Hochpolitisch - skurril - famos: Tiroler Eck begeistert
Tiroler G´schwätz im Conti auf dem Hohentwiel
Singen. Skurril, furios, stimmungsvoll – das Tiroler Eck weiß, wie man die Narrenklaviatur bedient und in Windeseile das Publikum am Sonntag in der vollbesetzten Gems auf den Tisch tanzen lässt. Welch eine »Rocky Horror Picture Show« par excellence war schon der Auftakt – eine sehenswerte Gemeinderatssitzung im Conti, das die Tiroler kurzerhand auf den Hohentwiel verpflanzt hatten. Nackte Haut gepaart mit Wortwitz und Klamauk – die Erfolgsmischung des langwährenden Erfolgs.
Das Tiroler G´schwätz war 2017 aber auch höchst politisch: Seine Büttenrede nutzt der Jüngste, Bastian Bliestle, zu einer pointierten weltpolitischen Analyse, für die sich der ganze Saal als Solidaritätsbekundung erhob: Er habe keine Böcke, dass man in Deutschland, nicht mehr hallo, sondern »Heil Höcke« sage so der Büttenredner deutlich. Die Vielschichtigkeit des Tiroler G´schwätz zeigt der Auftritt seines Vaters Peter als Schonheitschirurg Dr. Raffzahn kurz darauf, der heftige Lachsalven hervorrief: »Wenn er cano und sie lago, muss man sich nicht wundern, dass es einen kleinen Seemaxx gibt.« Unbeschreiblich auch der Auftritt von Hannes Bliestle als Donald Trump mit Fönwelle und Gesten wie der neue amerikanische Präsident, der dazu aufrief zwischen Engen und Gottmadingen um Steißlingen herum eine Mauer zu bauen – zahlen dürften die, die Schweizer. Denn America first, second Singen, denn hier gibt es die coolsten, geilsten Leut`. Unvergesslich auch sein Auftritt als Udo Lindenberg. Er macht einfach sein Ding.
Fester Bestandteil des Tiroler G´schwätz sind auch die Güli Singers, die der Stadt mal wieder einen Spiegel vorhielten: »Denn die Singener Vision sind famos, gehen oft aber in die Hos´«. Oktoberfest das ganze Jahr, selbst an Weihnachten im Hüttenzauber missfiel den Tirolern ebenso. Bei den Liedern »Schenk´ mir einen Zuschuss dafür« und »wir haben bald ´ne gelbe Hegaustrass«, sang der ganze Saal mit. Lacher erntete Peter Bliestle für seine »Rosinante« – viel Applaus für sein neu komponiertes tiefsinniges Fasnetslied. Ein bisschen Schadenfreude blieb für Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger, die ein fast drei Meter hohes Windrad geschenkt bekam
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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