Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger zu Gast bei der Fachstelle Sucht
Sucht geht uns alle an
Singen. Zu einem Fachgespräch „Suchtprävention“ trafen am Dienstag die Grünen Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger und Josha Frey, suchtpolitischer Sprecher der Fraktion, mit Fachleuten der Suchtberatungsstellen aus der Region in der Fachstelle Sucht des bwlv in Singen zusammen.„Das Thema Sucht betrifft Menschen aus alles sozialen Schichten unserer Gesellschaft und wird dennoch immer noch weitgehend tabuisiert“, so Wehinger, die dieses Gespräch initiiert hatte.Bei dem Austausch wurde von allen Beteiligten einhellig bestätigt, wie wichtig die früh einsetzende Prävention ist.
Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht berichtete von der Arbeit in der Suchtprävention und plädierte für weitreichendere Werbeverbote: “Gerade bei Alkohol und Nikotin müsste besser gegengesteuert werden über Verbote und Kontrollen. Das gilt auch für Spielhallen.“ Zur Suchtprävention gehöre ein anderer Umgang mit der Gesellschaftsdroge Alkohol, war die Meinung der Fachleute. Noch immer werde Alkohol verharmlost und gehöre ganz selbstverständlich auch bei öffentlichen Anlässen dazu. „Es gibt genügend Alternativen – warum werden nicht auch alkoholfreier Sekt und leckere Säfte angeboten?“, so Wehinger dazu.
Josha Frey, der selbst viele Jahre in der Suchtberatung tätig war, verwies auf die vom Land geförderte Grundstruktur mit den kommunalen Suchthilfenetzwerken und zahlreichen Präventionsmaßnahmen. So habe die Stadt Singen für das Jahr 2019 im Rahmen der kommunalen Alkoholprävention 20.000 Euro erhalten. Es gäbe zahlreiche Programme, die vor allem die Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen im Blick haben. Die Prävention müsse sehr früh einsetzen. Da seien natürlich auch die Eltern in der Verantwortung, ebenso Kindertageseinrichtungen und Schulen.
Als besonders gefährdet, nämlich mit dem achtfachen Risiko, gelten Kinder aus suchtbelasteten Familien. Für diese Kinder, die zudem durch die Suchterkrankung der Eltern stark belastet sind, bietet die Fachstelle Sucht in Singen mit der Gruppe „Aufwind“ Unterstützung an.Neben der Suchtprävention sind die kommunalen Suchthilfenetzwerke mit in die Versorgung Suchtkranker involviert. Hier gibt es nach Aussage der Fachleute großen Bedarf an Ärzten für die Substitution bei Drogenabhängigen und für die psychosoziale Versorgung. Vor allem nach der Entlassung aus stationären Behandlungen ergäben sich dadurch Lücken in der Anschlussversorgung, die für die Betroffenen und deren Familien problematisch seien, lautet die Erfahrung der anwesenden Experten.
Dorothea Wehinger und Josha Frey besuchten vor dem Fachgespräch zwei Spielhallen in Singen im Hinblick auf die Neuregelung des Landesglücksspielgesetzes. Der Spielerschutz und die Prävention zur Spielsucht werden mit den neuen Vorschriften verstärkt. Der Bereich Online-Spiele unterliegt der Bundesgesetzgebung. Hier konnte noch keine Einigung auf striktere Vorschriften erzielt werden, obwohl das dringendst erforderlich wäre. Dorothea Wehinger fasste die Ergebnisse des Austausches zusammen: „Über Sucht wird leider nicht offen gesprochen, obwohl das Problem unsere gesamte Gesellschaft betrifft und auch enorme volkswirtschaftliche Folgekosten verursacht. Wir Politiker haben da die Aufgabe, noch stärker zu unterstützen. Zusammen mit den Fachleuten müssen wir uns mehr austauschen und neue Ideen denken!“
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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