Nete Mann inszenierte „Dehli, ein Tanz“ in der Gems
Tanz zwischen Leben und Tod

Dehli Nete Mann | Foto: Der Tod dreht sich im Kreis um die Akteure, die ständig ihre Rollen wechseln in "Dehli, ein Tanz." swb-Bild: of
  • Dehli Nete Mann
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Singen. Eine Bühne, die wie eine Brücke ist. Eine Brücke zwischen Leben und Tod, eine Brücke zwischen Glück und Unglück, zwischen Verstehen und Verdrängen. Mit einem enormen Aufwand hat die Theatergruppe der Gems in Singen unter der Leitung von Nete Mann das aus dem russischen übersetzte „Dehli, ein Tanz“ von Iwan Wyrypaev inszeniert, bei der Brücke sogar ein Wasser auf der Bühne überspannte, um damit zu wirklichen Brücke zu werden. Die Brücke, das ist eigentlich ein Zimmer eines Krankenhause zwischen Hoffnung und aufgegebenem Leben. Die Zuschauer werden betroffen gemacht, als die Mutter der Tänzerin Ekaterina stirbt, wo sie eigentlich endlich sich ihre Liebe zu Andrej eingestehen wollte und deshalb gar nicht den Kopf hat um die ganzen Protokolle zu unterschreiben, die ihr eine Krankenschwester reicht. Doch plötzlich drehen sich die Rolle, Ekaterina wird zu drei Personen, die zuweilen auch gleichzeitig auf der Bühne sind, während im Hintergrund eine Figur ein schier endloses Stück zu stricken scheint. Gedreht hat „Pan“ (Sava Vinokic) diese Szenerie indem er eine riesigen Sanduhr wendete, und damit ein endliches Leben erneut begann, durch die Enge zu rieseln. Der Tod innerhalb dieses Zirkels wiederholt immer wieder von neuem und immer wieder kommt die Erinnerung den großen Auftritt Ekaterinas in Kiew auf, ein Tanz zwischen Leben und Tod, den es zuvor nie gegeben hatte. Dehli, da war Ekaterina (oder war es ihre Mutter?) – und dort hat sie all das Leid von in der Hitze verwesendem Fleisch erlebt, von blanker Armut ohne Ausweg. Dieses Leid wurde zum Tanz, den es freilich auf dieser Brücke nie zu sehen gab. Nur die Erzählung darüber kam immer wieder auf, wie ein Faden der Strickerin, der zwischendrin verloren gegangen war. Ein Faden, den auch das Publikum immer wieder von neuem Suchen muss, weil mit jedem Drehen der Sanduhr, die Geschichte vom Sterben, und was sie in denen Auslöst, die dann weiterleben sollen, die Personen in ihren Rollen wechseln. Was bleibt ist der Versuch, Mitgefühl zu entwickeln, während die Krankenschwester, auch sie wird von mehreren Personen im Wechsel verkörpert, fleißig Geld für schnelle Informationen einstreichen kann. ‚“Das Leben ist ein Leiden“, ist eine Erkenntnis der Mutter von Ekaterina: und „Es ist Zeit erwachsen zu werden um aufzuhören einen Schuldigen zu suchen“, eben dass man selbst dem eigenen Tod entgegenschaut, der hier so gegenwärtig ist und in dem die Sprache selbst zum Tanz werden soll, ein Tanz im Kopf. Das Drama, das insgesamt acht Mal aufgeführt wurde, wurde vom Publikum mit starkem Applaus bedacht, es war gefordert gewesen.

Auf der Bühne spielten in den wechselnden Rollen Kirsten Schaefer, Regina Frey-Domoslai, Jutta Kämpf-Heieck, Sava Vincovic, Anna Hauer, Ricarda Olleck und John Loram. Der Bühnenbau stammte von Harro Landrock.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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