Singen will Tempobeschränkung zum Lärmschutz ausweiten
Tempo 30 ganztags bringt mehr

Tempo 30 | Foto: An vielen Straßen müsste nur die Uhrzeit entfernt werden, um für ganztags Tempo 30 zu sorgen. swb-Bild: of
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Singen. In Rielasingen-Worblingen gilt es schon und auch in der Ortsdurchfahrt Steißlingen: Ganztägig Tempo 30 wegen des Lärmschutzes und für mehr Sicherheit. Nun will Singen der Fortschreibung seines Lärmaktionsplans folgen und möchte ganztägig Tempo 30 auf den Straßen, die besonders belastet sind und wo es viele Betroffene gibt.
In der jüngsten Sitzung des Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt wurden die Studien dazu von Alexander Colloseos vom beauftragten Unternehmen »Fichtner Water & Transportation« aus Freiburg vorgestellt. Die möglichen Lärmbelastungen werden dabei durch Rechenmodelle aufgrund der Bebauung erstellt und nicht etwa durch Messungen. Die Rechenmodelle erfassen dabei aber auch, wie der Lärm der Fahrzeuge, der bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern mehr durch die Reifen als durch den Motor erzeugt wird (Klappenauspuffe der Tuner mal ausgenommen), von Wänden und Mauern reflektiert wird. Singen hatte in stark belasteten Bereichen ja schon vor Jahren Tempo 30 für die Nachtstunden in einigen Straßen umgesetzt.

Colloseos sieht angesichts seiner Daten einen »erheblichen Handlungsbedarf in Sachen Lärmschutz« in einigen Bereichen der Stadt. Vor allem erlaube es eine neue Rechtssprechung den Städten nun, verstärkt hier vorzugehen, machte er in seiner Präsentation deutlich. Und: Wenn eine Regel durchgängig sei, also nicht nur zu bestimmten Uhrzeiten gültig, dann werde das auch von den Autofahrern besser angenommen, wenn es eben immer zu beachten wäre, machte er deutlich.

Und: Verkehrslärm gebe es tagsüber eher mehr als nachts. Bei den Untersuchungen zu den Auswirkungen wurde auch theoretisch berechnet, wie viel Zeit mehr benötigt würde. Wenn man zum Beispiel vom nördlichen Ortseingang an der Hohenkrähenstraße bis zum südlichen Ortsausgang an der Rielasinger Straße durchfahren müsste, betrüge der Zeitverlust rechnerisch knapp drei Minuten – freilich vorausgesetzt, dass man wirklich 50 hätte vorher fahren können, was aufgrund der Verkehrsdichte der Straßen aber höchst selten der Fall sein dürfte.
Betroffen von der Neuregelung wären zunächst die Straßen, auf denen schon in der Nacht das Tempo 30 gilt, also Ekkehard-, Freiheit- und Hauptstraße wie die Rielasinger Straße, auch die Schaffhauser Straße soll im östlichen Teil dazukommen, die Steißlinger Straße, die östliche Friedinger Straße. Auch die Ortsdurchfahrten der Ortsteile werden überprüft, wobei dort ja auch zum Teil das Tempo 30 schon länger gilt.

Gemeinderat Walafried Schrott (SPD) begrüßte die Pläne als weiteren wichtigen Schritt zur Entlastung der Einwohner, forderte aber vor einer Einführung eine gute Kommunikation, denn das betreffe ja schon ziemlich viele Personen. Karin Leyhe-Schröpfer (Grüne) lobte hier einen Schritt in eine »menschengerechtere Stadt« mit mehr Sicherheit für Radler und Fußgänger, neben der Lärmreduzierung. Peter Hänssler (FDP) meinte freilich, dass ihm Tempo 30 dann schon etwas langsam sei und ob man nicht Tempo 40 verordnen könnte, das könne man sicher auch leichter einhalten. Das wurde aber bezweifelt: die meisten würden auch bei Tempo 40 eher etwas schneller fahren, und dann wäre man schnell wieder bei 50, so OB Häusler. Volkmar Schmitt-Förster (Freie Wähler) meinte dagegen, ob es nicht einfacher wäre, einfach für die ganze Stadt gleich Tempo 30 zu verordnen, wie dies einige Städte auch schon planten. Nachgefragt wurde auch, ob man mit Flüsterbelägen etwas erreichen könnte, was aber auch nicht als Stein der Weisen angesehen wird, zumal diese oft nicht lange hielten. Angeführt wurde auch, dass Lärm nicht immer lokal erzeugt werde, zum Beispiel durch die Autobahn zum Hohentwieltunnel und die Landesstraße nach Engen, was in vielen Bereichen der Nordstadt hörbar wäre.

Tempo 30 kann auch nicht überall durchgesetzt werden: an der Georg-Fischer-Straße soll Verkehr gebündelt werden. Dort sehen die Planer in einem Bereich eine Lärmschutzwand vor, die freilich richtig Geld kosten würde. Die Planung wurde mit sieben gegen vier Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Nächster Schritt ist nun ein Beschluss im Gemeinderat am 5. Oktober.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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