Der große Wirtschaftskapitän ist im Alter von 93 Jahren verstorben
Trauer um Dietrich H. Boesken
Singen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Singens Ehrenbürger, Senator E.h. Dietrich H. Boesken, im Alter von 93 Jahren am Sonntag, 8. November, verstorben. Damit wird die Region um einen ganz großen Wirtschaftskapitän ärmer, der den Wirtschaftsstandort Singen und die ganze Region ganz besonders geprägt hat.
Boesken wurde in Liegnitz (Schlesien) geboren, studierte zunächst Maschinenbau und arbeitete dann bei der Auto-Union in Ingolstadt. Über die Stationen Aral AG/Raab Karcher und Thyssen-Henschel kam Boesken im Jahr 1977 als Generaldirektor der damaligen Alusingen in die Stadt am Hohentwiel. Bis 1992 war er Generaldirektor und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Alusingen GmbH, von 1988 bis zu seinem Ausscheiden 1993 auch Geschäftsführer und Holding-Chef der deutschen Alusuisse Lonza-Gruppe. Welches hohes Ansehen Boesken in der gesamten Branche einnahm, wurde deutlich, als er 1986 zum ersten Präsidenten des Verbands der Aluminiumverarbeitenden Industrie Deutschlands gewählt wurde. Darüber hinaus war er erfolgreich unternehmerisch tätig: 1994 gründete er die Boesken GmbH mit den Beteiligungsgesellschaften WEFA Singen, WEFA Inotec und WEFA Bohemia, deren Geschicke er bis in die letzten Monate aktiv mitbestimmte.
Dietrich H. Boesken engagierte sich auch in vielen berufsständischen Vertretungen und der Kammer. 1981 wurde er zum Präsidenten der IHK Hochrhein-Bodensee gewählt, ein Amt, das er 20 Jahre lang ausübte. Auch als IHK-Ehrenpräsident war er lange noch aktiv. Daneben brachte er sein Wissen und seine Schaffenskraft in vielen weiteren Verbands- und Gremienaktivitäten ein, so als Präsident der Universitätsgesellschaft Konstanz und im Präsidium des Kuratoriums der Fachhochschule Konstanz, der heutigen HTWG
Mit Dietrich H. Boesken verliert Singen einen Menschen, der sich leidenschaftlich mit der Stadt und der Region identifizierte. Vor allem in Singen haben ihm Vereine und Einrichtungen im kulturellen wie sozialen Bereich als Mäzen und Spender sehr viel zu verdanken. Die Singener Bürgerstiftung, die Dietrich H. Boesken mit aus der Taufe hob, wäre ohne sein Engagement und seinen Beitrag nicht zu einer Erfolgsgeschichte geworden.
Dietrich H. Boesken wurde für sein herausragendes Wirken mit zahlreichen staatlichen Auszeichnungen bedacht. Die Stadt Singen ehrte ihn, der hier vor mehr als vierzig Jahre seine Heimat fand, 2002 mit der Ehrenbürgerwürde.
Oberbürgermeister Bernd Häusler würdigte Dietrich H. Boesken in einem Kondolenzschreiben an die Familie als einen „Mann, der eine große Lücke hinterlässt. Singen werde ihm eine würdige Erinnerung bewahren“.
„Dietrich H. Boesken hat die erfolgreiche Entwicklung der Wirtschaft unserer Region über Jahrzehnte gefördert, gestaltet und geprägt“, sagte IHK-Präsident Thomas Conrady. „Von 1981 bis 2001 hat er sich als Präsident unserer IHK mit außerordentlichem persönlichem Engagement um die Region verdient gemacht. Mit seiner Person verbindet sich das Zusammenwachsen unserer Region Hochrhein-Bodensee vom westlichen Bodensee bis zur Grenze Frankreichs.“
„Die spezifischen Herausforderungen einer nationalen Randlage und der letzten verbliebenen EU-Außengrenze Deutschlands verstand er, als Chancen zu begreifen und im grenzüberschreitenden Interesse der Wirtschaft zu gestalten“, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx. „Sein gesellschaftspolitisches, soziales und kulturelles Verantwortungsbewusstsein, seine enorme unternehmerische Expertise, vor allem aber die Wirkmächtigkeit einer großen Persönlichkeit spiegeln sich in seinem Wirken wider, das über den Tod hinaus lebendig bleiben wird.“
Auf Wunsch des Verstorbenen fand die Beisetzung im engsten am Donnerstag in Kassel im Familienkreis statt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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