Angeklagter war Feuerwehrmann und schon einmal verurteilt gewesen
Scheffelhallen-Brandstiftung hat eine lange Vorgeschichte

Scheffelhalle | Foto: Die Singener Scheffelhalle nach der Brandnacht. swb-Bild: of/Archiv
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Singen/Konstanz. Am Dienstag begann der Prozess vor dem Landgericht in Konstanz wegen der Brandstiftung an der Scheffelhalle in der Nacht auf den 17. November letzten Jahres gegen einen inzwischen 37-Jährigen, der nach seiner Verhaftung Ende März dieses Jahres nicht nur diese Tat eingeräumt hatte, sondern dem auch weitere Brandstiftungen im Zeitraum zwischen November 20 und Februar 2021 zur Last gelegt werden, die er auch in Vernehmungen mit der Polizei gestanden hatte.

Bei der Verhandlung in den Befragungen des Angeklagten stellte sich schnell heraus, dass es eine ganz schön lange Vorgeschichte zu diesen Fällen gibt. In einer Hegaugemeinde aufgewachsen, war er bei den Ministranten gewesen, im Fußball und später sogar bei der Feuerwehr. Schon da hatten sich Probleme eingestellt, die als Persönlichkeitsstörungen verortet wurden. Alkohol habe er in seiner Ministrantenzeit bereits kennengelernt, die Probleme dadurch sollten offensichtlich sein weiteres Leben begleiten, die auch zu verschiedenen Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen führten in Kombination mit Spielsucht. Eine erste Brandstiftung gab es schon 2005 in einer solchen Einrichtung in Isny, im Jahr 2013 waren es dann Strohballen bei einem Bauernhof, die in Flammen aufgingen und in deren Nachgang er auch zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Auch ein ausgelöster Bombenalarm am Singener Bahnhof ist vermerkt und die Feuerwehr musste er dadurch verlassen. Verschiedene Versuche des Mannes ohne Schulabschluss beruflich Fuß zu fassen waren fehlgeschlagen, in verschiedenen Zeitarbeitsunternehmen war er untergekommen, aber meist nur befristet, und hatte ausgerechnet am Tag seiner Festnahme noch die theoretische Prüfung als Lagerist bestanden, wie er selbst in der Vernehmung sagte.

Und auch der Brand der Scheffelhalle hatte noch ein direktes Vorspiel gehabt. Wenige Tage vor dieser Brandnacht ging bereits ein Papiercontainer am »Blauen Haus« am Ekkehard-Platz in Flammen auf. »Ich habe auf dem Heimweg einen Druck verspürt«, sagte er selbst im Gerichtssaal. Und als das Feuer brannte, sei der Druck weg gewesen und als die Feuerwehr kam, sei schon ein schlechtes Gewissen aufgekommen.

Am Tag des Scheffelhallenbrandes habe er ein Treffen mit seiner Ex-Freundin und ihrem neuen Freund gehabt, die ihn wegen der Probleme um die Spielsucht verlassen hatte, und sei gestresst gewesen. Auf dem Heimweg vom Bahnhof, wo regelmäßig bei Treffen mit Bekannten Alkohol konsumiert wurde, sei ihm der Gedanke auf ein Feuer gekommen, und das Gefühl, jetzt etwas tun zu müssen. Er sei aber erst noch mal nach Hause gegangen und dann wieder an die Halle, wo er dann sein Feuerzeug in den Papiercontainer gehalten habe, der nach Angaben der Kriminaltechniker weniger als einen Meter weg von einer hölzernen Außenstütze stand. Nach einigen Runden um die Halle habe er nochmals in den Container geschaut und den Eindruck gehabt, dass die Flammen erloschen seien und sei nach Hause gegangen. Das Bedürfnis habe er nicht gehabt, die Flammen noch einmal zu entzünden, sagte er im Gerichtssaal. Als er später die Knallgeräusche des Brandes gehört hatte, sei er selbst erschrocken und habe noch seine Mutter mitten in der Nacht angerufen. Was danach kam, wiegt freilich schwerer; denn es gab zwei weitere Brandstiftungen danach noch bis zum Februar und einen ausgelösten Brandalarm in der Sparkassen-Zenrtrale. Der Angeklagte sagte, dass er selbst wolle, dass das nun aufhöre und dass er ein geregeltes Leben führen wollte. Der Vorsitzende Richter sagte dazu aber, dass er ihm das Aufgrund der Nachgeschichte des Scheffelhallen-Brands nicht so richtig abnehmen könne.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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