'"Sklaveninsel" auf der Färbe-Sommerbühne
Rollentausch als Wink der Revolutionäre

Am Schluss gibt es den gemeinsamen Chor der Herren und Herrinngen, ihren Sklaven, dem Phlilophen- Im Bild Stephan Weiland, Alexandra Born, Magalena Herzberg, Dina Roos, Stefan Wallraven und Fionn Stacey auf der Bühne des Färbe-Sommergartens. | Foto: Bührer
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  • Am Schluss gibt es den gemeinsamen Chor der Herren und Herrinngen, ihren Sklaven, dem Phlilophen- Im Bild Stephan Weiland, Alexandra Born, Magalena Herzberg, Dina Roos, Stefan Wallraven und Fionn Stacey auf der Bühne des Färbe-Sommergartens.
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Singen. Die Premiere des diesjährigen Sommertheaters der Färbe musste am Freitagabend in die "Basilika" umziehen, denn der Regen gab der Inszenierung des Stücks "Die Sklaveninsel" von Pierre Carlet de Marivaux, das Elmar F. Kühling entdeckt hatte, keine Chance - genauso wie am zweiten Spieltermin am Samstag. Aber das Theater war vorbereitet, mit einer zweiten Bühne, auf die man sogar umziehen könne, wenn es bei einer Aufführung auch mal zu regnen beginnt. Nun aber freut sich das Ensemble auf den Sommer, um nun wirklich im Färbegarten spielen zu können, der bis zum 26. Juli zur "Sklaveninsel" wird.

Auch wenn manche Zuschauer nicht zur Premiere kamen, weil sie eben auf "Open Air" bestehen, das Publikum konnte am Freitagabend eine vorzügliche Premiere eines Stücks feiern, das in zuweilen sehr amüsanter Weise die Situation durchgeht, wenn die Herrschenden auf einmal ihren Sklaven dienen müssen, mit der Frage, was dann die Untergebenen anders machen würden.

Man muss bedenken: Das Stück entstand im frühen 18. Jahrhundert und es war weithin bis zur französischen Revolution, die sich ja "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" aufs Schild schreiben wollte. Und diese ist auch eine ganz andere als die von Robinson Crusoe, der interessanterweise fast zur selben Zeit das Licht der literarischen Welt erblickte, denn auf dieser Insel habe die Sklaven (personifiziert von Dina Roos ganz im Geist der Rache) das sagen und zwingen den Gestrandeten ihre Regeln auf.

Also wird der Herr Iphicrate (Stephan Weiland) zum Knecht degradiert, sein Knecht Arlequin (Fionn Stacey) soll nun der Herr sein, inklusive Kleidertausch. Und auch Herrin Euphrosine (Alexandra Born) muss sich ihrer Magd Cleanthis (Magdalena Herzberg) unterordnen und leidet ganz theatralisch.

Doch schaffen die vier Protagonisten diesen von der Inselchefin verordneten Rollentausch? Geht die Macht in andere Hände? Kann sie das überhaupt? Es ist kurios anzusehen, wie hier die neuen Rollen von den Untergebenen ausprobiert werden, wie sie an der Macht gerne lecken, während ihre alten Herren und Herrinnen mit jeder Demütigung gefährlicher werden.

Bekommen Arlequin und Cleanthis gar eine Liebelei nach dem Sittenbild des Adels hin, das doch mit viel Zierrat behaftet ist. Bei diesen Versuchen kann das Publikum das herausgeforderte Quartett gerne begleiten, wenn auch die "Revolution" immer präsenter wird, die damals nach dem Tode des Sonnenkönigs doch im Volke schwelte.

Doch das Sklavenexperiment scheitert. Plötzlich kommt hier nicht nur Büchner ins Spiel, am Schluss erklingen - wie eine Vision - tatsächlich Lieder von der Revolution, die nicht mehr die Umkehr der Macht, sondern die Verbrüderung predigt. Richtig schön, hier kann man auf der Sommerbühne tatsächlich eine Götterdämmerung erleben, denn sogar ein "alter Grieche" ist mit Stefan Wallraven dabei.

Die funktioniert tatsächlich auch in der Basilika, wenngleich sie unter Sternen natürlich um so imposanter ist.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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