Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha zu Besuch in Singen
Stadt soll »Kinderchancen« in Zukunft lenken
Singen (of). Eigentlich wäre es ein kleines Jubiläum, denn der Verein Kinderchancen kann in diesem Jahr tatsächlich auf fünf Jahre zurückblicken. Bei einem Treffen mit dem neuen Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha wurde deutlich gemacht, dass der Verein auch die Grenzen des für ihn Machbaren erreicht hat, der vor fünf Jahren zunächst erstmal deswegen gegründet wurde, um für die vielfältigen Aktivitäten von Helfern für Kinder und Jugendliche in Singen erst einmal ein gemeinsames Dach zu schaffen. Wichtig sei damals gewesen, dass sich die Vereine und Organisationen nicht mehr als Konkurrenz sähen und gegeneinander arbeiten. Und das sei zum größten Teil auch gelungen, sagte der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Heintschel.
Das sei wichtig gewesen, weil gerade in Singen aufgrund seiner Sozialstrukturen ein effektiv arbeitendes Netzwerk nötig sei, um nicht nur die ausgeprägte Kinderarmut abzumildern, sondern auch im Bildungsbereich für Chancengleichheit zwischen arm und reich zu kämpfen. Immerhin gehört Singen im Land zu den drei Städten mit der schwierigsten Sozialstruktur, neben Mannheim und Pforzheim. Die Fälle von Kinderarmut liegen unter dem Hohentwiel doppelt so hoch wie im übrigen Kreisgebiet. Eine wichtige Initialzündung sei für den Verein die Förderung als Modellprojekt in den Jahren 2014/15 gewesen, mit einigen Restmitteln für 2016. »Die Zuschüsse für das Modellprojekt haben wir nicht mal ganz verbraucht«, vermerkte Heintschel gegenüber dem Minister. »Es war eine wichtige Hilfe, auch um die ehrenamtlichen Helfer des Vereins zu entlasten.«
Die Frage, inwieweit es dazu weitere Förderungen geben kann, stand natürlich im Raum, vor allem weil sich Manne Lucha als sehr sachkundig zeigte. Seine Frage: »Seid ihr jetzt noch an der schonenden Verwaltung, damit es nicht noch schlimmer wird«, brachte vieles auf den Punkt. Gerade bei Treffen mit anderen Initiativen dieser Art fiel den Singener Akteuren auf, dass sie eigentlich die einzigen waren, die bei der Bekämpfung der Kinderarmut »von unten nach oben« operierten, während in anderen Musterkommunen die Steuerung eben bei der Stadt lag und der Verein zwar Dachverband der Helfer war, aber nochmals ein Dach darüber hatte, das durch Profis gestellt wurde.Und das soll auch in Singen in Zukunft so werden, unterstrich Wolfgang Heintschel: »Wir hatten den ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Jetzt wollen wir die Federführung des weiteren Prozesses wieder an die Stadt zurückgeben« ging es in Richtung der Singener Sozialbürgermeisterin Ute Seifried. Die machte lebhaft klar, dass sie diese Aufgabe annimmt. Man müsse sich aber klar werden, dass es eine ganze Weile dauern könne, bis sich hier Strukturen verändern ließen. »Wir brauchen zwar Zeit, auf der anderen Seite läuft sie uns auch davon«, warf Reinhard Zedler als AWO-Kreisvorsitzender dazu ein. Die bisherige Kooperation mit dem Rathaus wie dem Kreisjugendamt sei ja hervorragend, wurde unterstrichen. Einzig das Jobcenter bekam relativ herbe Kritik ab: nicht nur, dass die Vertreter bei den regelmäßigen Runden Tischen zur Kinderarmut meist durch Abwesenheit glänzten, sie überforderten die Betroffenen durch einen Wust von Bürokratie, zum Beispiel beim Teilhabepaket. Dass es hier für Kinder bei der Förderung einen Regelsatz von »Null« gibt, ist eigentlich ein Skandal, wirft Udo Engelhardt als zweiter Vorsitzender dazu ein. Dieses Thema wie die Notwendigkeit für die Zukunftsperspektive für die »Singener Kinderchancen«, die zumindest von der Stadt Singen wie vom Landkreis noch bis 2018 weiter gefördert werden, hat Minister Manne Lucha mitgenommen nach Stuttgart.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare