Museumsvisionen in Singen versus die Finanzlage
"Sexy Ideen" für die Schublade
Singen. "Ja, Singen braucht ein Stadtmuseum, auch um hier seine Identität zu bündeln und präsentieren zu können." Das ist die recht klare Aussage einer im Auftrag der Stadt Singen durch das Unternehmen "Space4" aus Stuttgart entwickelten Machbarkeitsstudie, die am Dienstag, 14. November, im Rahmen einer Sondersitzung vorgestellt wurde. Doch OB Bernd Häusler bremste die Euphorie gleich zum Start, noch vor der engagierten Vorstellung der Studie durch Henning Meyer und Attila Holder von "Space4". Denn leisten könne sich die Stadt das Museum angesichts der ganzen anderen Herausforderungen derzeit eher nicht.
Es sei kein Geld in den Haushalt dafür eingestellt, so Häusler. Daraus folgerten die Gemeinderäte, dass dies auch nicht in der mittelfristigen Finanzplanung der Fall sei, während freilich Kulturamtsleiterin Catharina Scheufele eine Vorlage dazu für die Haushaltsberatung angekündigte. In einer den Sitzungsvorlagen beigelegten Kostenaufstellung müsste man fürs Museum, mit zunächst zwei Millionen Euro an Kosten rechnen - allerdings nur für einen Part Stadtmuseum.
Ein Problem liegt damit freilich auf der Hand: Denn die Stadt Singen hat zwar einen Zuschuss vom Bund bekommen über ganze zwei Millionen Euro, doch der wurde nicht für ein neues Stadtmuseum, sondern für ein dieser Verbindung angedachtes Schaudepot ausgesprochen. Die FDP hatte damals die Antragstellung eingebracht.
Ein neues Museum müsste die Stadt wohl alleine zahlen und später tragen. Ein Schaudepot wäre sozusagen ein Satellit des Museums, für das ein Standort erst gefunden werden müsste. Dort könnten Dinge präsentiert werden, die zum Beispiel nicht ins Museum passen würden, wie Feuerwehrautos. Die führten die beiden Museumsplaner immer wieder auf, weil sie diese anscheinend besonders als Identitätsfaktor fürs Museum wie die Stadt wähnen.
Identität für die Stadt
"Das sind wirklich 'sexy Ideen'", meinte Gemeinderat Dirk Oehle (Neue Linie) und die werde man wohl angesichts der hohen Investitionen und noch unklarer Folgekosten als "Un-Machbarkeitsstudie" in die Schublade stecken müssen. Denn ein solches Museum verursache einfach auch Folgekosten, die vorher auf Leistbarkeit durch die Stadt Singen überprüft werden müssten.
Angelika Berner Assfalg (CDU) konnte dem in der Schärfe nicht zustimmen: "Das Thema beschäftigt die Menschen in der Stadt schon seit Jahrzehnten. Jetzt müssen wir zugreifen, müssen aber auch überlegen, wie wir das finanzieren. Wir haben die Geschichte und sollten diese auch zeigen." Das sei eine Chance, die genutzt werden sollte.
"Auch wenn das Konzept gut und begeisternd ist, müssen wir kräftig Geld in die Hand nehmen", meinte Walafried Schrott (SPD) nach Vorstellung in öffentlicher Sitzung. Die beiden Experten hätten damit aufgezeigt, dass man ein Stadtmuseum mit den heutigen technischen Mitteln sehr interessant und attraktiv machen könne.
Dr. Hubertus Both (FW) befand die Vorstellung auch als hervorragend und begeisternd, denn Singen habe viele Identitäten aus einer bewegten Geschichte heraus. Die könne hier zu einer städtischen Identität zusammengefasst werden, weshalb ein solches Museum schon eine besondere Bedeutung hätte, für die Singener wie für die Gäste der Stadt. Wenn der OB sage, dass da kein Geld eingestellt sei, dann beträfe es auch mit dem derzeitigen Stand eine mittelfristige Finanzplanung, die ja eine Vorschau für geplante Investitionen ist. "Ich kann im Moment auch nicht sagen, wo das Geld herkommen soll", zuckte er trotz der spannenden Impulse dieser Sitzung mit den Achseln
Haus nicht leer stehen lassen
Eberhard Röhm (Grüne) fragte nach Museumsshop, Restaurant und dass diverse bauliche Dinge noch geklärt werden müssten. Da gehe es auch um Barrierefreiheit, wenn das Singener Schloss hier vom Keller bis unters Dach genutzt werden solle. Freilich sollte das Schloss ja jetzt nicht fünf Jahre leer stehen - mit Ausnahme der für das Hegau-Museum genutzten Räume. Die Anmietung des Schlosses über eine Vereinbarung mit der Erbengemeinschaft des Grafen Vetter von der Lilie als einstigem Schlossherren sei ja ein wichtiger Erfolg und Durchbruch auf dem Weg zum visionierten Stadtmuseum gewesen.
OB Bernd Häusler antwortete darauf, dass ein Restaurant mit Öffnung zum Schlossgarten ja auf dem Nachbargrundstück demnächst bebaut werden solle, wo die gräfliche Familie alsbald mit dem Bau eines großen Wohnprojekts beginnen wolle. Eine Klärung wegen der Erschließung laufe derzeit noch mit dem Denkmalschutz.
Eine der Fragen dazu sei, wo man einen Fahrstuhl hinbekommen könnte, der mal außerhalb des Gebäudes geplant war. Allerdings dürfe er die Dachtraufe nach den Dogmen der behördlichen Denkmalschützer nicht überragen. Die Inhaber, die dann auch Investoren für die Nachbarbebauung an der Schaffhauser Straße sind, hätten das auch versprochen.
Am Schluss einer intensiven Debatte wurde formell zumindest die Machbarkeitsstudie gegen die Stimmen der "Neuen Linie", eines Freien Wählers und zwei Grünen-Gemeinderäten formell zur Kenntnis genommen. Über die in der Beschlussvorlage aufgeführte weitere Planung des Projekts durch "Space4" mit ersten Entwürfen, wurde nicht mehr abgestimmt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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