Nachdenkliche Töne rund um den Weihnachtsumgang im Krankenhaus
Singener Klinik muss zum Jahreswechsel weitere Betten kürzen

Klinikrundgang | Foto: Eine ganz besondere Stimmung herrschte beim Klinikrundgang am Mittwochnachmittag im HBK Singen durch die Begleitung des Krankenhauschor "Sisingas". swb-Bild: of
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Singen. Mit Weihnachtsliedern erfüllt wurden die Gänge des Hegau-Bodensee-Klinikum am Mittwochnachmittag in Singen. Begleitetet von inzwischen auf über 60 SängerInnen angewachsenen Krankenhauschor "Singas" unter der der Leitung von Birgit Mehlich ließen es sich OB Bernd Häusler und Geschäftsführer Peter Fischer nicht nehmen, in einem mehrstündigen Rundgang mit der ärtztlichen Leitung und den Krankenhaus-Seelsorgern den Patienten einen Besuch abzustatten.

Dabei gab es aber durchaus auch sorgenvolle Töne. Denn aufgrund Personalmangels und neuer gesetzlicher Regelungen muss das Klinikum zum Jahreswechsel erst mal 29 Betten abbauen, informierte der ärztliche Leiter, Dr. Frank Hinder auf Nachfrage. Auslöser seien neue gesetzliche Regelungen zu den Personaluntergrenzen für Fachpersonal in den Abteilungen, sagte Hinder. Das Klinikum habe aufgrund des schon seit Jahren bestehenden Personalmangels in den letzten Jahren auf die Beschäftigung von Mitarbeitern gesetzt, die in den medizinisch nicht ganz so relevanten Bereichen tätig werden. Nach den vom Gesundheitsministerium nun geforderten Untergrenzen, zählen diese Mitarbeiter nicht mit, bedauerte Hinder. Auch an den anderen Standorten des Gesundheitsverbunds müssten deshalb erst mal Betten gestrichen werden, machte Hinder deutlich. Aussicht auf eine Entschärfung der Lage sieht er derzeit kaum. Das im Herbst vom Gesundheitsminister Spahn verkündete "Pflegestärkungsgesetz" habe praktisch keine Wirkung gehabt, Fachkräfte aus dem Ausland zum bekommen sei ebenfalls langwierig. Das Gesundheitsministerium habe zur Genehmigung der Arbeitsverhältnisse mit ausgebildeten Fachkräften aus dem Ausland, die auch schon dort auf ihren Einsatz in Deutschland sprachlich vorbereitet werden, gerade mal drei Stellen zur Verfügung. "Das dauert dann immer Monate", so Hinder.

Der Klinikverbund im Landkreis ist mit seinen Personalsorgen dabei keineswegs alleine: „Die Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, werden immer größer und die Folgen für die Versorgung der Menschen im Land sind mittlerweile deutlich spürbar“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Detlef Piepenburg, zu zentralen Ergebnissen des BWKG-Indikators 2/2019 in einer Medienmitteilung vom Montag. Geschäftsführer von 86,5 Prozent der Krankenhäuser, 88,6 Prozent der Reha-Kliniken und 85 Prozent der Pflegeeinrichtungen sagen, dass es schwierig oder eher schwierig ist, Pflegefachkräfte zu finden. 69,3 Prozent der Krankenhäuser und sogar 84,4 Prozent der Reha-Kliniken haben Probleme, freie Stellen im Ärztlichen Dienst neu zu besetzen.
„Diese abstrakten Zahlen haben ganz konkrete Folgen: Fast 70 Prozent der Allgemeinen Krankenhäuser haben in den vergangenen zwölf Monaten Betten oder Abteilungen wegen Personalmangel zeitweilig geschlossen“, so der BWKG-Vorstandsvorsitzende und Landrat des Kreises Heilbronn weiter. Wie Frank Hinder ergänzt, haben die Schließungen auch gravierende finanzielle Auswirkungen auf den Klinikverbund.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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