Anfrage vom Verkehrsministerium beantwortet
Storz: Auch Gürtelbahn "nicht zufriedenstellend" in der Zuverlässigkeit

Symbolbild Gürtelbahn | Foto: of/ Archiv

Singen/ Radolfzell. Wer mit der Bodenseegürtelbahn zur Arbeit oder zur Schule fährt, ist seit Jahren Kummer gewohnt. In einer Erhebung des Landes schneidet der Zugverkehr zwischen Radolfzell und Friedrichshafen regelmäßig schlecht ab. Welche Probleme hat das Eisenbahnverkehrsunternehmen DB Regio auf dieser Verbindung? Das wollte der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz (SPD) genau wissen und hat die Landesregierung um Auskunft zur Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit auf der Bahnstrecke gebeten.

In seiner Antwort auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten aus Singen kommt das Verkehrsministerium zum vernichtenden Gesamturteil: Der Zugverkehr auf der Bodenseegürtelbahn funktioniere „nicht zufriedenstellend“. Für den Abgeordneten Storz bedeuten die Daten einen dringenden Aufruf zum Handeln: „Land, Landkreise und Bahn müssen so schnell wie möglich den Weg zum Ausbau und zur Elektrifizierung der Bahnstrecke freimachen“.

Auf der Bodenseegürtelbahn verkehrt der Interregio-Express von Basel über Radolfzell nach Friedrichshafen. Mit gleichem Ziel startet in Radolfzell eine Regionalbahn. In seiner Antwort an den Landtagsabgeordneten hat das Verkehrsministerium zwischen beiden Zugkategorien differenziert. Die Verkehrsleistung ist sowohl mit dem schnelleren als auch mit dem langsameren Zug unzureichend, meint Storz zu den vorliegenden Daten. Die Unzuverlässigkeit zeige sich vor allem in der Notwendigkeit, den von den Fahrgästen gefürchteten Schienenersatzverkehr zu organisieren. 2039 Mal war dies zwischen dem Jahresbeginn 2022 und Juni 2024 der Fall. Einen traurigen Rekord meldet das Verkehrsministerium im Mai 2023, als 714 Züge durch Busse ersetzt werden mussten.

Im gesamten Zeitraum hat das Land bei der DB Regio 31.369 Interregio-Express-Züge von Basel bis Friedrichshafen bestellt. Davon fielen 2533 Züge aus, das entspricht einer Quote von 8,1 Prozent. Betrachtet man die Zugkilometer, die entscheidende Rechengröße im Schienenregionalverkehr, beträgt die Ausfallquote 4,75 %, weil etwa 220.000 von über 4,6 Millionen Zugkilometer nicht gefahren werden konnten.

Die Pünktlichkeit des Interregio-Express nimmt seit 2022 kontinuierlich ab. Betrug sie im Februar 2022 noch stolze 91,5 Prozent, erreichten im Juni 2024 nur noch 71,5 Prozent der Züge planmäßig das Ziel. Dabei gelten Züge, deren Verspätung unter vier Minuten liegt, als planmäßig und wurden in die Daten gar nicht eingerechnet.

Bei der Regionalbahn von Radolfzell bis Friedrichshafen ergaben sich vergleichbare Werte. 2623 von 38.062 bestellten Zügen fuhren von Januar 2022 bis Juni dieses Jahres nicht. Dies entsprach einer Ausfallquote von 5,4 Prozent. Von den bestellten 2,2 Millionen Zugkilometern konnten 89.734, also 4,1 Prozent nicht gefahren werden. Die Regionalbahnen hatten ebenfalls im Februar 2022 mit 89,4 Prozent den besten Pünktlichkeitswert. Im Juni 2024 kamen nur noch 68,7 Prozent der Züge planmäßig an.

Im 1. Halbjahr 2024 spielte auch der Streik der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) eine wichtige Rolle für die Zugausfälle. So verkehrten arbeitskampfbedingt im Jahr 2024 5,75 % der Züge nicht. Kurzfristig angekündigte Arbeitsniederlegungen führten oft zu vergeblich wartenden Fahrgästen.

Wenn Eisenbahnverkehrsunternehmen wie hier die DB Regio ihre im Verkehrsvertrag mit der Landesregierung zugesagten Beförderungsleistungen nicht erbringen, müssen sie an das Land Strafen zahlen. Auf die Frage, wie hoch diese sogenannten Pönalzahlungen waren, erhielt Storz aus Datenschutzgründen keine Auskunft, weil dies „schutzbedürftige Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse“ seien.

Als einer der wesentlichen Gründe für die unzureichende Qualität nennt die Landesregierung, dass die DB Regio Probleme habe, ausreichend Fahrzeuge auf die Bodenseegürtelbahn zu bringen. Dies habe insbesondere an unzureichenden Kapazitäten in der Werkstatt in Ulm gelegen, berichtete das Verkehrsministerium.
Hauptgrund für die Schwierigkeiten, einen verlässlichen Bahnverkehr anzubieten, sei der schlechte Zustand der veralteten, eingleisigen Bahnlinie, so Storz. „Die Auswertung der Verspätungs- und Ausfalldaten zeigt, wie dringend der Ausbau und die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn ist“, betonte der Abgeordnete.
„Ohne Investitionen in den Schienenweg werden hier keine pünktlichen Züge fahren“, lautet seine Einschätzung. Leider verzögere der Finanzpoker zwischen Land und den Landkreisen den nächsten Schritt der Ausbauplanung bereits seit über einem Jahr. Storz kritisiert die zögerliche Haltung des Landes und mahnt: „Es wird Zeit, dass die Landesregierung endlich ihren versprochenen Finanzierungsvorschlag für Planung und Ausbau der Bodenseegürtelbahn vorlegt.“ Denn wer mehr Verkehr auf der Schiene wolle, müsse dafür etwas mehr als bislang tun.
Denn: bis zu einem Start von Bauarbeiten werden hier noch viele Jahre vergehen und es wird dann mit einem mehrjährigen Unterbruch der Strecke gerechnet.

Quelle: Wahlkreisbüro Hans-Peter Storz, Winfried Kropp

Autor:

Presseinfo aus Singen

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