Kulturförderkreis setzt besondere Zeichen in der Stadthalle
Sieben Kulturförderpreise für die Region
Singen (of). Am Freitag Abend hat der Kulturförderkreis Singen Hegau eine wichtige Markte geknackt. Denn die Marke von 200 Preisträgern wurde an diesem Abend überschritten. Der 199 Preisträger wurde im letzten Jahr gekürt, nun kamen sieben weitere an diesem Abend hinzu. Darin sah OB Bernd Häusler bestätigt, dass Singen eben schon lange eine Rolle als Kulturstadt spielt und sich engagiert. Häusler bekannte, dass sein Herz auf jeden Fall für die Kunst und Kultur schlägt. "Kunst ist lein Luxus", betonte er. Der Kulturförderkreis Singen-Hegau, so deren Vorsitzende Ursula Graf-Boos, konnte an diesem Abend 9.000 Euro an Preisgeldern ausschütten, die er durch die Mitgliedsbeiträge der 140 Mitglieder, viele Spenden und die Austrittsgelder der letzten Preisverleihung zusammen getragen hatte. Erstmals gab es bei dieser Preisverleihung auch ein musikalisches Rahmenprogramm, das durch das Perkussionsensemble der Jugendmusikschule Singen beigesteuert wurde.
Laudator Joachim Böhm war nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Kulturförderkreises, Ursula Graf-Boos der erste Laudator des Abends. Er würdigte das Ensemble "Gitarissimo" von Musikschul-Lehrer Werner Klinghoff, das den Preis unter anderem für das Klang und Geräusch-Projekt „Friends in Arts“ in Kooperation mit der Tanzschule "Plesni-Forum" aus der Singener Partnerstadt Celje, das in beiden Städten in diesem Frühjahr aufgeführt wurde. Werner Klinghoff führe seine Schüler schnell in die Ensemblearbeit und setze dabei und setze auf den Effekt der Gruppe für mehr Freude an der Musik. Werner Klinghoff selbst gestand, dass man bei dem Projekt "Friends in Arts" sich fast wie Panzerknacker vorgekommen sei, doch in dem Tresor habe es noch viele weitere Schließfächer gegeben. Das sie geöffnet werden konnten, zeigte dann der riesige Erfolg dieses Projekts. Drei Stücke von der Aufführung erklangen an diesem Abend nochmals.
Der Theaterautor Gerhard Zahner war mit einem Anerkennungspreis der nächste Preisträger dieses Abends. Andreas Kämpf hielt die Laudatio als Dank an einem Menschen der mit ihm die Faszination zu Walter Benjamin teil, dem Zahner auch sein Stück "Port Bou" widmete. Wo wir die Geschichte der Stadt Singen und des Hegau als eine Kette von Begebenheiten sehen, da sieht Gerd Zahner die Katastrophen, da sieht er die Abgründe und er sieht die Menschen, die sich immer wieder gegen die Bedrohung versuchen zur Wehr zu setzen, so Andreas Kämpf. Sein Stück über die Verhaftung der Terroristen Sonnenberg und Becker, das im letzten Jahr aufgeführt wurde, ist für ihn genauso wie das Stück "Orte Gütterli" über Zwangsarbeit in der Maggi, oder den Besuch im Singener Gefängnis bei dem Auschwitz-Monster „Boger“. Es gebe immer wieder das Grauen, aber es gebe auch immer das Aufbegehren gegen das Grauen, fasste Kempf das Oevre von Gerhard Zahner zusammen. Zahner zeigte von der Wirkung seiner Stücke zufrieden. Zum Beispiel das Denkmal der Opfer der Waffen SS, das kürzlich eingeweiht wurde, nach langer kontroverser Diskussion. Er las einen biographischen Text, den an diesem Abend nur dieses einzige Mal lesen wolle - geschrieben in einer Prozesspause in Stammheim. Er dankte ausdrücklich den Journalisten Hans Paul Lichtwald und Sigmund Kopitzki für deren Unterstützung.
