Derzeit Warteliste mit über 330 Plätzen
Singen baut weiteren Kindergarten in der Oststadt im Eilverfahren

Wo aktuell noch ein Kassenhäuschen des Hohentwielstadions aus früheren Zeiten steht, soll noch dieses Jahr mit dem Bau eines Kindergartens in Holz-Hybridbauweise beginnen. Die Plätze werden dringend gebraucht. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
3Bilder
  • Wo aktuell noch ein Kassenhäuschen des Hohentwielstadions aus früheren Zeiten steht, soll noch dieses Jahr mit dem Bau eines Kindergartens in Holz-Hybridbauweise beginnen. Die Plätze werden dringend gebraucht.
  • Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen. Angesichts einer immer längeren Warteschlange auf Plätze in der Kinderbetreuung wird die Stadt Singen nun zunächst für die Oststadt einen weiteren Kindergarten für drei Gruppen bauen. Wie Bürgermeisterin Ute Seifried schon im vergangenen Jahr ankündigte, will die Stadt dabei auf das „Modell Waldorfkindergarten“ setzen, das eben als Alternative zu einem Container-Modulbau in der Südstadt als „Holz-Hybridbau“ mit zwei Ebenen auch günstiger als die Containerlösung war, mit Baukosten von rund 1,7 Millionen Euro. Die Mitglieder des Verwaltungs- und Finanzausschusses (VFA) und der Ausschuss für Familie, Soziales und Ordnung (FSO) stimmten der zu treffenden Standortentscheidung und dem weiteren Verfahren am Dienstag in einer gemeinsamen Sitzung jeweils einstimmig zu.

Nach den in der Sitzung von Christian Kezic vom Fachbereich Gebäudemanagement vorgestellten Plänen soll der dreigruppige Kindergarten, der laut Leonie Braun von der Abteilung Kindertagesbetreuung mit drei Gruppen und 75 Kindern belegt werden kann, nun in der Oststadt beim Hohentwielstadion entstehen, direkt neben dem Grundstück, für das schon seit Jahrzehnten eine dreiteilige Sporthalle für die Kernstadt geplant ist. Man werde hier einen Kindergarten mit verlängerten Öffnungszeiten anbieten können für die Ü3-Betreuung. Für die U3-Betreuung setze die Stadt Singen gegenwärtig sehr stark auf die Kooperation mit Tageseltern. Durch diese Lösung sei auch kein Schlafraum nötig, sodass das Raumangebot für die drei Gruppen mit Personal- und Arbeitsraum wie auch einem Sprechzimmer für Eltern umgesetzt werden könne.

Mit dem Beschluss ist auch ein Interessensbekundungsverfahren für eine mögliche Trägerschaft verbunden. Die Stadt Singen müsste also nicht Betreiber des Kindergartens sein. Wie Wolfgang Heintschel von der Caritas Singen-Hegau in der Sitzung sagte, habe man durchaus Interesse. Es gebe auch weitere externe Träger, die sich vorstellen könnten einzusteigen.
In der Sitzung wurde auch klar deutlich gemacht, dass dieses Modell noch mehrfach in nächster Zeit zur Anwendung kommen könnte, denn die Warteliste auf einen Ü3-Platz ist laut der Vorlage bis Februar schon auf 335 Kinder angewachsen. Gemeinderätin Angelika Berner-Assfalg sprach sogar von bald 500 Kindern auf der Warteliste, sodass man mit dem Rücken zur Wand stehe. Gemeinderätin Regina Brütsch schlug in der Sitzung vor, dass man auf die Bauträger aktueller Projekte zugehen solle, ob diese nicht im Erdgeschoss entsprechenden Raum schaffen könnten, beispielsweise für die Bebauung am Ziegeleiweiher oder auch beim geplanten Nordstadt-Nahversorgungszentrum. OB Bernd Häusler sagte, dass diese Projekte wohl noch eine Weile zur Umsetzung benötigten, die Zeit habe man wohl nicht mehr.

Gemeinderätin Isabelle Büren-Brauch fragte nach, wie im Bedarfsfall eine Umstellung auf U3 vollzogen werden könnte. Der definierte Raumbedarf für die Gruppen sei der gleiche, so Leonie Braun, Umbauten wären aber im Sanitärbereich und für einen Schlafraum nötig. Auch benötige man andere Geräte im Außenbereich. Es sei aber gut machbar. Gemeinderätin Kirsten Brößke sieht die Stadt hier vor eine Riesenherausforderung gestellt. „Das hier ist schon fast wie ein Champions-League-Finale“, meinte sie zum weiteren Weg.
Gemeinderätin Regina Brütsch unterstrich den Bedarf an Plätzen für die Kinderbetreuung in der Oststadt. Sie sieht ein Risiko darin, im U3-Bereich so stark auf Tageseltern zu setzen. Bernhard Grunewald als Gastmitglied sagte, dass die Stadt an der Schwelle zur Mittelstadt viel unternehmen müsse, um weiteres Wachstum zu verkraften.
Bedauert wurde freilich allseits, dass es aktuell keine Förderung für solche Investitionen gibt, nicht im Bund und auch nicht vom Land. Die Kosten für das Projekt sind nach Hochrechnung der Preissteigerungen mit rund 2,1 Millionen Euro veranschlagt, plus einer Viertelmillion Euro für die Außenanlagen. Der Bau soll noch im Herbst starten und im Sommer in Betrieb gehen können. Ob man das dafür nötige Personal bis dahin gewinnen kann, ist freilich noch offen. Bürgermeisterin Ute Seifried zeigte sich zuversichtlich, Lücken besser schließen zu können. Gerade erst habe man 13 Zusatzkräfte zur Entlastung eingestellt, deren Tendenz aber sei, dass die gerne zu Fachkräften werden wollen als Spätberufene.
Dass es mit Neubauten alleine nicht getan ist, führte Wolfgang Heintschel in der Sitzung unter der Überschrift „Neidfaktor“ aus. Einige Einrichtungen hinkten deutlich hinter dem hier geplanten Standard hinterher, auch da müsse investiert werden. „Da haben wir ein Problem“, gestand OB Bernd Häusler ein.
Gefordert wurde auch, bei Inbetriebnahme des Kindergartens dann Tempo 30 in der Radolfzeller Straße einzuführen. Stadtrat Walafried Schrott fragte zudem nach, wie viel Photovoltaik man hier auf dem Flachdach umsetzen wolle. Christian Kezic und OB Häusler sagten, dass hier eine Verschattung wieder ein Problem sei, wie beim Prototyp am Lindenhain, wo die Erhaltung des Baubestands im Vordergrund stand. Das Gebäude soll natürlich nach aktuellen Energiestandards gebaut werden und per Wärmepumpe beheizt werden. Der Strom dafür könnte dann vom eigenen Dach kommen.

Formal muss der Gemeinderat den nun gefassten Beschlüssen zustimmen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

8 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.