seiten gelebt und umgesetzt werden.“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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