Nachgeholter Wachwechsel bei der Singener Wehr
»Super Mario« verabschiedet »Calimero«

Mit seinem alten »Calimero«-Helm, der ihn als »Florian 2« auszeichnete, wurde der schon seit 2020 ehemalige Kommanant der Singener Feuerwehr von den Kameraden der Abteilungen gebührend verabschiedet. Mit im Bild (Zweiter von rechts) sein Nachfolger Mario Dutzi. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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  • Mit seinem alten »Calimero«-Helm, der ihn als »Florian 2« auszeichnete, wurde der schon seit 2020 ehemalige Kommanant der Singener Feuerwehr von den Kameraden der Abteilungen gebührend verabschiedet. Mit im Bild (Zweiter von rechts) sein Nachfolger Mario Dutzi.
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Singen. Mit Verspätung, aber keineswegs zu spät, hielt die Gesamtfeuerwehr Singen am Samstag ihre Hauptversammlung in der Festhalle Curana in Beuren ab – und auch endlich wieder in Präsenz. Die Berichte von ausgesetzten Proben wegen der Kontaktbeschränkungen wurden der Vergangenheit zugerechnet. Auch wenn die natürlich das letzte Jahr ganz schön beeinflussten.

Denn die Singener Feuerwehr musste ja in der Zeit strenger Kontaktbeschränkungen einen neuen Gesamtkommandanten wählen, wie Kai Olbrich als Stellvertreter in seinem Bericht erinnerte. Es war eine Briefwahl gewesen, die erst noch durch entsprechende Beschlüsse genehmigt werden musste – aber sie ging glücklich aus, denn der vom Feuerwehrausschuss gekürte klare Favorit Mario Dutzi konnte im März gewählt werden, trat Anfang Mai seinen Dienst an und konnte damit auch die Kommandanten-Interimszeit von Kai Olbrich wieder beenden, die nötig wurde, nachdem Andreas Egger als Singener Kommandant nach Konstanz als neuer Kreisbrandmeister gewechselt hatte.

In bemerkenswerter Knappheit hielt Mario Dutzi die Bilanz über sein erstes Jahr als Kommandant der Singener Gesamtwehr. Die Substanz der Einsatzfahrzeuge sei gut, die Mängel der Gerätehäuser Friedingen, Hausen und Schlatt wie auch Überlingen und Bohlingen vor einer Lösung, konnte er vermelden. Das bestätigte auch OB Bernd Häusler in seinem Grußwort. Für Friedingen gebe es bereits Pläne, die im September in den Gestaltungsbeirat gehen sollen, mit dem Ziel eines Neubaus in 2023: Das neue Gemeinschaftsdepot Schlatt-Hausen könnte in der Nähe des Friedhofs Hausen entstehen, zeigte er sich zuversichtlich.

Neue Feuerwache doch zentral

Und auch bei der seit vielen Jahren drängenden Frage der neuen Feuerwehrwache für die Stadt kommt man einer Lösung spürbar näher, die einen Ersatzneubau am bisherigen Standort beim Rathaus bedeuten könnte, wie Dutzi ausführte. Bisher waren hier auch Standorte an der Radolfzeller Straße wie im Industriegebiet diskutiert worden, die für den neuen Kommandanten aber nicht viel bringen würden. Man habe inzwischen rund 1.300 Einsatzfahrten der Feuerwehr seit 2015 ausgewertet bezüglich der Zeiten. Nur in 36 Prozent dieser Einsätze sei die Feuerwehr innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist von zehn bis 15 Minuten an der Einsatzstelle angekommen. Das sei unbefriedigend und müsse sich auch alsbald ändern, liege aber auch an den Anfahrtszeiten der Feuerwehrleute zum Gerätehaus, und bei Untersuchungen der Fahrwege, im Vergleich zu den Planungen, habe der Zentralstandort am Rathaus noch am besten abgeschnitten. Der zwischenzeitlich geschaffene Ausweichstandort in den ehemaligen MAN-Werkstätten an der Güterstraße, der die aktuelle Enge etwas von der Zentrale nehmen soll, könne nach diversen Umbauten Mitte Juli in Betrieb gehen, kündigte Dutzi an.
Die Löschzüge würden sich dann im »Rendezvous«-Prinzip am Einsatzort treffen, gerade aus dem Industriegebiet wären die Anfahrtswege für die Einsatzkräfte klar kürzer. Was eine gewünschte Realisierung in 2024/25 angeht, zeigte sich OB Häusler in seinem Grußwort nicht ganz so optimistisch und sagte, dass es da wohl schon 2026 werden dürfte – aber Singen dann den Vorteil hätte, mit dem Ausweichstandort an der Güterstraße eine Interims-Feuerwache für die Bauzeit zur Verfügung zu haben. Stefan Schüttler hatte die Pläne zur Machbarkeit Ende letzten Jahres gezeichnet. Der jetzige Kreisbrandmeister und frühere Singener Gesamtkommandant Andreas Egger zeigte sich freilich von diesen Vorschlägen wenig angetan.
Als weitere Antwort auf die schlechten Einsatzzeiten soll nun auch das hauptamtliche Personal verstärkt werden, das gerade auch für Kleinsteinsätze parat stehe, für die kein ganzer Löschzug nötig wäre.

