Begeisterung über Jubiläumskonzert in Herz Jesu
Rutter adelt Madrigalchor
Singen (of). Was macht ein Chor, der in seiner 70-jährigen Geschichte schon so gut wie alle großen Meisterwerk gesungen hat und diese wie einen Rosenkranz durch die Finger gleiten lassen könnte, denn als besonderes Geschenk zum Jubiläum ans Publikum?
Keine leichte Frage, auf die es auch keine leichte Antwort gab. Denn der Madrigalchor der ALU Singen unter der Leitung von Hartmut Kasper wartete zum 70. mit dem Requiem von John Rutter (*1945) auf, das für Sänger wie Musiker und auch das Publikum schon eine Herausforderung ist.
Es ist ein Zwitter zwischen dem bekannten lateinischen Wehklagen einschließlich Agnus Dei und dem tiefen Grauen englischer Bestattungs-Liturgie, auch in der Sprache, die zuweilen fast dekorativen Charakter über den düsteren Klangbildern dieses Requiems hat, der gerade in der Singener Inszenzierung einen Ruhmesplatz in der Musikgeschichte verdient hätte.
Gerade dieses vielstimmige Brodeln, in der Rutter seinen Mut zur musikalischen Spannung voll ausspielt, dieses Flirren von Schiksal in der Luft, in dem eine Harfe wie eine Botschafterin von Himmelsglück wird, bevor all die Schmerzen um das unausweichliche aus den 80 Sängern unter der energischen Hand von Hartmut Kasper herausbrechen. Eine Spannung, in die sich die sich Mariann Grieshaber, sehr gefühlvoll einweben konnte, verschmolz im Blick zum Licht aus dunkler Seelengruft. Rutter, der postalisch den Madrigalchor vor dem Konzert grüßte, wäre stolz gewesen über die Kraft dieser Inszenierung, die den langen Beifall verdient hatte.
Vor dem Requiem wurde schon fünfstimmig mit drei Motetten von Bach eingestimmt, und einem etwas als Vorspiel zu langen ausgedehnten Bachschen Violinkonzert des Collegium Musicum unter der Leitung von Bruno Kewitsch.
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Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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