25 Jahre besteht der Jazzclub Singen, doch nicht dafür bekam er einen Anerkennungspreis. Immerhin hat die einst auf Anregung des damaligen Kulturamtsleiters Dr. Alfred G. Frei, entstandene Initiative Singen schon längst zu einer großen Adresse in der Jazzszene nicht nur ein Deutschland gemacht , bemerkte Laudator Dr. Manfred Lehn. Schließlich hat der Jazzclub Singen mit seinem Engagierten Programm nicht umsonst schon zum zweiten Mal den Deutschen Spielstättenpreis in Hamburg erhalten.
Rudolf Kolmstetter, seit der Gründung der Vorsitzende, und Kassier Klaus Mühlherr, nahmen den Preis entgegen. Man habe schon einmal 1983 einen Anerkennungspreis erhalten, vielleicht würden es auch mal vier Sterne, wie bei der Deutschen Nationalmannschaft, witzelte Kolmstetter.
Künstler Antonio Zecca würdigte mit seiner Laudatio den nächsten Preisträger, die Kunst AG von dem in diesem Sommer in den Ruhestand übergetretenen Kunsterzieher des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums, Harald F. Müller, die in über drei Jahrzehnten an vielen Punkten nicht nur in der Schule sondern in der ganzen Stadt hinterlassen hat. Der Preis wurde an die Schüler des jüngsten Werks, dem großen Bildnis von Schülerinnen im Singener Rathaus übergeben. Aktive Kunst fordere eine Stadt heraus, meinte Harald F. Müller. "Jeder erfolgreiche Mensch ist kreativ, man muss es nur lernen zu gebrauchen.“ Man habe in Friedrich-Wöhler-Gymnasium das Glück gehabt, über 30 Jahre kontinuierlich Kunst AG anbieten zu können. In den besten Zeiten seien es sogar vier gewesen.
Förderpreisträgerin Sakia Tschacher aus Duchtlingen wurde von Angelika Berner Assfalg als Laudatorin präsent. Das musikalische Talent sitzt schon seit dem 5 Lebensjahr am Klavier, mit sieben Jahren war sie das erste Mal bei „Jugend musiziert“ dabei, als Victoria Posina von der Singener Jugendmusikschule auf sie aufmerksam wurde und seither ihr Talent fördert. Saskia Tschacher hat schon viele Preise gewonnen, auf Bühnen in Schanghai. Peking oder Petersburg gespielt und im Sommer ihr Musik-Abitur gemacht, war aber schon davor Studentin der Musikhochschule Trossingen. Statt einer Dankesrede führte sie am Piano vor, wie viel Gefühl Chopin erzeugen kann.
Marcel Da Rin konnte an diesem Abend sogar die Preisträger noch überraschen. Der „Circus Balistikus“ ist eine rein private Initiative von Kindern und Eltern mit dem Ausgangspunkt Altes Dorf in Singen. Seit 2008 bereichert der Circus die Stadt mit manchem spektakulärem Auftritt. „Das sind Werte, die eine familienfreundliche Stadt ausmachen und die Solidarität unter den Bewohnern fördern“, so Marcel Da Rin. Thomas Gebhard und Sandra Georg nahmen den Preis entgegen. Vom Preisgeld dürfe sich jedes der Kinder ein Gerät für den Circus wünschen, sagte Thomas Gebhard, der seine Gänsehaut gestand, als er von dem Preis erfuhr. Beim Publikum bedankten sich die Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren mit einer atemberaubenden Schwarzlichtshow.
Der letzte Preis dieses Abends ging an Melinda Liebermann. Stephan Glunk ließ ihren spannenden Lebensweg in vielen charmanten Details Revue passieren, denn sie habe schon gesungen bevor sie sprechen konnte und sogar Leonard Bernstein beim Zähneputzen gesehen. Seit 1996 unterrichtet sie Gesang an der Jugendmusikschule und hat darüber hinaus drei Chöre aufgebaut. Und für deren jüngstes Projekt, die „Ethno Mass of Peace“ von Lawrence Maierhofer, die im Mai diesen Jahres in der Singener Stadthalle wahrhaftige Begeisterungsstürme auslöste, wurde ihr hier nun ein Anerkennungspreis zugedacht, für den sie sie überschwänglich bedankte. Diesen Dank fasste ihr Chor „Pop Corner“ zum Ausklang des Abends noch in wunderbare Töne.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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