Beachtliche Bilanz

Wie Mario Dutzi und sein Stellvertreter Kai Olbrich in ihren Berichten ausführten, gab es in Singen im letzten Jahr 450 Einsätze der Feuerwehr. Davon waren 60 Brände gewesen, 266-mal technische Hilfe bei Unfällen oder Unwettern, 114 Fehlalarme und davon 34 sogenannte »Täuschungsalarme«. Viermal sei man zu Überlandhilfen gerufen worden, meist mit der Drehleiter. 79 Personen habe man bei den Einsätzen retten können, in neun Fällen konnten freilich auch nur noch Verstorbene geborgen werden. Die größten Einsätze im letzten Jahr waren hierbei der Brand im Dach der Robert-Gerwig-Schule, die Unwetterserie im Juli, bei der in einer Nacht das Souterrain des Cano einen größeren Wassereinbruch aus dem Kanalsystem hatte, dann der Schlatter Kindergarten volllief, während gleichzeitig die Nachbargemeinde Mühlhausen-Ehingen förmlich unterging. Fast untergegangen sei in dieser Nacht auch das Umspannwerk in Beuren, wurde nun informiert. Dort wurde mit einem konzentrierten Einsatz das Wasser gerade noch rechtzeitig herausgeholt. »Wenn das Umspannwerk in dieser Nacht ausgefallen wäre, hätte das den Super-Gau für die ganze Region bedeutet.« Die Singener Feuerwehr rechnet vermehrt mit solchen Einsatzszenarien, hat auch Schwachstellen im Equipment ausgemacht und deshalb inzwischen mit einem Dutzend Wassersaugern, auch für die Ortsteilwehren, nachgerüstet. Die Zahl der Einsätze steigt jährlich um vier bis fünf Prozent, das war auch in 2021 der Fall. Stabil ist aktuell die Zahl der Einsatzkräfte: trotz Corona-Kontaktbeschränkungen.

Egger wird Ehrenkommandant

Einen gewichtigen Teil dieser Hauptversammlung, bei der Alleinunterhalter »Alois« lange auf seinen Einsatz zur »Afterwork-Party« vor der Halle warten musste, waren die Ehrungen, die noch für die letzten zwei Jahren nachgeholt werden mussten. Und auch der Abschied des ehemaligen Kommandanten Andreas Egger, der 18 Jahre lang die Singener Wehr geleitet hatte, konnte in diesem Rahmen mit ausführlichen Rückblicken des scheidenden Kommandanten symbolisch vollzogen werden. Andreas Egger hatte seinem Nachfolger Mario Dutzi die Leitung der Singener Wehr bei einer Probe im Ortsteil Überlingen schmackhaft gemacht, als dieser dort zu einem »Sondierungsbesuch« kam, wie nun herauskam. Egger ernannte ihn, in Anspielung auf seinen Vornamen, zum »Super-Mario« mit Kappe und Puppe für den Schreibtisch. Der Feuerwehrausschuss und die Abteilungskommandanten stifteten ihm dann noch seinen »Florian 2«-Helm, den sie eigentlich mit der Trickfilmfigur »Calimero« in Verbindung bringen, und Bernd Häusler konnte die Urkunde zur Ernennung als »Ehrenkommandant« unter dem Applaus der Delegierten der großen Hauptversammlung übergeben. Und dann war’s kein Löschwasser, sondern auch Tränen der Rührung, die dann sprudeln durften.

Egger freilich, hatte davor schon als Kreisbrandmeister »geliefert« und gleich drei Zuschussbescheide für aktuelle Anträge über rund 174.000 Euro mitgebracht, rund 94.000 Euro davon sind für das nächste Löschfahrzeug auf der Prioritätenliste bestimmt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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