Grüne-Kreisräte und Verkehrsclub Deutschland nutzen die Päsenz des »Connecting Europe Express«
Protestaktion gegen geplante Gäubahn-Kappung

Gäubahn Protest | Foto: Bei der Ankunft des »Connecting Europe Express« traten die Grünen-Kreisrätinnen Saskia Frank und Nina Röckelein und Markus Tittelbach vom VCD gegen die angekündige Kappung der Gäubahn ab 2025 ein. swb-Bild: Heide
  • Gäubahn Protest
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Singen/Stuttgart. Der unabhängige Fahrgastverband PRO BAHN begrüßte am Montag die Initiative der EU für eine Stärkung des europäischen Bahnverkehrs, kritisierte aber, dass die geplante Kappung der internationalen Bahnverbindung Stuttgart – Zürich diesem Ziel fundamental zuwiderlaufe. Der Verband fordert deshalb einen Weiterbetrieb der Gäubahn bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof auch nach 2025, wenn der Tiefbahnhof ohne diese Verbindung in Betrieb genommen werde.

Am Montag war der Zug »Connecting Europe Express« auf der Gäubahn von Suttgart aus unterwegs gewesen. Diese Initiative der EU zum Jahr des Schienenverkehrs soll Werbung für das Reisen durch Europa mit der Bahn machen und dazu anregen, auch längere Strecken innerhalb Europas mit der Bahn zurückzulegen. Beim Halt in Singen zeigten die beiden Grünen-Kreisrätinnen Saskia Frank und Nina Röckelein wie Markus Tittelbach vom Verkehrsclub Deutschland Flagge. Die Botschaft nach dem Wahltag war klar: »Ich hoffe, dass unsere beiden neuen lokalen Abgeordneten Lina Seitzl und Ann-Veruschka Jurisch in Berlin dafür kämpfen werden, dass uns der Singener Bahnhof als Fernverkehrsknoten für die Region erhalten bleibt und wieder gestärkt wird!«, twitterte Röckelein zur Aktion am Montagnachmitttag.

Das Angebot für internationale Verbindungen sei in den letzten Jahren immer stärker zugunsten des nationalen Verkehrs zusammengestrichen worden, kritisert der Verband. Während in Stuttgart früher EC-Züge in viele Nachbarländer fuhren und auch Nachtzugverbindungen mit Zielen in den Niederlanden, Dänemark, Tschechien, Österreich, Italien und Frankreich angeboten wurden, gibt es heute täglich nur noch fünf TGV-Verbindungen nach Paris, drei Verbindungen nach Klagenfurt und acht Verbindungen nach Zürich.

Mit der Inbetriebnahme von »Stuttgart 21« solle nun ausgerechnet diese wichtige Verbindung in die Schweiz auch noch für mindestens zehn Jahre gekappt werden, während parallel die Autobahn A 81 ausgebaut werde. »So haben wir uns das neue Herz Europas nicht vorgestellt«, meint Dr. Wolfgang Staiger, stellvertretender Vorsitzender des PROBAHN-Regionalverbands. Versprochen wurde mit den Verträgen von Lugano 1996 eine Einbindung in ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz mit attraktiven Fahrzeiten unter anderem nach Bern (3:30 Stunden) und Mailand (4:30 Stunden) und Durchbindungen von Zügen von Nürnberg über Stuttgart nach Zürich.

Stattdessen werde den Fahrgästen mehr als ein Vierteljahrhundert später eine dramatische Verschlechterung der Verbindung in die Schweiz zugemutet, bei der Reisende gezwungen werden, zuerst mit der S-Bahn nach Stuttgart-Vaihingen zu fahren, wo sie dann in den Fernzug nach Zürich umsteigen müssen. »Nirgends in Europa wird eine funktionsfähige und gut ausgelastete internationale Zugverbindung einfach gekappt und nur noch von einem Vorortbahnhof bedient. So kann man keine Autofahrer davon überzeugen, für Fahrten in das Nachbarland die Bahn zu wählen«, ist Staiger überzeugt.

»Weite Wege beim Umsteigen, Bahnsteigwechsel mit Gepäck, volle S-Bahnen mit Stehplatzgarantie und das Risiko, den Anschluss zu verpassen, werden sich nur Leute antun, die keine Alternative haben. So lässt sich jedenfalls das Ziel, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln, nicht erreichen. Eher ist mit einem Rückgang zu rechnen.«

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert deshalb die DB AG sowie die Projektpartner von »Stuttgart 21« dazu auf, endlich Konsequenzen aus dem völlig aus dem Ruder gelaufenen Zeitplan für den Anschluss der Gäubahn zu ziehen und die oberirdische Einfahrtsgleise so lange weiterzubetreiben, bis eine alternative Anbindung an den Tiefbahnhof verwirklicht ist. »Wir haben gezeigt, dass eine solche Interimslösung technisch möglich ist und dass der Städtebau dadurch nur minimal beeinträchtigt wird. Deshalb darf Stuttgart nicht von dieser wichtigen internationalen Verbindung in die Schweiz und nach Italien abgehängt werden«, meint Staiger, der dafür auch Rückenwind aus Singen bekam.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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